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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] die Sternen gesetzte Schiff die Fürtrefligkeit
der Schiffarth an. Endlich war auch Rom klü-
ger/ und Pompejus schämte sich dessen nicht/
woraus die Parthischen Könige gleichsam ein
Handwerck machen. Malovend antwortete:
Alle Dinge gleichen fast den gemahlten Glä-
sern/ welche so viel Farben zeigen/ so viel mahl
man die Stelle sie anzuschauen ändert. Der
Unterscheid der Herrschafft ist meines Bedün-
ckens hierbey nicht ausser Augen zu setzen. Denn
bey der Bürgerlichen scheinet die Handlung
dem Adel noch etlicher massen anständig zu seyn;
aber nicht bey der Fürstlichen. Eines Volckes
Sitten schicken sich auch besser darzu/ als des
andern. Daher ich glaube: daß/ wenn in der
gantzen Welt der Adel handelte/ der Deutsche
doch/ ich weiß nicht/ aus was für einer Abscheu/
sich hierzu schwerlich verstehen würde. Deß-
wegen auch die Catten/ als die Römischen Kauf-
Leute wieder gethanes Verbot/ entweder aus
Begierde des Gewinns/ oder auf Anstifftung
ihrer Vorsteher/ im Cattischen Gebiete einen
Marckt aufrichteten/ sie erschlugen/ ihre Wah-
ren aber ins Wasser warffen. Hierzu kam die
Nachricht: daß viel edle Catten zu Rom im
Schau-Platze von wilden Thieren wären
zerrissen worden; und daß August in Hispani-
en todt kranckläge/ dahin ihn die auffstehenden
Salaßier/ Cantabrer/ und Asturier zu ziehen
genöthigt hätten. Daher ein Theil der Catten
[i]hrer Bluts-Freunde schmählichen Tod zu rä-
chen in Gallien einfiel/ und alle nur zu ereilen
mögliche Römer todt schlug. Dieser Einfall
brachte das Schrecken biß nach Rom; und ward
Marcus Vinicius mit drey Legionen/ und
zwantzig tausend Hülffs-Völckern wieder sie
geschicket. Die Catten/ ob sie zwar nicht halb
so starck waren/ hielten es doch für eine Schan-
de zu weichen/ also kamen sie an dem Flusse
Sara mit einander zu schlagen. Wiewol nun
die Catien mit dem Abende sich zurücke zohen;
blieb auff Römischer Seiten doch viel mehr
[Spaltenumbruch] Volcks auff dem Platze; gleichwol aber schätz-
te der Kayser diese Schlacht so hoch: daß er
dem Vinicius zu Rom ein Siegs-Gepränge
anordnete; und als dieser um nicht Liviens
und Agrippens Neid zu erwecken solches anzu-
nehmen weigerte/ weil der Niedrigern Ehren-
Kräntze den Grössern nur Dornen in Augen
sind/ ließ der Kayser ihm auf den Alpen einen
Marmelnen Sieges-Bogen aufrichten; gab
ihm auch die Freyheit alle ersten Tage des Jah-
res einen Krantz und Siegs-Kleid zu tragen.
Zeno fiel ein: Es ist dieses eine seine Art des
Rauches/ welchen zwar gemeine Leute auch
um nichts anwehren können/ kluge Fürsten a-
ber theuer genung zu verkauffen wissen. Jn-
sonderheit aber hat August sich auf diese Kauff-
mannschafft wol verstanden. Also belohnet er
des Agrippa nach der bey Sicilien gewonne-
nen grossen See-Schlacht mit nichts mehr/
als einer blauen Fahne; sein dem Kayser zu
Ehren gebautes Pantheon/ und des Neptu-
nus Lust-Gänge mit der Freyheit beym Kay-
ser in denen ohne diß übrigen Zimmern zu
wohnen. Der grösten Könige Gesandten eig-
nete er als eine grosse Würde in dem Schau-
Platze einen Sitz nach denen sechshundert
Raths-Herren ein. Eines der edelsten Ge-
schlechter verehrte er mit der Freyheit ihm sein
Geträncke einzugiessen; ein anders unange-
meldet in sein Zimmer zu kommen; das dritte
ihm das Rauchfaß bey den Opffern; und etliche
Asiatische Könige ihm den Steigereiff zu hal-
ten. Welche Bländungen alle so viel mehr ge-
schätzt wurden/ weil er gegen sich selbst in Eh-
renbezeugungen sparsam war/ und viel ihm
vom Rathe angetragene Würden anzunehmen
weigerte. Ja/ sagte Malovend: Alles dieses
that der Kayser aus gewisser Staats-Klugheit.
Denn er schlug gleichwol nichts aus/ was nicht
etwan leere Hülsen eiteler Ehre/ sondern den
Kern der Obmäßigkeit in sich hielt. Den Agrip-
pa selbst setzte er endlich zum Steuer-Ruder des

Reiches

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] die Sternen geſetzte Schiff die Fuͤrtrefligkeit
der Schiffarth an. Endlich war auch Rom kluͤ-
ger/ und Pompejus ſchaͤmte ſich deſſen nicht/
woraus die Parthiſchen Koͤnige gleichſam ein
Handwerck machen. Malovend antwortete:
Alle Dinge gleichen faſt den gemahlten Glaͤ-
ſern/ welche ſo viel Farben zeigen/ ſo viel mahl
man die Stelle ſie anzuſchauen aͤndert. Der
Unterſcheid der Herꝛſchafft iſt meines Beduͤn-
ckens hierbey nicht auſſer Augen zu ſetzen. Deñ
bey der Buͤrgerlichen ſcheinet die Handlung
dem Adel noch etlicher maſſen anſtaͤndig zu ſeyn;
aber nicht bey der Fuͤrſtlichen. Eines Volckes
Sitten ſchicken ſich auch beſſer darzu/ als des
andern. Daher ich glaube: daß/ wenn in der
gantzen Welt der Adel handelte/ der Deutſche
doch/ ich weiß nicht/ aus was fuͤr einer Abſcheu/
ſich hierzu ſchwerlich verſtehen wuͤrde. Deß-
wegen auch die Catten/ als die Roͤmiſchen Kauf-
Leute wieder gethanes Verbot/ entweder aus
Begierde des Gewinns/ oder auf Anſtifftung
ihrer Vorſteher/ im Cattiſchen Gebiete einen
Marckt aufrichteten/ ſie erſchlugen/ ihre Wah-
ren aber ins Waſſer warffen. Hierzu kam die
Nachricht: daß viel edle Catten zu Rom im
Schau-Platze von wilden Thieren waͤren
zerriſſen worden; und daß Auguſt in Hiſpani-
en todt krancklaͤge/ dahin ihn die auffſtehenden
Salaßier/ Cantabrer/ und Aſturier zu ziehen
genoͤthigt haͤtten. Daher ein Theil der Catten
[i]hrer Bluts-Freunde ſchmaͤhlichen Tod zu raͤ-
chen in Gallien einfiel/ und alle nur zu ereilen
moͤgliche Roͤmer todt ſchlug. Dieſer Einfall
brachte das Schrecken biß nach Rom; und ward
Marcus Vinicius mit drey Legionen/ und
zwantzig tauſend Huͤlffs-Voͤlckern wieder ſie
geſchicket. Die Catten/ ob ſie zwar nicht halb
ſo ſtarck waren/ hielten es doch fuͤr eine Schan-
de zu weichen/ alſo kamen ſie an dem Fluſſe
Sara mit einander zu ſchlagen. Wiewol nun
die Catien mit dem Abende ſich zuruͤcke zohen;
blieb auff Roͤmiſcher Seiten doch viel mehr
[Spaltenumbruch] Volcks auff dem Platze; gleichwol aber ſchaͤtz-
te der Kayſer dieſe Schlacht ſo hoch: daß er
dem Vinicius zu Rom ein Siegs-Gepraͤnge
anordnete; und als dieſer um nicht Liviens
und Agrippens Neid zu erwecken ſolches anzu-
nehmen weigerte/ weil der Niedrigern Ehren-
Kraͤntze den Groͤſſern nur Dornen in Augen
ſind/ ließ der Kayſer ihm auf den Alpen einen
Marmelnen Sieges-Bogen aufrichten; gab
ihm auch die Freyheit alle erſten Tage des Jah-
res einen Krantz und Siegs-Kleid zu tragen.
Zeno fiel ein: Es iſt dieſes eine ſeine Art des
Rauches/ welchen zwar gemeine Leute auch
um nichts anwehren koͤnnen/ kluge Fuͤrſten a-
ber theuer genung zu verkauffen wiſſen. Jn-
ſonderheit aber hat Auguſt ſich auf dieſe Kauff-
mannſchafft wol verſtanden. Alſo belohnet er
des Agrippa nach der bey Sicilien gewonne-
nen groſſen See-Schlacht mit nichts mehr/
als einer blauen Fahne; ſein dem Kayſer zu
Ehren gebautes Pantheon/ und des Neptu-
nus Luſt-Gaͤnge mit der Freyheit beym Kay-
ſer in denen ohne diß uͤbrigen Zimmern zu
wohnen. Der groͤſten Koͤnige Geſandten eig-
nete er als eine groſſe Wuͤrde in dem Schau-
Platze einen Sitz nach denen ſechshundert
Raths-Herren ein. Eines der edelſten Ge-
ſchlechter verehrte er mit der Freyheit ihm ſein
Getraͤncke einzugieſſen; ein anders unange-
meldet in ſein Zimmer zu kommen; das dritte
ihm das Rauchfaß bey den Opffern; und etliche
Aſiatiſche Koͤnige ihm den Steigereiff zu hal-
ten. Welche Blaͤndungen alle ſo viel mehr ge-
ſchaͤtzt wurden/ weil er gegen ſich ſelbſt in Eh-
renbezeugungen ſparſam war/ und viel ihm
vom Rathe angetragene Wuͤrden anzunehmen
weigerte. Ja/ ſagte Malovend: Alles dieſes
that der Kayſer aus gewiſſer Staats-Klugheit.
Denn er ſchlug gleichwol nichts aus/ was nicht
etwan leere Huͤlſen eiteler Ehre/ ſondern den
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pa ſelbſt ſetzte er endlich zum Steuer-Ruder des

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1060[1062]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1124>, abgerufen am 23.11.2024.