Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] thät das Tigerscheckichte Pferd/ auf welchem
der Feldherr zwischen dem Hertzog Arpus und
Flavius daher ritt/ so viel mehr Sätze und
Lufft-Springe. Welchen denn alle andere
Fürsten zu Pferde nichts weniger/ als die Kö-
nigin Erato/ die Hertzogin der Catten/ ihre
Tochter/ und viel andere Fürsten begleiteten.

Bey dem Eingange des heiligen Heynes
standen zwölff Priester in schneeweißen Klei-
dern/ mit Lorbern bekräntzet; in den Händen
hatten sie vergüldete Sicheln/ und Eisenkraut.
Nach dem sie beyde Verlobte mit einem Segen
bewillkommt/ und das geweihte Kraut ihnen
auf das Haupt gestreuet hatten/ der Feldherr
auch von seinem Pferde/ Thußnelde von ihrem
Wagen gestiegen war; giengen sie für ihnen
her/ biß zu dem Tanfanischen Tempel. Da-
selbst blieben sie stehen; und wurden in einem
Kreiße von denen sie begleitenden Fürsten um-
geben. Auff Seiten der Fürstlichen Braut
vertrat an statt des abwesenden Segesthes Her-
tzog Arpus die Vater- und Erdmuth seine Ge-
mahlin/ als Thußneldens nahe Base/ die Mut-
ter-Stelle. Ein alter Priester kam hierauff/
und erkundigte sich: Ob die Einwilligung der
Verlobten/ und die sonst darzu nöthigen Hey-
rathsbedingungen ihre Richtigkeit hätten? Denn
ob zwar das Recht der Völcker der Eltern
Willen zu der Kinder Verehligung mehr zum
Wolstande/ als Wesen ihrer Eh erfordert; hei-
schen selbten doch die ehrbaren Deutschen als
eine unentpehrliche Nothwendigkeit; wiewol
die einmahl den Kindern gegebene Einwilli-
gung hernach keine Reue verstattet. Diesemnach
denn Hertzog Arpus dem Priester antwortete:
Segesthes hätte bey der Aufopfferung der Rö-
mischen Gefangenen in Anwesenheit vieler
Priester und aller gegenwärtigen Fürsten/
Hertzog Herrmanns und Thußneldens Hey-
rath gut gesprochen. Weßwegen ihr Bru-
der Fürst Sigismund selbst sich zum Opffer-
Feuer näherte/ in eine Feuer-Sorge eine
[Spaltenumbruch] Schauffel voll glüende Kohlen schüttete/ auff
einen Teller aber Brod und Saltz legte/ und
diß dem Hertzog Arpus reichte/ und selbtes an
statt des Vatern Thußnelden zum Merckmale:
daß sie nun einen eigenen Tisch und Heerd he-
gen möchte/ einhändigte.

Wie nun dieser Priester sich hiermit aller-
dings vergnügt zu seyn erklärte; ließ der Feld-
herr ein Joch zusammen gespannter weissen
Ochsen/ und ein schneeweisses Pferd mit Sat-
tel und Zeug/ eine Lantze/ einen Schild und ein
Schwerd herbringen; welches er nach der
streitbaren Deutschen Art der Fürstin Thuß-
nelde zum Braut-Schatze überliefferte. Sin-
temahl dieses Volck weiblichen Schmuck und
zärtliche Geschäncke bey ihren Vermählungen
viel zu verächtlich hält; sondern sich durch obige
raue Gaben mit einander vereinbart/ und hier-
mit klärer/ als die Grichen und Römer/ die der
Bräute Haar mit einer Lantze zu zertheilen
pflegten/ andeutete: daß beyde Ehleute im
Frieden/ Arbeits-im Kriege Kampffs-Gefär-
then seyn würden. Die freudige Thußnelde
nahm diese Geschäncke mit einer anmuthigen
Ehrerbietung an/ und vermeldete: Sie über-
nehme mit dieser Freygebigkeit ihres Gebie-
ters und Eh-Herrn Herrschafft über sich; zum
Kennzeichen des kräfftigsten Seelen-Bandes/
und des geheimen Heiligthums/ in welchem die
Göttliche Liebe durch das reine Feuer keusch-
verlobter Hertzen verehret würde. Sie würde
an dem grossen Fürsten Herrmann seine Tu-
genden ihr zu einem Spiegel ihres Lebens die-
nen lassen/ und um seinen Befehlen durch Ge-
horsam fürzukommen sich bemühen seinen Wil-
len ihm an den Augen anzusehen. Sie wolte
bey Glück und Unglück alle seine Zufälle für
die ihrigen schätzen; und bey der Ruhe mit ihm
den Pflug halten; bey der Gefahr mit ihm den
Harnisch anziehen/ und diese Waffen für ihn/
und das Vaterland brauchen. Sie hätte ihr
fürgenommen mit ihm tugendhafft zu leben/

und

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] thaͤt das Tigerſcheckichte Pferd/ auf welchem
der Feldherr zwiſchen dem Hertzog Arpus und
Flavius daher ritt/ ſo viel mehr Saͤtze und
Lufft-Springe. Welchen denn alle andere
Fuͤrſten zu Pferde nichts weniger/ als die Koͤ-
nigin Erato/ die Hertzogin der Catten/ ihre
Tochter/ und viel andere Fuͤrſten begleiteten.

Bey dem Eingange des heiligen Heynes
ſtanden zwoͤlff Prieſter in ſchneeweißen Klei-
dern/ mit Lorbern bekraͤntzet; in den Haͤnden
hatten ſie verguͤldete Sicheln/ und Eiſenkraut.
Nach dem ſie beyde Verlobte mit einem Segen
bewillkommt/ und das geweihte Kraut ihnen
auf das Haupt geſtreuet hatten/ der Feldherr
auch von ſeinem Pferde/ Thußnelde von ihrem
Wagen geſtiegen war; giengen ſie fuͤr ihnen
her/ biß zu dem Tanfaniſchen Tempel. Da-
ſelbſt blieben ſie ſtehen; und wurden in einem
Kreiße von denen ſie begleitenden Fuͤrſten um-
geben. Auff Seiten der Fuͤrſtlichen Braut
vertrat an ſtatt des abweſenden Segeſthes Her-
tzog Arpus die Vater- und Erdmuth ſeine Ge-
mahlin/ als Thußneldens nahe Baſe/ die Mut-
ter-Stelle. Ein alter Prieſter kam hierauff/
und erkundigte ſich: Ob die Einwilligung der
Verlobten/ und die ſonſt darzu noͤthigen Hey-
rathsbedingungen ihre Richtigkeit haͤtten? Deñ
ob zwar das Recht der Voͤlcker der Eltern
Willen zu der Kinder Verehligung mehr zum
Wolſtande/ als Weſen ihrer Eh erfordert; hei-
ſchen ſelbten doch die ehrbaren Deutſchen als
eine unentpehrliche Nothwendigkeit; wiewol
die einmahl den Kindern gegebene Einwilli-
gung heꝛnach keine Reue veꝛſtattet. Dieſemnach
denn Hertzog Arpus dem Prieſter antwortete:
Segeſthes haͤtte bey der Aufopfferung der Roͤ-
miſchen Gefangenen in Anweſenheit vieler
Prieſter und aller gegenwaͤrtigen Fuͤrſten/
Hertzog Herrmanns und Thußneldens Hey-
rath gut geſprochen. Weßwegen ihr Bru-
der Fuͤrſt Sigismund ſelbſt ſich zum Opffer-
Feuer naͤherte/ in eine Feuer-Sorge eine
[Spaltenumbruch] Schauffel voll gluͤende Kohlen ſchuͤttete/ auff
einen Teller aber Brod und Saltz legte/ und
diß dem Hertzog Arpus reichte/ und ſelbtes an
ſtatt des Vatern Thußnelden zum Merckmale:
daß ſie nun einen eigenen Tiſch und Heerd he-
gen moͤchte/ einhaͤndigte.

Wie nun dieſer Prieſter ſich hiermit aller-
dings vergnuͤgt zu ſeyn erklaͤrte; ließ der Feld-
herr ein Joch zuſammen geſpannter weiſſen
Ochſen/ und ein ſchneeweiſſes Pferd mit Sat-
tel und Zeug/ eine Lantze/ einen Schild und ein
Schwerd herbringen; welches er nach der
ſtreitbaren Deutſchen Art der Fuͤrſtin Thuß-
nelde zum Braut-Schatze uͤberliefferte. Sin-
temahl dieſes Volck weiblichen Schmuck und
zaͤrtliche Geſchaͤncke bey ihren Vermaͤhlungen
viel zu veraͤchtlich haͤlt; ſondern ſich durch obige
raue Gaben mit einander vereinbart/ und hier-
mit klaͤrer/ als die Grichen und Roͤmer/ die der
Braͤute Haar mit einer Lantze zu zertheilen
pflegten/ andeutete: daß beyde Ehleute im
Frieden/ Arbeits-im Kriege Kampffs-Gefaͤr-
then ſeyn wuͤrden. Die freudige Thußnelde
nahm dieſe Geſchaͤncke mit einer anmuthigen
Ehrerbietung an/ und vermeldete: Sie uͤber-
nehme mit dieſer Freygebigkeit ihres Gebie-
ters und Eh-Herrn Herrſchafft uͤber ſich; zum
Kennzeichen des kraͤfftigſten Seelen-Bandes/
und des geheimen Heiligthums/ in welchem die
Goͤttliche Liebe durch das reine Feuer keuſch-
verlobter Hertzen verehret wuͤrde. Sie wuͤrde
an dem groſſen Fuͤrſten Herrmann ſeine Tu-
genden ihr zu einem Spiegel ihres Lebens die-
nen laſſen/ und um ſeinen Befehlen durch Ge-
horſam fuͤrzukommen ſich bemuͤhen ſeinen Wil-
len ihm an den Augen anzuſehen. Sie wolte
bey Gluͤck und Ungluͤck alle ſeine Zufaͤlle fuͤr
die ihrigen ſchaͤtzen; und bey der Ruhe mit ihm
den Pflug halten; bey der Gefahr mit ihm den
Harniſch anziehen/ und dieſe Waffen fuͤr ihn/
und das Vaterland brauchen. Sie haͤtte ihr
fuͤrgenommen mit ihm tugendhafft zu leben/

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1241" n="1175[1177]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
tha&#x0364;t das Tiger&#x017F;checkichte Pferd/ auf welchem<lb/>
der Feldherr zwi&#x017F;chen dem Hertzog Arpus und<lb/>
Flavius daher ritt/ &#x017F;o viel mehr Sa&#x0364;tze und<lb/>
Lufft-Springe. Welchen denn alle andere<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten zu Pferde nichts weniger/ als die Ko&#x0364;-<lb/>
nigin Erato/ die Hertzogin der Catten/ ihre<lb/>
Tochter/ und viel andere Fu&#x0364;r&#x017F;ten begleiteten.</p><lb/>
          <p>Bey dem Eingange des heiligen Heynes<lb/>
&#x017F;tanden zwo&#x0364;lff Prie&#x017F;ter in &#x017F;chneeweißen Klei-<lb/>
dern/ mit Lorbern bekra&#x0364;ntzet; in den Ha&#x0364;nden<lb/>
hatten &#x017F;ie vergu&#x0364;ldete Sicheln/ und Ei&#x017F;enkraut.<lb/>
Nach dem &#x017F;ie beyde Verlobte mit einem Segen<lb/>
bewillkommt/ und das geweihte Kraut ihnen<lb/>
auf das Haupt ge&#x017F;treuet hatten/ der Feldherr<lb/>
auch von &#x017F;einem Pferde/ Thußnelde von ihrem<lb/>
Wagen ge&#x017F;tiegen war; giengen &#x017F;ie fu&#x0364;r ihnen<lb/>
her/ biß zu dem Tanfani&#x017F;chen Tempel. Da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t blieben &#x017F;ie &#x017F;tehen; und wurden in einem<lb/>
Kreiße von denen &#x017F;ie begleitenden Fu&#x0364;r&#x017F;ten um-<lb/>
geben. Auff Seiten der Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Braut<lb/>
vertrat an &#x017F;tatt des abwe&#x017F;enden Sege&#x017F;thes Her-<lb/>
tzog Arpus die Vater- und Erdmuth &#x017F;eine Ge-<lb/>
mahlin/ als Thußneldens nahe Ba&#x017F;e/ die Mut-<lb/>
ter-Stelle. Ein alter Prie&#x017F;ter kam hierauff/<lb/>
und erkundigte &#x017F;ich: Ob die Einwilligung der<lb/>
Verlobten/ und die &#x017F;on&#x017F;t darzu no&#x0364;thigen Hey-<lb/>
rathsbedingungen ihre Richtigkeit ha&#x0364;tten? Den&#x0303;<lb/>
ob zwar das Recht der Vo&#x0364;lcker der Eltern<lb/>
Willen zu der Kinder Verehligung mehr zum<lb/>
Wol&#x017F;tande/ als We&#x017F;en ihrer Eh erfordert; hei-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;elbten doch die ehrbaren Deut&#x017F;chen als<lb/>
eine unentpehrliche Nothwendigkeit; wiewol<lb/>
die einmahl den Kindern gegebene Einwilli-<lb/>
gung he&#xA75B;nach keine Reue ve&#xA75B;&#x017F;tattet. Die&#x017F;emnach<lb/>
denn Hertzog Arpus dem Prie&#x017F;ter antwortete:<lb/>
Sege&#x017F;thes ha&#x0364;tte bey der Aufopfferung der Ro&#x0364;-<lb/>
mi&#x017F;chen Gefangenen in Anwe&#x017F;enheit vieler<lb/>
Prie&#x017F;ter und aller gegenwa&#x0364;rtigen Fu&#x0364;r&#x017F;ten/<lb/>
Hertzog Herrmanns und Thußneldens Hey-<lb/>
rath gut ge&#x017F;prochen. Weßwegen ihr Bru-<lb/>
der Fu&#x0364;r&#x017F;t Sigismund &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ich zum Opffer-<lb/>
Feuer na&#x0364;herte/ in eine Feuer-Sorge eine<lb/><cb/>
Schauffel voll glu&#x0364;ende Kohlen &#x017F;chu&#x0364;ttete/ auff<lb/>
einen Teller aber Brod und Saltz legte/ und<lb/>
diß dem Hertzog Arpus reichte/ und &#x017F;elbtes an<lb/>
&#x017F;tatt des Vatern Thußnelden zum Merckmale:<lb/>
daß &#x017F;ie nun einen eigenen Ti&#x017F;ch und Heerd he-<lb/>
gen mo&#x0364;chte/ einha&#x0364;ndigte.</p><lb/>
          <p>Wie nun die&#x017F;er Prie&#x017F;ter &#x017F;ich hiermit aller-<lb/>
dings vergnu&#x0364;gt zu &#x017F;eyn erkla&#x0364;rte; ließ der Feld-<lb/>
herr ein Joch zu&#x017F;ammen ge&#x017F;pannter wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Och&#x017F;en/ und ein &#x017F;chneewei&#x017F;&#x017F;es Pferd mit Sat-<lb/>
tel und Zeug/ eine Lantze/ einen Schild und ein<lb/>
Schwerd herbringen; welches er nach der<lb/>
&#x017F;treitbaren Deut&#x017F;chen Art der Fu&#x0364;r&#x017F;tin Thuß-<lb/>
nelde zum Braut-Schatze u&#x0364;berliefferte. Sin-<lb/>
temahl die&#x017F;es Volck weiblichen Schmuck und<lb/>
za&#x0364;rtliche Ge&#x017F;cha&#x0364;ncke bey ihren Verma&#x0364;hlungen<lb/>
viel zu vera&#x0364;chtlich ha&#x0364;lt; &#x017F;ondern &#x017F;ich durch obige<lb/>
raue Gaben mit einander vereinbart/ und hier-<lb/>
mit kla&#x0364;rer/ als die Grichen und Ro&#x0364;mer/ die der<lb/>
Bra&#x0364;ute Haar mit einer Lantze zu zertheilen<lb/>
pflegten/ andeutete: daß beyde Ehleute im<lb/>
Frieden/ Arbeits-im Kriege Kampffs-Gefa&#x0364;r-<lb/>
then &#x017F;eyn wu&#x0364;rden. Die freudige Thußnelde<lb/>
nahm die&#x017F;e Ge&#x017F;cha&#x0364;ncke mit einer anmuthigen<lb/>
Ehrerbietung an/ und vermeldete: Sie u&#x0364;ber-<lb/>
nehme mit die&#x017F;er Freygebigkeit ihres Gebie-<lb/>
ters und Eh-Herrn Herr&#x017F;chafft u&#x0364;ber &#x017F;ich; zum<lb/>
Kennzeichen des kra&#x0364;fftig&#x017F;ten Seelen-Bandes/<lb/>
und des geheimen Heiligthums/ in welchem die<lb/>
Go&#x0364;ttliche Liebe durch das reine Feuer keu&#x017F;ch-<lb/>
verlobter Hertzen verehret wu&#x0364;rde. Sie wu&#x0364;rde<lb/>
an dem gro&#x017F;&#x017F;en Fu&#x0364;r&#x017F;ten Herrmann &#x017F;eine Tu-<lb/>
genden ihr zu einem Spiegel ihres Lebens die-<lb/>
nen la&#x017F;&#x017F;en/ und um &#x017F;einen Befehlen durch Ge-<lb/>
hor&#x017F;am fu&#x0364;rzukommen &#x017F;ich bemu&#x0364;hen &#x017F;einen Wil-<lb/>
len ihm an den Augen anzu&#x017F;ehen. Sie wolte<lb/>
bey Glu&#x0364;ck und Unglu&#x0364;ck alle &#x017F;eine Zufa&#x0364;lle fu&#x0364;r<lb/>
die ihrigen &#x017F;cha&#x0364;tzen; und bey der Ruhe mit ihm<lb/>
den Pflug halten; bey der Gefahr mit ihm den<lb/>
Harni&#x017F;ch anziehen/ und die&#x017F;e Waffen fu&#x0364;r ihn/<lb/>
und das Vaterland brauchen. Sie ha&#x0364;tte ihr<lb/>
fu&#x0364;rgenommen mit ihm tugendhafft zu leben/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1175[1177]/1241] Arminius und Thußnelda. thaͤt das Tigerſcheckichte Pferd/ auf welchem der Feldherr zwiſchen dem Hertzog Arpus und Flavius daher ritt/ ſo viel mehr Saͤtze und Lufft-Springe. Welchen denn alle andere Fuͤrſten zu Pferde nichts weniger/ als die Koͤ- nigin Erato/ die Hertzogin der Catten/ ihre Tochter/ und viel andere Fuͤrſten begleiteten. Bey dem Eingange des heiligen Heynes ſtanden zwoͤlff Prieſter in ſchneeweißen Klei- dern/ mit Lorbern bekraͤntzet; in den Haͤnden hatten ſie verguͤldete Sicheln/ und Eiſenkraut. Nach dem ſie beyde Verlobte mit einem Segen bewillkommt/ und das geweihte Kraut ihnen auf das Haupt geſtreuet hatten/ der Feldherr auch von ſeinem Pferde/ Thußnelde von ihrem Wagen geſtiegen war; giengen ſie fuͤr ihnen her/ biß zu dem Tanfaniſchen Tempel. Da- ſelbſt blieben ſie ſtehen; und wurden in einem Kreiße von denen ſie begleitenden Fuͤrſten um- geben. Auff Seiten der Fuͤrſtlichen Braut vertrat an ſtatt des abweſenden Segeſthes Her- tzog Arpus die Vater- und Erdmuth ſeine Ge- mahlin/ als Thußneldens nahe Baſe/ die Mut- ter-Stelle. Ein alter Prieſter kam hierauff/ und erkundigte ſich: Ob die Einwilligung der Verlobten/ und die ſonſt darzu noͤthigen Hey- rathsbedingungen ihre Richtigkeit haͤtten? Deñ ob zwar das Recht der Voͤlcker der Eltern Willen zu der Kinder Verehligung mehr zum Wolſtande/ als Weſen ihrer Eh erfordert; hei- ſchen ſelbten doch die ehrbaren Deutſchen als eine unentpehrliche Nothwendigkeit; wiewol die einmahl den Kindern gegebene Einwilli- gung heꝛnach keine Reue veꝛſtattet. Dieſemnach denn Hertzog Arpus dem Prieſter antwortete: Segeſthes haͤtte bey der Aufopfferung der Roͤ- miſchen Gefangenen in Anweſenheit vieler Prieſter und aller gegenwaͤrtigen Fuͤrſten/ Hertzog Herrmanns und Thußneldens Hey- rath gut geſprochen. Weßwegen ihr Bru- der Fuͤrſt Sigismund ſelbſt ſich zum Opffer- Feuer naͤherte/ in eine Feuer-Sorge eine Schauffel voll gluͤende Kohlen ſchuͤttete/ auff einen Teller aber Brod und Saltz legte/ und diß dem Hertzog Arpus reichte/ und ſelbtes an ſtatt des Vatern Thußnelden zum Merckmale: daß ſie nun einen eigenen Tiſch und Heerd he- gen moͤchte/ einhaͤndigte. Wie nun dieſer Prieſter ſich hiermit aller- dings vergnuͤgt zu ſeyn erklaͤrte; ließ der Feld- herr ein Joch zuſammen geſpannter weiſſen Ochſen/ und ein ſchneeweiſſes Pferd mit Sat- tel und Zeug/ eine Lantze/ einen Schild und ein Schwerd herbringen; welches er nach der ſtreitbaren Deutſchen Art der Fuͤrſtin Thuß- nelde zum Braut-Schatze uͤberliefferte. Sin- temahl dieſes Volck weiblichen Schmuck und zaͤrtliche Geſchaͤncke bey ihren Vermaͤhlungen viel zu veraͤchtlich haͤlt; ſondern ſich durch obige raue Gaben mit einander vereinbart/ und hier- mit klaͤrer/ als die Grichen und Roͤmer/ die der Braͤute Haar mit einer Lantze zu zertheilen pflegten/ andeutete: daß beyde Ehleute im Frieden/ Arbeits-im Kriege Kampffs-Gefaͤr- then ſeyn wuͤrden. Die freudige Thußnelde nahm dieſe Geſchaͤncke mit einer anmuthigen Ehrerbietung an/ und vermeldete: Sie uͤber- nehme mit dieſer Freygebigkeit ihres Gebie- ters und Eh-Herrn Herrſchafft uͤber ſich; zum Kennzeichen des kraͤfftigſten Seelen-Bandes/ und des geheimen Heiligthums/ in welchem die Goͤttliche Liebe durch das reine Feuer keuſch- verlobter Hertzen verehret wuͤrde. Sie wuͤrde an dem groſſen Fuͤrſten Herrmann ſeine Tu- genden ihr zu einem Spiegel ihres Lebens die- nen laſſen/ und um ſeinen Befehlen durch Ge- horſam fuͤrzukommen ſich bemuͤhen ſeinen Wil- len ihm an den Augen anzuſehen. Sie wolte bey Gluͤck und Ungluͤck alle ſeine Zufaͤlle fuͤr die ihrigen ſchaͤtzen; und bey der Ruhe mit ihm den Pflug halten; bey der Gefahr mit ihm den Harniſch anziehen/ und dieſe Waffen fuͤr ihn/ und das Vaterland brauchen. Sie haͤtte ihr fuͤrgenommen mit ihm tugendhafft zu leben/ und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1241
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1175[1177]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1241>, abgerufen am 19.05.2024.