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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Hitze verwandeln/ wormit man sie ausleschen
will. Weßwegen die vorsichtige Asblaste am
Kayser ein und andere bedenckliche Verände-
rung wahrnahm/ und Liviens Anmuthungen
ausser Zweiffel auf ihn gedeutet hätte; wenn
anders der Warheit ähnlich gewest wäre: daß
eine Eh-Frau ihrem Eh-Manne selbst Kebs-
Weiber zukoppeln solte. Wiewol wir hernach
umständlich erfuhren: daß August sein voriges
Eh-Weib Scribonien aus keiner andern Ursa-
che; als weil sie ihren Nebenbuhlerinnen nicht
die Obmäßigkeit enthängen wolte/ an dem Ta-
ge/ da sie ihm doch eine Tochter gebahr/ verstos-
sen/ Livia aber ihn dardurch gleichsam bezau-
bert hatte: daß sie nicht nur mit keiner eiverte;
sondern die schönsten Frauen und Jungfrauen
selbst in sein Bette führte; ja nicht anders als
der berühmte Magde-Krämer Thoranius alle
vorher fingernackt entkleidete Kebs - Weiber
genau prüfete: Ob sie Augusten zu vergnügen
auch fähig seyn würden? Gleichwol/ als As-
blaste zu mir/ fuhr die Gräfin von der Lippe
fort/ in ihr Zimmer kam; fiel sie mir thränende
um den Halß/ und fieng an: Wir sind leider
verlohren! und denen Sirenischen Schiffs-
bruch-Klippen viel näher; als uns der Augen-
schein jene dort in dem Meere herfür zeiget!
Denn die Liebkosungen der Livia sind ein töd-
tendes Zauber-Lied; welches nach verlohrner
Freyheit auch meine Ehre in den Abgrund stür-
tzen will. Sie erzehlte mir hierauff alle Un-
terredungen/ welche ich ihr aber noch zum besten
ausdeutete.

Folgenden Morgen kam Livia zeitlich ins
Zimmer/ und nahm Asblasten mit in das Ge-
mach des Kaysers; welcher der bey ihm versamm-
leten fürnehmen Gesellschafft fürtrug: daß er
die auff dieser Ziegen - Jnsel gelegene zwölff
Vorwerge denen zwölff obersten Göttern ge-
wiedmet hätte; und also solten sie looßen/ was
für eine göttliche Person ieder seiner Gäste für-
zustellen/ und also nicht nur iedes Vorwerg
[Spaltenumbruch] nach eines gewissen Gottes Nahmen zu nen-
nen/ sondern auch eine ihm anständige Ergötz-
ligkeit anzustellen hätte. Der Kayser grieff
zum ersten/ und zohe das Zeichen des Apollo/
Tiberius des Saturn/ Drusus Jupiters/ Me-
cänas des Mercur/ Lucius des Mars/ und Ca-
jus des Neptun; Livia der Ceres/ Asblaste der
Vesta/ Julia Dianens/ Terentia der Juno/
Antonia der Venus/ und endlich Pola/ Agrip-
pens Schwester/ Minervens herfür. Noch
selbigen Tag fuhren sie durch das gantze Ey-
land/ und muste iedes ein Lust- Hauß so wol sei-
nem Gotte/ als zu seiner vorhabenden Lust er-
kiesen. Der Kayser aber bestellte seine zwey
Freygelassenen Diomedes und Euceladus: daß
sie alle Nothdurfft auff Befehl dieser vergöt-
terten Menschen überflüßig herbey schaffen
musten. Die prächtigen Kleider und alles/ was
zu ihrem Auffzuge gehörte/ waren ohne diß im
Vorrathe dar. Den ersten Tag geschahe der
Zug auf das dem Jupiter zugeeignete Vor-
werg. Mecenas als der Mercur und der Bo-
the der Götter fuhr auf einem gantz goldenen
Wagen voran/ welchen drey weiße Wieder zo-
hen/ derer Hörner und Füsse vergüldet/ die
Köpffe mit Burtzel - Kraut bekräntzet waren.
Am Hintertheile des Wagens gläntzte der ge-
stirnte Krebs. Sein Kleid war vorwerts glän-
tzend Silberstück; am Rücken Eisenfarbicht;
weil er bald zu denen himmlischen bald hölli-
schen Göttern abgefertigt wird. Die Füsse und
Schläffe waren geflügelt; um seinen Herold-
Stab flochten sich zwey einträchtige Schlan-
gen. Neben ihm saß ein Hahn/ an dem Arme
hieng eine güldene Kette; wormit er der Men-
schen Ohren anfässelt/ und wohin er wil leitet;
er aber spielte auff der von ihm erfundenen
Leyer. Hierauff folgte Drusus als ein Jupi-
ter in flammendes Goldstücke gekleidet. Jn der
rechten Hand führte er den Blitz; an dem lin-
cken Arme den Argis-Schild mit dem darum
gespannten Ziegenfelle. Der Wagen war zier-

ver-
Erster Theil. M m m m m m m

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Hitze verwandeln/ wormit man ſie ausleſchen
will. Weßwegen die vorſichtige Asblaſte am
Kayſer ein und andere bedenckliche Veraͤnde-
rung wahrnahm/ und Liviens Anmuthungen
auſſer Zweiffel auf ihn gedeutet haͤtte; wenn
anders der Warheit aͤhnlich geweſt waͤre: daß
eine Eh-Frau ihrem Eh-Manne ſelbſt Kebs-
Weiber zukoppeln ſolte. Wiewol wir hernach
umſtaͤndlich erfuhren: daß Auguſt ſein voriges
Eh-Weib Scribonien aus keiner andern Urſa-
che; als weil ſie ihren Nebenbuhlerinnen nicht
die Obmaͤßigkeit enthaͤngen wolte/ an dem Ta-
ge/ da ſie ihm doch eine Tochter gebahr/ verſtoſ-
ſen/ Livia aber ihn dardurch gleichſam bezau-
bert hatte: daß ſie nicht nur mit keiner eiverte;
ſondern die ſchoͤnſten Frauen und Jungfrauen
ſelbſt in ſein Bette fuͤhrte; ja nicht anders als
der beruͤhmte Magde-Kraͤmer Thoranius alle
vorher fingernackt entkleidete Kebs - Weiber
genau pruͤfete: Ob ſie Auguſten zu vergnuͤgen
auch faͤhig ſeyn wuͤrden? Gleichwol/ als As-
blaſte zu mir/ fuhr die Graͤfin von der Lippe
fort/ in ihr Zimmer kam; fiel ſie mir thraͤnende
um den Halß/ und fieng an: Wir ſind leider
verlohren! und denen Sireniſchen Schiffs-
bruch-Klippen viel naͤher; als uns der Augen-
ſchein jene dort in dem Meere herfuͤr zeiget!
Denn die Liebkoſungen der Livia ſind ein toͤd-
tendes Zauber-Lied; welches nach verlohrner
Freyheit auch meine Ehre in den Abgrund ſtuͤr-
tzen will. Sie erzehlte mir hierauff alle Un-
terredungen/ welche ich ihr aber noch zum beſten
ausdeutete.

Folgenden Morgen kam Livia zeitlich ins
Zimmer/ und nahm Asblaſten mit in das Ge-
mach des Kayſers; welcher der bey ihm verſam̃-
leten fuͤrnehmen Geſellſchafft fuͤrtrug: daß er
die auff dieſer Ziegen - Jnſel gelegene zwoͤlff
Vorwerge denen zwoͤlff oberſten Goͤttern ge-
wiedmet haͤtte; und alſo ſolten ſie looßen/ was
fuͤr eine goͤttliche Perſon ieder ſeiner Gaͤſte fuͤr-
zuſtellen/ und alſo nicht nur iedes Vorwerg
[Spaltenumbruch] nach eines gewiſſen Gottes Nahmen zu nen-
nen/ ſondern auch eine ihm anſtaͤndige Ergoͤtz-
ligkeit anzuſtellen haͤtte. Der Kayſer grieff
zum erſten/ und zohe das Zeichen des Apollo/
Tiberius des Saturn/ Druſus Jupiters/ Me-
caͤnas des Mercur/ Lucius des Mars/ und Ca-
jus des Neptun; Livia der Ceres/ Asblaſte der
Veſta/ Julia Dianens/ Terentia der Juno/
Antonia der Venus/ und endlich Pola/ Agrip-
pens Schweſter/ Minervens herfuͤr. Noch
ſelbigen Tag fuhren ſie durch das gantze Ey-
land/ und muſte iedes ein Luſt- Hauß ſo wol ſei-
nem Gotte/ als zu ſeiner vorhabenden Luſt er-
kieſen. Der Kayſer aber beſtellte ſeine zwey
Freygelaſſenen Diomedes und Euceladus: daß
ſie alle Nothdurfft auff Befehl dieſer vergoͤt-
terten Menſchen uͤberfluͤßig herbey ſchaffen
muſten. Die praͤchtigen Kleider und alles/ was
zu ihrem Auffzuge gehoͤrte/ waren ohne diß im
Vorrathe dar. Den erſten Tag geſchahe der
Zug auf das dem Jupiter zugeeignete Vor-
werg. Mecenas als der Mercur und der Bo-
the der Goͤtter fuhr auf einem gantz goldenen
Wagen voran/ welchen drey weiße Wieder zo-
hen/ derer Hoͤrner und Fuͤſſe verguͤldet/ die
Koͤpffe mit Burtzel - Kraut bekraͤntzet waren.
Am Hintertheile des Wagens glaͤntzte der ge-
ſtirnte Krebs. Sein Kleid war vorwerts glaͤn-
tzend Silberſtuͤck; am Ruͤcken Eiſenfarbicht;
weil er bald zu denen himmliſchen bald hoͤlli-
ſchen Goͤttern abgefertigt wird. Die Fuͤſſe und
Schlaͤffe waren gefluͤgelt; um ſeinen Herold-
Stab flochten ſich zwey eintraͤchtige Schlan-
gen. Neben ihm ſaß ein Hahn/ an dem Arme
hieng eine guͤldene Kette; wormit er der Men-
ſchen Ohren anfaͤſſelt/ und wohin er wil leitet;
er aber ſpielte auff der von ihm erfundenen
Leyer. Hierauff folgte Druſus als ein Jupi-
ter in flammendes Goldſtuͤcke gekleidet. Jn der
rechten Hand fuͤhrte er den Blitz; an dem lin-
cken Arme den Argis-Schild mit dem darum
geſpannten Ziegenfelle. Der Wagen war zier-

ver-
Erſter Theil. M m m m m m m
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[1193[1195]/1259] Arminius und Thußnelda. Hitze verwandeln/ wormit man ſie ausleſchen will. Weßwegen die vorſichtige Asblaſte am Kayſer ein und andere bedenckliche Veraͤnde- rung wahrnahm/ und Liviens Anmuthungen auſſer Zweiffel auf ihn gedeutet haͤtte; wenn anders der Warheit aͤhnlich geweſt waͤre: daß eine Eh-Frau ihrem Eh-Manne ſelbſt Kebs- Weiber zukoppeln ſolte. Wiewol wir hernach umſtaͤndlich erfuhren: daß Auguſt ſein voriges Eh-Weib Scribonien aus keiner andern Urſa- che; als weil ſie ihren Nebenbuhlerinnen nicht die Obmaͤßigkeit enthaͤngen wolte/ an dem Ta- ge/ da ſie ihm doch eine Tochter gebahr/ verſtoſ- ſen/ Livia aber ihn dardurch gleichſam bezau- bert hatte: daß ſie nicht nur mit keiner eiverte; ſondern die ſchoͤnſten Frauen und Jungfrauen ſelbſt in ſein Bette fuͤhrte; ja nicht anders als der beruͤhmte Magde-Kraͤmer Thoranius alle vorher fingernackt entkleidete Kebs - Weiber genau pruͤfete: Ob ſie Auguſten zu vergnuͤgen auch faͤhig ſeyn wuͤrden? Gleichwol/ als As- blaſte zu mir/ fuhr die Graͤfin von der Lippe fort/ in ihr Zimmer kam; fiel ſie mir thraͤnende um den Halß/ und fieng an: Wir ſind leider verlohren! und denen Sireniſchen Schiffs- bruch-Klippen viel naͤher; als uns der Augen- ſchein jene dort in dem Meere herfuͤr zeiget! Denn die Liebkoſungen der Livia ſind ein toͤd- tendes Zauber-Lied; welches nach verlohrner Freyheit auch meine Ehre in den Abgrund ſtuͤr- tzen will. Sie erzehlte mir hierauff alle Un- terredungen/ welche ich ihr aber noch zum beſten ausdeutete. Folgenden Morgen kam Livia zeitlich ins Zimmer/ und nahm Asblaſten mit in das Ge- mach des Kayſers; welcher der bey ihm verſam̃- leten fuͤrnehmen Geſellſchafft fuͤrtrug: daß er die auff dieſer Ziegen - Jnſel gelegene zwoͤlff Vorwerge denen zwoͤlff oberſten Goͤttern ge- wiedmet haͤtte; und alſo ſolten ſie looßen/ was fuͤr eine goͤttliche Perſon ieder ſeiner Gaͤſte fuͤr- zuſtellen/ und alſo nicht nur iedes Vorwerg nach eines gewiſſen Gottes Nahmen zu nen- nen/ ſondern auch eine ihm anſtaͤndige Ergoͤtz- ligkeit anzuſtellen haͤtte. Der Kayſer grieff zum erſten/ und zohe das Zeichen des Apollo/ Tiberius des Saturn/ Druſus Jupiters/ Me- caͤnas des Mercur/ Lucius des Mars/ und Ca- jus des Neptun; Livia der Ceres/ Asblaſte der Veſta/ Julia Dianens/ Terentia der Juno/ Antonia der Venus/ und endlich Pola/ Agrip- pens Schweſter/ Minervens herfuͤr. Noch ſelbigen Tag fuhren ſie durch das gantze Ey- land/ und muſte iedes ein Luſt- Hauß ſo wol ſei- nem Gotte/ als zu ſeiner vorhabenden Luſt er- kieſen. Der Kayſer aber beſtellte ſeine zwey Freygelaſſenen Diomedes und Euceladus: daß ſie alle Nothdurfft auff Befehl dieſer vergoͤt- terten Menſchen uͤberfluͤßig herbey ſchaffen muſten. Die praͤchtigen Kleider und alles/ was zu ihrem Auffzuge gehoͤrte/ waren ohne diß im Vorrathe dar. Den erſten Tag geſchahe der Zug auf das dem Jupiter zugeeignete Vor- werg. Mecenas als der Mercur und der Bo- the der Goͤtter fuhr auf einem gantz goldenen Wagen voran/ welchen drey weiße Wieder zo- hen/ derer Hoͤrner und Fuͤſſe verguͤldet/ die Koͤpffe mit Burtzel - Kraut bekraͤntzet waren. Am Hintertheile des Wagens glaͤntzte der ge- ſtirnte Krebs. Sein Kleid war vorwerts glaͤn- tzend Silberſtuͤck; am Ruͤcken Eiſenfarbicht; weil er bald zu denen himmliſchen bald hoͤlli- ſchen Goͤttern abgefertigt wird. Die Fuͤſſe und Schlaͤffe waren gefluͤgelt; um ſeinen Herold- Stab flochten ſich zwey eintraͤchtige Schlan- gen. Neben ihm ſaß ein Hahn/ an dem Arme hieng eine guͤldene Kette; wormit er der Men- ſchen Ohren anfaͤſſelt/ und wohin er wil leitet; er aber ſpielte auff der von ihm erfundenen Leyer. Hierauff folgte Druſus als ein Jupi- ter in flammendes Goldſtuͤcke gekleidet. Jn der rechten Hand fuͤhrte er den Blitz; an dem lin- cken Arme den Argis-Schild mit dem darum geſpannten Ziegenfelle. Der Wagen war zier- ver- Erſter Theil. M m m m m m m

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1193[1195]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1259>, abgerufen am 18.05.2024.