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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] sahe; und gleichwol nach vieler Monathe Auff-
ziehung sich über keine muthwillige Aeffung be-
klagen konte. Hingegen brachte Herrmann
durch seine sich noch immer vergrössernde Kriegs-
Anstalt denen Longobarden so viel zeitlicher den
Beystand des Königs Marbod zu wege; ob
er schon unter der Hand den Longobardischen
Hertzog Wilhelm nachmahls versicherte: daß
er sich von den Cheruskern ehe der Hülffe/ als
eines Wiedrigen zu versehen hätte. Sintemahl
Marbod ihm die Rechnung machte: daß das
eingebildete Bindnüs der Römer und Cherus-
ker nicht so wol auf die Longobarden/ als Marck-
männer das Absehen hätte. Also gelten und
würcken alle Sachen nicht nach der Eigen-
schafft ihres Wesens/ sondern nach dem Schat-
ten ihres bländenden Ansehens. Dahero auch
ins gemein nicht nur albere/ sondern auch
scharffsichtige sich an der Schale der Dinge ver-
gnügen; und die wenigsten derselben den Kern
erkennen lernen. Wie nun Herrmann hier-
durch bewehrte: daß eine nach Beschaffenheit
der Zeit gebehrdete Stirne nichts minder/ als
die Klugheit im Gehirne und die Unerschro-
ckenheit im Hertzen nöthig sey; also wolte er
hernach zeigen: daß bey sich ereignender Gele-
genheit was fruchtbares zu stifften/ seine Ent-
schlüssung keines Hebers/ seine Tapfferkeit kei-
nes Spornes von nöthen hätte. Denn nach
dem die Römer bey der Zusammenrinnung der
Havel und Elbe von denen Longobarden und
Marckmännern den unglücklichen Streich
bekamen; und Tiberius theils wegen verzweif-
felter Uberkunfft über die Elbe in dem Longo-
bardischen Gebiete/ theils sich anderwerts an
denen Marck männern zu rächen an dem Stro-
me hinauf biß zu denen Hermundurern zohe;
und nun zwischen diesen beyden Völckern ein
beständiger Krieg vermuthet war; schick-
te Hertzog Herrmann an König Marbod eine
Gesandschafft um mit ihm wieder die Römer
ein Bündnüs zu schlüssen. Den Tag aber/ als
[Spaltenumbruch] der Gesandte nach Marbods-Stadt kam/ ver-
glich sich Marbod mit dem Tiberius; daher je-
ner mit seiner Botschafft hinter dem Berge
halten/ und seinen Verrichtungen einen andern
Firnis anstreichen muste. Nichts desto weniger
schöpffte der schlaue Tiberius einen nicht gerin-
gen Argwohn hieraus; daher er sein Kriegs-
Heer unter dem Sentius Saturnin grossen
Theils bey den Chauzen/ Bructerern/ und auff
die Cheruskischen Gräntzen verlegte; um die-
sen streitbaren Völckern die Flügel zu verschnei-
den; wormit sie sich nicht über die Römischen
Adler empor schwingen möchten. Alleine der
vorsichtige Herrmann fand durch seine ange-
bohrne Anmuth ein Hefft sich aus dieser Schwe-
rigkeit zu reissen. Denn wie es für viel höher zu
schätzen ist aller Gewogenheit/ als vieler Ruhm
zu erlangen; die Höfligkeit aber die gewisseste
Angel edler Gemüther/ ja gleichsam eine Be-
zauberung der Unhold ist; also wuste Hertzog
Herrmann hier mit gegen den tapffern Satur-
nin den Meister zu spielen/ und sich seines Ge-
müthes durch freundliche Bewillkommung und
allerhand Ehrenbezeigungen zu bemächtigen.
Wor zu ihm denn Saturnins vom Herrmann
bereits vorher geschöpffte Meynung leicht die
Bahn brach; weil doch die/ welche man schon
hoch schätzt/ leicht die Staffel beliebt zu werden
erreichen können. Wiewol dieses letztere nicht
so wol von unserm eigenen Beginnen/ als von
einem gewissen Einflusse des Gestirnes/ das
etlichen eine Magnetische Krafft anderer Her-
tzen an sich zu ziehen einflösset/ den Uhrsprung
hat; oder zum minsten seine Vollkommenheit
erreicht. Durch dieses Band ward Saturnin
so gefässelt: daß er ohne den Hertzog Herrmann
schier nicht seyn konte; sondern von der Festung
Alison mehrmahls nach Deutschburg kam/ um
seiner annehmlichen Gesell schafft zu genüssen;
all wo er theils mit aller hand Ritter-Spielen/
theils Jagten und andern Kurtzweilen höchst-
ver gnüglich unterhalten ward. Wie nun Sa-

turnin
X x x x x x x 2

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] ſahe; und gleichwol nach vieler Monathe Auff-
ziehung ſich uͤber keine muthwillige Aeffung be-
klagen konte. Hingegen brachte Herrmann
durch ſeine ſich noch im̃er vergroͤſſernde Kriegs-
Anſtalt denen Longobarden ſo viel zeitlicher den
Beyſtand des Koͤnigs Marbod zu wege; ob
er ſchon unter der Hand den Longobardiſchen
Hertzog Wilhelm nachmahls verſicherte: daß
er ſich von den Cheruskern ehe der Huͤlffe/ als
eines Wiedrigen zu verſehen haͤtte. Sintemahl
Marbod ihm die Rechnung machte: daß das
eingebildete Bindnuͤs der Roͤmer und Cherus-
ker nicht ſo wol auf die Longobarden/ als Maꝛck-
maͤnner das Abſehen haͤtte. Alſo gelten und
wuͤrcken alle Sachen nicht nach der Eigen-
ſchafft ihres Weſens/ ſondern nach dem Schat-
ten ihres blaͤndenden Anſehens. Dahero auch
ins gemein nicht nur albere/ ſondern auch
ſcharffſichtige ſich an der Schale der Dinge ver-
gnuͤgen; und die wenigſten derſelben den Kern
erkennen lernen. Wie nun Herrmann hier-
durch bewehrte: daß eine nach Beſchaffenheit
der Zeit gebehrdete Stirne nichts minder/ als
die Klugheit im Gehirne und die Unerſchro-
ckenheit im Hertzen noͤthig ſey; alſo wolte er
hernach zeigen: daß bey ſich ereignender Gele-
genheit was fruchtbares zu ſtifften/ ſeine Ent-
ſchluͤſſung keines Hebers/ ſeine Tapfferkeit kei-
nes Spornes von noͤthen haͤtte. Denn nach
dem die Roͤmer bey der Zuſammenrinnung der
Havel und Elbe von denen Longobarden und
Marckmaͤnnern den ungluͤcklichen Streich
bekamen; und Tiberius theils wegen verzweif-
felter Uberkunfft uͤber die Elbe in dem Longo-
bardiſchen Gebiete/ theils ſich anderwerts an
denen Marck maͤnnern zu raͤchen an dem Stro-
me hinauf biß zu denen Hermundurern zohe;
und nun zwiſchen dieſen beyden Voͤlckern ein
beſtaͤndiger Krieg vermuthet war; ſchick-
te Hertzog Herrmann an Koͤnig Marbod eine
Geſandſchafft um mit ihm wieder die Roͤmer
ein Buͤndnuͤs zu ſchluͤſſen. Den Tag aber/ als
[Spaltenumbruch] der Geſandte nach Marbods-Stadt kam/ ver-
glich ſich Marbod mit dem Tiberius; daher je-
ner mit ſeiner Botſchafft hinter dem Berge
halten/ und ſeinen Verrichtungen einen andern
Firnis anſtreichen muſte. Nichts deſto weniger
ſchoͤpffte der ſchlaue Tiberius einen nicht gerin-
gen Argwohn hieraus; daher er ſein Kriegs-
Heer unter dem Sentius Saturnin groſſen
Theils bey den Chauzen/ Bructerern/ und auff
die Cheruskiſchen Graͤntzen verlegte; um die-
ſen ſtreitbaren Voͤlckern die Fluͤgel zu verſchnei-
den; wormit ſie ſich nicht uͤber die Roͤmiſchen
Adler empor ſchwingen moͤchten. Alleine der
vorſichtige Herrmann fand durch ſeine ange-
bohrne Anmuth ein Hefft ſich aus dieſer Schwe-
rigkeit zu reiſſen. Denn wie es fuͤr viel hoͤher zu
ſchaͤtzen iſt aller Gewogenheit/ als vieler Ruhm
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Angel edler Gemuͤther/ ja gleichſam eine Be-
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Herrmann hier mit gegen den tapffern Satur-
nin den Meiſter zu ſpielen/ und ſich ſeines Ge-
muͤthes durch freundliche Bewillkommung und
allerhand Ehrenbezeigungen zu bemaͤchtigen.
Wor zu ihm denn Saturnins vom Herrmann
bereits vorher geſchoͤpffte Meynung leicht die
Bahn brach; weil doch die/ welche man ſchon
hoch ſchaͤtzt/ leicht die Staffel beliebt zu werden
erreichen koͤnnen. Wiewol dieſes letztere nicht
ſo wol von unſerm eigenen Beginnen/ als von
einem gewiſſen Einfluſſe des Geſtirnes/ das
etlichen eine Magnetiſche Krafft anderer Her-
tzen an ſich zu ziehen einfloͤſſet/ den Uhrſprung
hat; oder zum minſten ſeine Vollkommenheit
erreicht. Durch dieſes Band ward Saturnin
ſo gefaͤſſelt: daß er ohne den Hertzog Herrmann
ſchier nicht ſeyn konte; ſondern von der Feſtung
Aliſon mehrmahls nach Deutſchburg kam/ um
ſeiner annehmlichen Geſell ſchafft zu genuͤſſen;
all wo er theils mit aller hand Ritter-Spielen/
theils Jagten und andern Kurtzweilen hoͤchſt-
ver gnuͤglich unterhalten ward. Wie nun Sa-

turnin
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1267[1269]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1333>, abgerufen am 07.05.2024.