Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Neuntes Buch [Spaltenumbruch]
gar früh in ihnen ein unmäßiges Verlangenvon der Fürstin Asblaste vollends zu verneh- men/ wie sie aus dem Schiffbruche in das Cim- brische Heiligthum/ und von dar nach Deutsch- burg gleich so zu rechter Zeit kommen wäre. Al- leine/ es war diese drey Tage kein Mittel an sie zu kommen/ weil sie Tag und Nacht in der Tan- fanischen Höle mit Beten zubrachte; auch ausser dem Genüß etlicher Kräuter und des daselbst herfür quellenden Wassers keine Speise zu sich nahm. Diesemnach sie denn mit allerhand an- dern annehmlichen Ergetzligkeiten die Zeit ein- ander vertreiben musten; biß Hertzog Herrmann und Thußnelde den vierdten Tag mit der Mor- genröthe sich schon herfür machten/ und mit ei- ner kleinen Begleitung zu dem Tanfanischen Heiligthume verfügten. Denn es trugen ihnen nur drey Edel-Knaben/ und zwey Jungfrauen fünff Fackeln für; welche ungleiche Zahl so wol deßwegen: daß sie nicht in zwey gleiche Theile zertrennet werden kan/ als die ungleiche Ge- walt der Vermählten anzudeuten; bey denen Hochzeiten für heilig gehalten wird. Hertzog Herrmann und Thußnelde sassen beysammen zwar auf einem in Gestalt einer Muschel zierlich ver- güldetem Wagen; an statt köstlicher Tapeze- reyen aber waren ihnen nur gemeine Lamm- Felle untergelegt. Die wurden für dem Al- tare auch auff die Erde gebreitet: daß die neuen Ehleute bey ihrer Andacht und Opfferung dar- auff treten und knien konten. Denn auf diese Art pflegten nicht nur bey denen Deutschen/ sondern auch bey andern Nord-Völckern die allerfeftesten Bündnüsse bestetigt zu werden. Thußnelde hatte ihr Haupt und Antlitz mit ei- nem Safran-färbichten Tuche verhüllet zum Zeichen ihrer Schamhafftigkeit/ und des ih- rem Eh-Herrn verpflichteten Gehorsams. Hingegen prangete der Feldherr mit einem Krantze frischer und nur halb aufgeschossener Rosen gleich als mit einem Sieges Zeichen we- gen eroberter Jungfrauschafft. Dieses Altar [Spaltenumbruch] war von uhralter Zeit her der Schamhafftig- keit geeignet; und opfferten niemand/ als die neuen Ehleute einmahl nach dem Beylager darauff. So bald das Brenn-Holtz darauff von den Priester-Knechten zu rechte/ und die Opffer-Thiere darauff gelegt waren; kam die heilige Asblaste eilfertig aus der Höle gerennet; und zündete mit einer in der Hand habenden Wachs-Fackel beydes an; meldende: daß ihr/ als einer Mutter/ nicht nur die Hochzeit-Fa- ckeln fürzutragen; sondern auch als einer Prie- sterin die Opffer zu verrichten zukäme. Wel- ches die anwesenden Priester/ die sie wegen ih- rer Heiligkeit auffs demüthigste verehrten/ ger- ne geschehen liessen. Nach dem alles verbrennt war/ Asblaste auch aus der Asche alles Gutes wahrsagte/ stand Thußnelde auf/ raffte vom Al- tare dreymahl mit ihren zusammen gehölten Händen die noch heisse Asche/ streute sie auf den Rasen/ trat mit beyden nackten Füssen darauf/ und rieff: Verhängnüs! wo du wieder meinen Wunsch die Reye des Todes mir nach meinem Gemahle bestimmet hast; und ich mit seiner Todten-Asche nicht die Meinige/ wie diese all- hier mit meinen Füssen vermische; so lasse mich die Lufft keinen gesunden Athem schöpffen; und die Erde gönne meinen Gebeinen keine ruhige Grabstatt! Gönne mir und Deutschlande die Glückseligkeit: daß dieses uns ein Grabmahl der Liebhaber auffrichte/ wie Tarent Orestillen und dem Plautius; welcher auff seines Ehwei- bes Leiche entseelet und verbrennnet worden. Könte ich aber diese Ubermaße des Glückes er- bitten: daß ich durch meinen Tod meinem Herr- manne/ wie Alcestis durch ihren dem Admetus/ und Gracchus seiner Cornelien/ verlängern könte; wüste ich die Freude meiner Seele nicht zu begreiffen. Der Feldherr umarmte nach diesem Gelübde seine Thußnelde. Der Prie- ster Libys aber kam/ und nach dem Asblaste ihr das Tuch und Schleyer vom Gesichte wegge- zogen/ sätzte er ihr den aus gewissen mit purper- färbichten
Neuntes Buch [Spaltenumbruch]
gar fruͤh in ihnen ein unmaͤßiges Verlangenvon der Fuͤrſtin Asblaſte vollends zu verneh- men/ wie ſie aus dem Schiffbruche in das Cim- briſche Heiligthum/ und von dar nach Deutſch- burg gleich ſo zu rechter Zeit kommen waͤre. Al- leine/ es war dieſe drey Tage kein Mittel an ſie zu kommen/ weil ſie Tag und Nacht in der Tan- faniſchen Hoͤle mit Beten zubrachte; auch auſſer dem Genuͤß etlicher Kraͤuter und des daſelbſt herfuͤr quellenden Waſſers keine Speiſe zu ſich nahm. Dieſemnach ſie denn mit allerhand an- dern annehmlichen Ergetzligkeiten die Zeit ein- ander vertreiben muſten; biß Hertzog Herꝛmañ und Thußnelde den vierdten Tag mit der Mor- genroͤthe ſich ſchon herfuͤr machten/ und mit ei- ner kleinen Begleitung zu dem Tanfaniſchen Heiligthume verfuͤgten. Denn es trugen ihnen nur drey Edel-Knaben/ und zwey Jungfrauen fuͤnff Fackeln fuͤr; welche ungleiche Zahl ſo wol deßwegen: daß ſie nicht in zwey gleiche Theile zertrennet werden kan/ als die ungleiche Ge- walt der Vermaͤhlten anzudeuten; bey denen Hochzeiten fuͤr heilig gehalten wird. Hertzog Herꝛmañ und Thußnelde ſaſſen beyſam̃en zwar auf einem in Geſtalt einer Muſchel zierlich ver- guͤldetem Wagen; an ſtatt koͤſtlicher Tapeze- reyen aber waren ihnen nur gemeine Lamm- Felle untergelegt. Die wurden fuͤr dem Al- tare auch auff die Erde gebreitet: daß die neuen Ehleute bey ihrer Andacht und Opfferung dar- auff treten und knien konten. Denn auf dieſe Art pflegten nicht nur bey denen Deutſchen/ ſondern auch bey andern Nord-Voͤlckern die allerfefteſten Buͤndnuͤſſe beſtetigt zu werden. Thußnelde hatte ihr Haupt und Antlitz mit ei- nem Safran-faͤrbichten Tuche verhuͤllet zum Zeichen ihrer Schamhafftigkeit/ und des ih- rem Eh-Herꝛn verpflichteten Gehorſams. Hingegen prangete der Feldherꝛ mit einem Krantze friſcher und nur halb aufgeſchoſſener Roſen gleich als mit einem Sieges Zeichen we- gen eroberter Jungfrauſchafft. Dieſes Altar [Spaltenumbruch] war von uhralter Zeit her der Schamhafftig- keit geeignet; und opfferten niemand/ als die neuen Ehleute einmahl nach dem Beylager darauff. So bald das Brenn-Holtz darauff von den Prieſter-Knechten zu rechte/ und die Opffer-Thiere darauff gelegt waren; kam die heilige Asblaſte eilfertig aus der Hoͤle gerennet; und zuͤndete mit einer in der Hand habenden Wachs-Fackel beydes an; meldende: daß ihr/ als einer Mutter/ nicht nur die Hochzeit-Fa- ckeln fuͤrzutragen; ſondern auch als einer Prie- ſterin die Opffer zu verrichten zukaͤme. Wel- ches die anweſenden Prieſter/ die ſie wegen ih- rer Heiligkeit auffs demuͤthigſte verehrten/ ger- ne geſchehen lieſſen. Nach dem alles verbrennt war/ Asblaſte auch aus der Aſche alles Gutes wahrſagte/ ſtand Thußnelde auf/ raffte vom Al- tare dreymahl mit ihren zuſammen gehoͤlten Haͤnden die noch heiſſe Aſche/ ſtreute ſie auf den Raſen/ trat mit beyden nackten Fuͤſſen darauf/ und rieff: Verhaͤngnuͤs! wo du wieder meinen Wunſch die Reye des Todes mir nach meinem Gemahle beſtimmet haſt; und ich mit ſeiner Todten-Aſche nicht die Meinige/ wie dieſe all- hier mit meinen Fuͤſſen vermiſche; ſo laſſe mich die Lufft keinen geſunden Athem ſchoͤpffen; und die Erde goͤnne meinen Gebeinen keine ruhige Grabſtatt! Goͤnne mir und Deutſchlande die Gluͤckſeligkeit: daß dieſes uns ein Grabmahl der Liebhaber auffrichte/ wie Tarent Oreſtillen und dem Plautius; welcher auff ſeines Ehwei- bes Leiche entſeelet und verbrennnet worden. Koͤnte ich aber dieſe Ubermaße des Gluͤckes er- bitten: daß ich durch meinen Tod meinem Herꝛ- manne/ wie Alceſtis durch ihren dem Admetus/ und Gracchus ſeiner Cornelien/ verlaͤngern koͤnte; wuͤſte ich die Freude meiner Seele nicht zu begreiffen. Der Feldherꝛ umarmte nach dieſem Geluͤbde ſeine Thußnelde. Der Prie- ſter Libys aber kam/ und nach dem Asblaſte ihr das Tuch und Schleyer vom Geſichte wegge- zogen/ ſaͤtzte er ihr den aus gewiſſen mit purper- faͤrbichten
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Neuntes Buch
gar fruͤh in ihnen ein unmaͤßiges Verlangen
von der Fuͤrſtin Asblaſte vollends zu verneh-
men/ wie ſie aus dem Schiffbruche in das Cim-
briſche Heiligthum/ und von dar nach Deutſch-
burg gleich ſo zu rechter Zeit kommen waͤre. Al-
leine/ es war dieſe drey Tage kein Mittel an ſie
zu kommen/ weil ſie Tag und Nacht in der Tan-
faniſchen Hoͤle mit Beten zubrachte; auch auſſer
dem Genuͤß etlicher Kraͤuter und des daſelbſt
herfuͤr quellenden Waſſers keine Speiſe zu ſich
nahm. Dieſemnach ſie denn mit allerhand an-
dern annehmlichen Ergetzligkeiten die Zeit ein-
ander vertreiben muſten; biß Hertzog Herꝛmañ
und Thußnelde den vierdten Tag mit der Mor-
genroͤthe ſich ſchon herfuͤr machten/ und mit ei-
ner kleinen Begleitung zu dem Tanfaniſchen
Heiligthume verfuͤgten. Denn es trugen ihnen
nur drey Edel-Knaben/ und zwey Jungfrauen
fuͤnff Fackeln fuͤr; welche ungleiche Zahl ſo wol
deßwegen: daß ſie nicht in zwey gleiche Theile
zertrennet werden kan/ als die ungleiche Ge-
walt der Vermaͤhlten anzudeuten; bey denen
Hochzeiten fuͤr heilig gehalten wird. Hertzog
Herꝛmañ und Thußnelde ſaſſen beyſam̃en zwar
auf einem in Geſtalt einer Muſchel zierlich ver-
guͤldetem Wagen; an ſtatt koͤſtlicher Tapeze-
reyen aber waren ihnen nur gemeine Lamm-
Felle untergelegt. Die wurden fuͤr dem Al-
tare auch auff die Erde gebreitet: daß die neuen
Ehleute bey ihrer Andacht und Opfferung dar-
auff treten und knien konten. Denn auf dieſe
Art pflegten nicht nur bey denen Deutſchen/
ſondern auch bey andern Nord-Voͤlckern die
allerfefteſten Buͤndnuͤſſe beſtetigt zu werden.
Thußnelde hatte ihr Haupt und Antlitz mit ei-
nem Safran-faͤrbichten Tuche verhuͤllet zum
Zeichen ihrer Schamhafftigkeit/ und des ih-
rem Eh-Herꝛn verpflichteten Gehorſams.
Hingegen prangete der Feldherꝛ mit einem
Krantze friſcher und nur halb aufgeſchoſſener
Roſen gleich als mit einem Sieges Zeichen we-
gen eroberter Jungfrauſchafft. Dieſes Altar
war von uhralter Zeit her der Schamhafftig-
keit geeignet; und opfferten niemand/ als die
neuen Ehleute einmahl nach dem Beylager
darauff. So bald das Brenn-Holtz darauff
von den Prieſter-Knechten zu rechte/ und die
Opffer-Thiere darauff gelegt waren; kam die
heilige Asblaſte eilfertig aus der Hoͤle gerennet;
und zuͤndete mit einer in der Hand habenden
Wachs-Fackel beydes an; meldende: daß ihr/
als einer Mutter/ nicht nur die Hochzeit-Fa-
ckeln fuͤrzutragen; ſondern auch als einer Prie-
ſterin die Opffer zu verrichten zukaͤme. Wel-
ches die anweſenden Prieſter/ die ſie wegen ih-
rer Heiligkeit auffs demuͤthigſte verehrten/ ger-
ne geſchehen lieſſen. Nach dem alles verbrennt
war/ Asblaſte auch aus der Aſche alles Gutes
wahrſagte/ ſtand Thußnelde auf/ raffte vom Al-
tare dreymahl mit ihren zuſammen gehoͤlten
Haͤnden die noch heiſſe Aſche/ ſtreute ſie auf den
Raſen/ trat mit beyden nackten Fuͤſſen darauf/
und rieff: Verhaͤngnuͤs! wo du wieder meinen
Wunſch die Reye des Todes mir nach meinem
Gemahle beſtimmet haſt; und ich mit ſeiner
Todten-Aſche nicht die Meinige/ wie dieſe all-
hier mit meinen Fuͤſſen vermiſche; ſo laſſe mich
die Lufft keinen geſunden Athem ſchoͤpffen; und
die Erde goͤnne meinen Gebeinen keine ruhige
Grabſtatt! Goͤnne mir und Deutſchlande die
Gluͤckſeligkeit: daß dieſes uns ein Grabmahl
der Liebhaber auffrichte/ wie Tarent Oreſtillen
und dem Plautius; welcher auff ſeines Ehwei-
bes Leiche entſeelet und verbrennnet worden.
Koͤnte ich aber dieſe Ubermaße des Gluͤckes er-
bitten: daß ich durch meinen Tod meinem Herꝛ-
manne/ wie Alceſtis durch ihren dem Admetus/
und Gracchus ſeiner Cornelien/ verlaͤngern
koͤnte; wuͤſte ich die Freude meiner Seele nicht
zu begreiffen. Der Feldherꝛ umarmte nach
dieſem Geluͤbde ſeine Thußnelde. Der Prie-
ſter Libys aber kam/ und nach dem Asblaſte ihr
das Tuch und Schleyer vom Geſichte wegge-
zogen/ ſaͤtzte er ihr den aus gewiſſen mit purper-
faͤrbichten
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