Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.CLEOPATRA. 235.Als in der Hold beruht/ wil ich zum Liebes-Zeichen/Der Todten zum Ade di Hand-voll Blumen reichen. Denn weil uns Glück und Zeit mehr Mittel nicht verleihn/ Muß meiner Thränen Saltz in- des der Balsam sein. Mein sterbend Augen-Licht zur Todten-Fackel dienen. 240.Nur muttig! Charmium/ nun ist der Tag erschienen/ Da man Feind/ Noth und Todt großmüttig pochen kan. Auf! sätze Stahl und Dolch behertzt den Brüsten an! Des Antonius/ der Cleopatra, der Jras todte Leichen. Cornel. Gallus. Etliche Hauptleuthe des Keisers. Charmium. Gallus. Halt Stahl und Stos zu rück! Charm. Jhr seit zu späte kommen: Schaut: wie das Blutt schon spritzt! Gall. Was habt ihr 245.vorgenommen? Welch rasen ficht euch an? daß ihr Gift/ Mord und Schwerdt/ Da euch der Feind doch schon't/ auf eure Glider kehrt? Charm. Gist/ Mord und Schwerd sind uns erleidlicher/ als Ketten. Gallus. Als Ketten? auch der Todt sol euch vom Schimpf nicht retten. Jhr selbst befleckt di Seel'/ ihr selbst verstellt den Leib. Jst dieser bluttge Wurm/ dis ungeheure Weib/ Di schöne Charmium? Charm. Ja! schöner als ihr meinet; 250.Jn dem itzt unser Ruhm schon nebst den Sternen scheinet. Weil di standhaffte Treu' auch in der Grufft besteht. Gallus. Schaut! wie der Wurm sich trümmt! si rechelt/ si vergeht. Di
CLEOPATRA. 235.Als in der Hold beruht/ wil ich zum Liebes-Zeichen/Der Todten zum Ade di Hand-voll Blumen reichen. Denn weil uns Gluͤck und Zeit mehr Mittel nicht verleihn/ Muß meiner Thraͤnen Saltz in- des der Balſam ſein. Mein ſterbend Augen-Licht zur Todten-Fackel dienen. 240.Nur muttig! Charmium/ nun iſt der Tag erſchienen/ Da man Feind/ Noth und Todt großmuͤttig pochen kan. Auf! ſaͤtze Stahl und Dolch behertzt den Bruͤſten an! Des Antonius/ der Cleopatra, der Jras todte Leichen. Cornel. Gallus. Etliche Hauptleuthe des Keiſers. Charmium. Gallus. Halt Stahl und Stos zu ruͤck! Charm. Jhr ſeit zu ſpaͤte kommen: Schaut: wie das Blutt ſchon ſpritzt! Gall. Was habt ihr 245.vorgenommen? Welch raſen ficht euch an? daß ihr Gift/ Mord und Schwerdt/ Da euch der Feind doch ſchon’t/ auf eure Glider kehrt? Charm. Giſt/ Mord und Schwerd ſind uns erleidlicher/ als Ketten. Gallus. Als Ketten? auch der Todt ſol euch vom Schimpf nicht retten. Jhr ſelbſt befleckt di Seel’/ ihr ſelbſt verſtellt den Leib. Jſt dieſer bluttge Wurm/ dis ungeheure Weib/ Di ſchoͤne Charmium? Charm. Ja! ſchoͤner als ihr meinet; 250.Jn dem itzt unſer Ruhm ſchon nebſt den Sternen ſcheinet. Weil di ſtandhaffte Treu’ auch in der Grufft beſteht. Gallus. Schaut! wie der Wurm ſich truͤm̃t! ſi rechelt/ ſi vergeht. Di
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CLEOPATRA.
Als in der Hold beruht/ wil ich zum Liebes-Zeichen/
Der Todten zum Ade di Hand-voll Blumen reichen.
Denn weil uns Gluͤck und Zeit mehr Mittel nicht verleihn/
Muß meiner Thraͤnen Saltz in- des der Balſam ſein.
Mein ſterbend Augen-Licht zur Todten-Fackel dienen.
Nur muttig! Charmium/ nun iſt der Tag erſchienen/
Da man Feind/ Noth und Todt großmuͤttig pochen kan.
Auf! ſaͤtze Stahl und Dolch behertzt den Bruͤſten an!
Des Antonius/ der Cleopatra, der Jras
todte Leichen. Cornel. Gallus. Etliche
Hauptleuthe des Keiſers.
Charmium.
Gallus. Halt Stahl und Stos zu ruͤck!
Charm. Jhr ſeit zu
ſpaͤte kommen:
Schaut: wie das Blutt ſchon ſpritzt!
Gall. Was habt ihr
vorgenommen?
Welch raſen ficht euch an? daß ihr Gift/ Mord und Schwerdt/
Da euch der Feind doch ſchon’t/ auf eure Glider kehrt?
Charm. Giſt/ Mord und Schwerd ſind uns erleidlicher/ als
Ketten.
Gallus. Als Ketten? auch der Todt ſol euch vom Schimpf
nicht retten.
Jhr ſelbſt befleckt di Seel’/ ihr ſelbſt verſtellt den Leib.
Jſt dieſer bluttge Wurm/ dis ungeheure Weib/
Di ſchoͤne Charmium?
Charm. Ja! ſchoͤner als ihr meinet;
Jn dem itzt unſer Ruhm ſchon nebſt den Sternen ſcheinet.
Weil di ſtandhaffte Treu’ auch in der Grufft beſteht.
Gallus. Schaut! wie der Wurm ſich truͤm̃t! ſi rechelt/ ſi
vergeht.
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/124>, abgerufen am 16.02.2025. |