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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] rer Schuld überwiege/ nicht zu entziehen. Al-
leine der Haß gegen diesen Fürsten war in de-
nen hartnäckichten Völckern derogestalt einge-
wurtzelt; oder ihre Einbildung: Britton könte
weder straffen noch zornig seyn/ verhärtete sie:
daß sie allen Vergleich ausschlugen; sonderlich
weil Britton nicht geraden Weges nach Cale-
gia fortrückte/ sondern mit Einnehmung ande-
rer geringern Oerter sich auffhielt/ und ins ge-
mein mittelmäßige/ als die schädlichsten Ent-
schlüssungen erkiesete; Da doch die Haupt-
Städte das Hertze eines Reiches sind; welche
allen andern Theilen gleichsam Geist und Le-
ben geben. Daher wie ein Fürst sie nicht ohne
eusserste Noth verlassen soll; also hat er alle
Kräfften anzuspannen sich der Verlohrnen
wieder zu bemächtigen; weil offt in einer Stadt
das gantze verlohrne Reich erhalten/ oder mit
ihr wieder gewonnen worden. Sintemahl
auch in belebten Dingen nach Uberwältigung
des Hauptes/ die andern Glieder sich für sich
selbst legen.

Als der Hermundurer Zustand derogestalt
ziemlich ins Gedrange bracht ward/ kam Mar-
bod von Rom in sein Vaterland zu Hause. Die-
ser Marbod war eines Marckmännischen E-
delmannes/ nehmlich des Flavius Sohn/ wel-
cher in dem Zuge des Antonius wieder die Par-
then so grosse Heldenthaten ausgeübt/ und für
der Römer Wolfarth sein Leben ritterlich auff-
gesetzt/ vorher aber sich unter dem Ventidius
schon in so grosses Ansehen gesetzt hatte: daß
ihm der Parthische Fürst Moneses zu Larißa/
welche Stadt nebst Arethusa und Hierapolis
ihm vom Antonius geschenckt war/ seine Toch-
ter vermählte. Welche Freundschafft denn auch
hernach dem Antonius zu wege brachte: daß ihr
Bruder Marius ein Parthischer Feld-Ober-
ster durch seine treue Warnigungen denen Rö-
mern aus dem unzweiffelbaren Untergange
halff. Marbod war nur ein Kind von zwey
Jahren/ als sein Vater Flavius blieb/ ward also
[Spaltenumbruch] von seines Vaters Bruder mit seiner Mutter in
Deutschland geschickt/ und in allerhand Kriegs-
Ubungen erzogen. Wie er aber nur sechzehn
Jahr alt war/ begab er sich unter der Catten
Kriegs-Volck/ welches wieder den Vinicius
in Gallien zoh. Die grosse Hitze der Jugend/
und die Begierde der Ehre verleitete ihn aber:
daß er bey allzu eivriger Verfolgung der Römi-
schen Reuterey gefangen ward. Nach dem aber
Vinicius erfuhr: daß er des so hoch verdienten
Flavius Sohn wäre/ beschenckte er ihn mit ei-
nem Arabischen Pferde/ einer vergüldeten Rü-
stung/ und schickte ihn dem deutschen Feldhaupt-
manne zurück. Diese Wolthat reitzte den ruhm-
sichtigen Marbod: daß nach geschlossenem deut-
schen Frieden er sich als ein freywilliger in das
Römische Kriegs-Heer begab/ welches Agrip-
pa wieder die Cantabrer in Hispanien führte.
Daselbst zeigte er durch vielfältige tapffere und
kluge Thaten: daß der Apffel nicht weit von sei-
nem Stamme gefallen/ er also ein würdiger
Sohn des behertzten Flavius wäre. Jnson-
derheit erstieg er des Nachts eine Spitze des
Medullischen Gebürges/ in welchem sich die
Cantabrer verhauen/ Agrippa sie aber mit ei-
nem Graben funffzehn Meilen im Umkreiße
beschlossen hatte; von welchem sie nicht alleine
mit dem Geschoß hefftig beschädiget/ sondern
auch alle ihr Beginnen übersehen werden kon-
ten. Dahero die Cantabrer auch nach diesem
Verluste/ worbey einer ihrer zweyen Häupter
vom Marbod eigenhändig erlegt worden war/
sich alsofort selbst verzweiffelnde aufrieben; A-
grippa aber den Marbod mit nach Rom nahm/
und ihn beym Kayser derogestalt einliebte: daß
er ihm das Römische Bürger-Recht verlieh/ und
auf dem Feyer der Tugend und der Ehren/ an
welchem er Agrippens zwey Söhne Cajus und
Lucius zu Kindern annahm/ in dem von dem
Marius nach dem Cimbrischen Siege der Tu-
gend und Ehre gebautem Heiligthume/ von de-
nen um des Marius Bild geflochtenen Lorber-

Kräntzen
T t t t t t 3

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] rer Schuld uͤberwiege/ nicht zu entziehen. Al-
leine der Haß gegen dieſen Fuͤrſten war in de-
nen hartnaͤckichten Voͤlckern derogeſtalt einge-
wurtzelt; oder ihre Einbildung: Britton koͤnte
weder ſtraffen noch zornig ſeyn/ verhaͤrtete ſie:
daß ſie allen Vergleich ausſchlugen; ſonderlich
weil Britton nicht geraden Weges nach Cale-
gia fortruͤckte/ ſondern mit Einnehmung ande-
rer geringern Oerter ſich auffhielt/ und ins ge-
mein mittelmaͤßige/ als die ſchaͤdlichſten Ent-
ſchluͤſſungen erkieſete; Da doch die Haupt-
Staͤdte das Hertze eines Reiches ſind; welche
allen andern Theilen gleichſam Geiſt und Le-
ben geben. Daher wie ein Fuͤrſt ſie nicht ohne
euſſerſte Noth verlaſſen ſoll; alſo hat er alle
Kraͤfften anzuſpannen ſich der Verlohrnen
wieder zu bemaͤchtigen; weil offt in einer Stadt
das gantze verlohrne Reich erhalten/ oder mit
ihr wieder gewonnen worden. Sintemahl
auch in belebten Dingen nach Uberwaͤltigung
des Hauptes/ die andern Glieder ſich fuͤr ſich
ſelbſt legen.

Als der Hermundurer Zuſtand derogeſtalt
ziemlich ins Gedrange bracht ward/ kam Mar-
bod von Rom in ſein Vaterland zu Hauſe. Die-
ſer Marbod war eines Marckmaͤnniſchen E-
delmannes/ nehmlich des Flavius Sohn/ wel-
cher in dem Zuge des Antonius wieder die Par-
then ſo groſſe Heldenthaten ausgeuͤbt/ und fuͤr
der Roͤmer Wolfarth ſein Leben ritterlich auff-
geſetzt/ vorher aber ſich unter dem Ventidius
ſchon in ſo groſſes Anſehen geſetzt hatte: daß
ihm der Parthiſche Fuͤrſt Moneſes zu Larißa/
welche Stadt nebſt Arethuſa und Hierapolis
ihm vom Antonius geſchenckt war/ ſeine Toch-
ter vermaͤhlte. Welche Freundſchafft denn auch
hernach dem Antonius zu wege brachte: daß ihr
Bruder Marius ein Parthiſcher Feld-Ober-
ſter durch ſeine treue Warnigungen denen Roͤ-
mern aus dem unzweiffelbaren Untergange
halff. Marbod war nur ein Kind von zwey
Jahren/ als ſein Vater Flavius blieb/ ward alſo
[Spaltenumbruch] von ſeines Vaters Bruder mit ſeiner Mutter in
Deutſchland geſchickt/ und in allerhand Kriegs-
Ubungen erzogen. Wie er aber nur ſechzehn
Jahr alt war/ begab er ſich unter der Catten
Kriegs-Volck/ welches wieder den Vinicius
in Gallien zoh. Die groſſe Hitze der Jugend/
und die Begierde der Ehre verleitete ihn aber:
daß er bey allzu eivriger Verfolgung der Roͤmi-
ſchen Reuterey gefangen ward. Nach dem aber
Vinicius erfuhr: daß er des ſo hoch verdienten
Flavius Sohn waͤre/ beſchenckte er ihn mit ei-
nem Arabiſchen Pferde/ einer verguͤldeten Ruͤ-
ſtung/ und ſchickte ihn dem deutſchen Feldhaupt-
manne zuruͤck. Dieſe Wolthat reitzte den ruhm-
ſichtigen Marbod: daß nach geſchloſſenem deut-
ſchen Frieden er ſich als ein freywilliger in das
Roͤmiſche Kriegs-Heer begab/ welches Agrip-
pa wieder die Cantabrer in Hiſpanien fuͤhrte.
Daſelbſt zeigte er durch vielfaͤltige tapffere und
kluge Thaten: daß der Apffel nicht weit von ſei-
nem Stamme gefallen/ er alſo ein wuͤrdiger
Sohn des behertzten Flavius waͤre. Jnſon-
derheit erſtieg er des Nachts eine Spitze des
Medulliſchen Gebuͤrges/ in welchem ſich die
Cantabrer verhauen/ Agrippa ſie aber mit ei-
nem Graben funffzehn Meilen im Umkreiße
beſchloſſen hatte; von welchem ſie nicht alleine
mit dem Geſchoß hefftig beſchaͤdiget/ ſondern
auch alle ihr Beginnen uͤberſehen werden kon-
ten. Dahero die Cantabrer auch nach dieſem
Verluſte/ worbey einer ihrer zweyen Haͤupter
vom Marbod eigenhaͤndig erlegt worden war/
ſich alſofort ſelbſt verzweiffelnde aufrieben; A-
grippa aber den Marbod mit nach Rom nahm/
und ihn beym Kayſer derogeſtalt einliebte: daß
er ihm das Roͤmiſche Buͤrger-Recht verlieh/ und
auf dem Feyer der Tugend und der Ehren/ an
welchem er Agrippens zwey Soͤhne Cajus und
Lucius zu Kindern annahm/ in dem von dem
Marius nach dem Cimbriſchen Siege der Tu-
gend und Ehre gebautem Heiligthume/ von de-
nen um des Marius Bild geflochtenen Lorber-

Kraͤntzen
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1069[1071]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1133>, abgerufen am 19.05.2024.