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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
heit ein Schieds-Richter zu seyn genöthiget. Sein vorsichtiges Urtheil. Uberfluß ein
Abbruch der Seltzamkeit/ nicht aber der Köstligkeit. Scharffsinnigkeit nur für eine
Geburt der Stadt Rom zu halten. Mecenas Hauß ein Auffenthalt aller vortreff li-
chen Köpffe; Sein Leben ein Beyspiel menschlicher Vergnügungen genennet. Fürst
Herrmann des Mecenas Schoß-Kind; des letztern Lehre von der Stoisch- und wahren
Welt-Weißheit/ welcher letzteren Zweck nicht die Folterung/ sondern die Ruhe des Ge-
müths/ und die Freudigkeit eines ungefässelten Geistes. Der wollüstigen Terentien
Liebkosungen fangen bey dem tugendhafften Mecenas keinen Zunder. Keuschheit oh-
ne Versuchung mehr vor eine Schlaffsucht oder Unempfindligkeit als Tugend zu hal-
ten. Anfechtung dagegen der Tugend Siegs-Krantz. Wollust auff Scytisch zu befech-
ten/ und durch die Flucht zu besiegen. Der Römer erfolgte grosse Niederlage nebst dem
Tode des Drusus verursachet zu Rom grosses Schrecken/ beym Augustus aber Klein-
muth und bey nahe Verzweiffelung. Drusus wird verbrennet/ und seine Asche von
den beyden deutschen Fürsten Herrmann und Flavius ins Kayserliche Begräbnüs ge-
tragen. August mäßiget diesen beyden zu Liebe des Drusus allzu heuchlerische den Deut-
schen zu Hohn ersonnene Lob-Reden und in Marmel gegrabene Uberschrifften/ inglei-
chen der Deutschen insonderheit der Cherusker blutige Abschlachtungen bey den Römi-
schen Schau- und Kampff-Spielen. Der tapffere Herrmann muß zwischen dem Au-
gust und seinem Vater Segimer der Stein zum Friedens-Grunde seyn. Wenn und aus
was Ursachen der Monat August seinen Nahmen bekommen? Terentien abermahlig
dem Fürst Herrmann gelegte Liebes-Stricke den Unschuldigen gefährlich/ ihr selbst a-
ber wegen des an ihr verübten Selbst-Mords tödtlich. Eyversucht eine aus Liebe und
Haß vermischte Mißgeburt. Einerley Gefahr den Fürsten ans Hertze und an ihren
Zepter zu greiffen. Terentiens blutiger Tod ziehet des Mecenas nach sich. Sein letz-
ter Wille und Erbschafft. Beyder Grabschrifften. Fürst Herrmanns neuer Glücks-
Stern beym Kayser. Seine Würde bey dem Heiligthum der Eintracht; Geschicklig-
keit auf den Schau-Plätzen nebst seinen andern Heldenmäßigen Tugenden. Des Kay-
sers Enckeln zum Beyspiele vorgestellet. Dieser beyder allzufrühzeitige Ehrsucht brin-
get den Tiberius von Rom. Des Schwimmens Nutzbarkeit und dessen gröste Lieb-
haber Augustus und Agrippa. Dieser kommt im Kampff mit einem grossen Crocodill
in Lebens-Gefahr/ vom Fürst Herrmann aber mit hertzhaffter Erlegung dieses grim-
migen Thiers errettet. Augustus darüber geschöpffte Freude setzet den Fürst Herrmann
seiner Leibwache vor. Laster bey hohen Personen um so viel heßlicher. Juliens Tibe-
rius Gemahlin Wollüste und Uppigkeiten entzünden sie durch zauberische Kuppeley zu
unziemlicher Liebe gegen den Julius des Marcus Antonius Sohn. Der Herrschafft
und Schönheit Schwefel kan in dem Feuer der Ehrsucht und Liebe stählerne Hertzen
zerschmeltzen/ die klügsten Köpffe einnehmen und verwirren. Wollust den Fliegen ver-
glichen. Des Antonius und Julia abgeredete Liebes-Wercke lauffen durch zufällige
Verwechselung der ebenmäßig in unrechtmäßiger Liebe zusammen haltenden Lepidus
und Serviliens verkehrt ab/ und dienet aller Buhlschafft zum Beyspiel: daß blosse Ein-
bildung fremdes Wasser zu Zucker mache. Ehrsucht die Sonne der Gemüths-Begier-
den verdüstert alle andere Regungen. Gefährliche Verrätherey wieder den Kayser

vom

Arminius und Thußnelda.
heit ein Schieds-Richter zu ſeyn genoͤthiget. Sein vorſichtiges Urtheil. Uberfluß ein
Abbruch der Seltzamkeit/ nicht aber der Koͤſtligkeit. Scharffſinnigkeit nur fuͤr eine
Geburt der Stadt Rom zu halten. Mecenas Hauß ein Auffenthalt aller vortreff li-
chen Koͤpffe; Sein Leben ein Beyſpiel menſchlicher Vergnuͤgungen genennet. Fuͤrſt
Herrmann des Mecenas Schoß-Kind; des letztern Lehre von der Stoiſch- und wahren
Welt-Weißheit/ welcher letzteren Zweck nicht die Folterung/ ſondern die Ruhe des Ge-
muͤths/ und die Freudigkeit eines ungefaͤſſelten Geiſtes. Der wolluͤſtigen Terentien
Liebkoſungen fangen bey dem tugendhafften Mecenas keinen Zunder. Keuſchheit oh-
ne Verſuchung mehr vor eine Schlaffſucht oder Unempfindligkeit als Tugend zu hal-
ten. Anfechtung dagegen der Tugend Siegs-Krantz. Wolluſt auff Scytiſch zu befech-
ten/ und durch die Flucht zu beſiegen. Der Roͤmer erfolgte groſſe Niederlage nebſt dem
Tode des Druſus verurſachet zu Rom groſſes Schrecken/ beym Auguſtus aber Klein-
muth und bey nahe Verzweiffelung. Druſus wird verbrennet/ und ſeine Aſche von
den beyden deutſchen Fuͤrſten Herrmann und Flavius ins Kayſerliche Begraͤbnuͤs ge-
tragen. Auguſt maͤßiget dieſen beyden zu Liebe des Druſus allzu heuchleriſche den Deut-
ſchen zu Hohn erſonnene Lob-Reden und in Marmel gegrabene Uberſchrifften/ inglei-
chen der Deutſchen inſonderheit der Cherusker blutige Abſchlachtungen bey den Roͤmi-
ſchen Schau- und Kampff-Spielen. Der tapffere Herrmann muß zwiſchen dem Au-
guſt und ſeinem Vater Segimer der Stein zum Friedens-Grunde ſeyn. Weñ und aus
was Urſachen der Monat Auguſt ſeinen Nahmen bekommen? Terentien abermahlig
dem Fuͤrſt Herrmann gelegte Liebes-Stricke den Unſchuldigen gefaͤhrlich/ ihr ſelbſt a-
ber wegen des an ihr veruͤbten Selbſt-Mords toͤdtlich. Eyverſucht eine aus Liebe und
Haß vermiſchte Mißgeburt. Einerley Gefahr den Fuͤrſten ans Hertze und an ihren
Zepter zu greiffen. Terentiens blutiger Tod ziehet des Mecenas nach ſich. Sein letz-
ter Wille und Erbſchafft. Beyder Grabſchrifften. Fuͤrſt Herrmanns neuer Gluͤcks-
Stern beym Kayſer. Seine Wuͤrde bey dem Heiligthum der Eintracht; Geſchicklig-
keit auf den Schau-Plaͤtzen nebſt ſeinen andern Heldenmaͤßigen Tugenden. Des Kay-
ſers Enckeln zum Beyſpiele vorgeſtellet. Dieſer beyder allzufruͤhzeitige Ehrſucht brin-
get den Tiberius von Rom. Des Schwimmens Nutzbarkeit und deſſen groͤſte Lieb-
haber Auguſtus und Agrippa. Dieſer kommt im Kampff mit einem groſſen Crocodill
in Lebens-Gefahr/ vom Fuͤrſt Herrmann aber mit hertzhaffter Erlegung dieſes grim-
migen Thiers errettet. Auguſtus daruͤber geſchoͤpffte Freude ſetzet den Fuͤrſt Herꝛmann
ſeiner Leibwache vor. Laſter bey hohen Perſonen um ſo viel heßlicher. Juliens Tibe-
rius Gemahlin Wolluͤſte und Uppigkeiten entzuͤnden ſie durch zauberiſche Kuppeley zu
unziemlicher Liebe gegen den Julius des Marcus Antonius Sohn. Der Herꝛſchafft
und Schoͤnheit Schwefel kan in dem Feuer der Ehrſucht und Liebe ſtaͤhlerne Hertzen
zerſchmeltzen/ die kluͤgſten Koͤpffe einnehmen und verwirren. Wolluſt den Fliegen ver-
glichen. Des Antonius und Julia abgeredete Liebes-Wercke lauffen durch zufaͤllige
Verwechſelung der ebenmaͤßig in unrechtmaͤßiger Liebe zuſammen haltenden Lepidus
und Serviliens verkehrt ab/ und dienet aller Buhlſchafft zum Beyſpiel: daß bloſſe Ein-
bildung fremdes Waſſer zu Zucker mache. Ehrſucht die Sonne der Gemuͤths-Begier-
den verduͤſtert alle andere Regungen. Gefaͤhrliche Verraͤtherey wieder den Kayſer

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[1167[1169]/1233] Arminius und Thußnelda. heit ein Schieds-Richter zu ſeyn genoͤthiget. Sein vorſichtiges Urtheil. Uberfluß ein Abbruch der Seltzamkeit/ nicht aber der Koͤſtligkeit. Scharffſinnigkeit nur fuͤr eine Geburt der Stadt Rom zu halten. Mecenas Hauß ein Auffenthalt aller vortreff li- chen Koͤpffe; Sein Leben ein Beyſpiel menſchlicher Vergnuͤgungen genennet. Fuͤrſt Herrmann des Mecenas Schoß-Kind; des letztern Lehre von der Stoiſch- und wahren Welt-Weißheit/ welcher letzteren Zweck nicht die Folterung/ ſondern die Ruhe des Ge- muͤths/ und die Freudigkeit eines ungefaͤſſelten Geiſtes. Der wolluͤſtigen Terentien Liebkoſungen fangen bey dem tugendhafften Mecenas keinen Zunder. Keuſchheit oh- ne Verſuchung mehr vor eine Schlaffſucht oder Unempfindligkeit als Tugend zu hal- ten. Anfechtung dagegen der Tugend Siegs-Krantz. Wolluſt auff Scytiſch zu befech- ten/ und durch die Flucht zu beſiegen. Der Roͤmer erfolgte groſſe Niederlage nebſt dem Tode des Druſus verurſachet zu Rom groſſes Schrecken/ beym Auguſtus aber Klein- muth und bey nahe Verzweiffelung. Druſus wird verbrennet/ und ſeine Aſche von den beyden deutſchen Fuͤrſten Herrmann und Flavius ins Kayſerliche Begraͤbnuͤs ge- tragen. Auguſt maͤßiget dieſen beyden zu Liebe des Druſus allzu heuchleriſche den Deut- ſchen zu Hohn erſonnene Lob-Reden und in Marmel gegrabene Uberſchrifften/ inglei- chen der Deutſchen inſonderheit der Cherusker blutige Abſchlachtungen bey den Roͤmi- ſchen Schau- und Kampff-Spielen. Der tapffere Herrmann muß zwiſchen dem Au- guſt und ſeinem Vater Segimer der Stein zum Friedens-Grunde ſeyn. Weñ und aus was Urſachen der Monat Auguſt ſeinen Nahmen bekommen? Terentien abermahlig dem Fuͤrſt Herrmann gelegte Liebes-Stricke den Unſchuldigen gefaͤhrlich/ ihr ſelbſt a- ber wegen des an ihr veruͤbten Selbſt-Mords toͤdtlich. Eyverſucht eine aus Liebe und Haß vermiſchte Mißgeburt. Einerley Gefahr den Fuͤrſten ans Hertze und an ihren Zepter zu greiffen. Terentiens blutiger Tod ziehet des Mecenas nach ſich. Sein letz- ter Wille und Erbſchafft. Beyder Grabſchrifften. Fuͤrſt Herrmanns neuer Gluͤcks- Stern beym Kayſer. Seine Wuͤrde bey dem Heiligthum der Eintracht; Geſchicklig- keit auf den Schau-Plaͤtzen nebſt ſeinen andern Heldenmaͤßigen Tugenden. Des Kay- ſers Enckeln zum Beyſpiele vorgeſtellet. Dieſer beyder allzufruͤhzeitige Ehrſucht brin- get den Tiberius von Rom. Des Schwimmens Nutzbarkeit und deſſen groͤſte Lieb- haber Auguſtus und Agrippa. Dieſer kommt im Kampff mit einem groſſen Crocodill in Lebens-Gefahr/ vom Fuͤrſt Herrmann aber mit hertzhaffter Erlegung dieſes grim- migen Thiers errettet. Auguſtus daruͤber geſchoͤpffte Freude ſetzet den Fuͤrſt Herꝛmann ſeiner Leibwache vor. Laſter bey hohen Perſonen um ſo viel heßlicher. Juliens Tibe- rius Gemahlin Wolluͤſte und Uppigkeiten entzuͤnden ſie durch zauberiſche Kuppeley zu unziemlicher Liebe gegen den Julius des Marcus Antonius Sohn. Der Herꝛſchafft und Schoͤnheit Schwefel kan in dem Feuer der Ehrſucht und Liebe ſtaͤhlerne Hertzen zerſchmeltzen/ die kluͤgſten Koͤpffe einnehmen und verwirren. Wolluſt den Fliegen ver- glichen. Des Antonius und Julia abgeredete Liebes-Wercke lauffen durch zufaͤllige Verwechſelung der ebenmaͤßig in unrechtmaͤßiger Liebe zuſammen haltenden Lepidus und Serviliens verkehrt ab/ und dienet aller Buhlſchafft zum Beyſpiel: daß bloſſe Ein- bildung fremdes Waſſer zu Zucker mache. Ehrſucht die Sonne der Gemuͤths-Begier- den verduͤſtert alle andere Regungen. Gefaͤhrliche Verraͤtherey wieder den Kayſer vom

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1167[1169]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1233>, abgerufen am 19.05.2024.