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Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

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CLEOPATRA.
Zum Ster ben durch den Wurm? durch ein solch Ungeheuer?
Cleopatr. Der Schlange brennend Gift ist kein solch rasend
Feuer/
Als Caesars Ehren-sucht. Man sucht bei Nattern Rath;
Bei Drachen; wenn man nicht bei Menschen zuflucht hat.
175.
Charm. Jhr Götter! sol der Molch den Lilgen-Arm ver-
giften.
Cleop. Ja! unsrer hohen Seel des Cörpers Pforten lüfften.
Komm' angenehmes Thier! komm kom und flechte dich/
Umb diesen nackten Arm! vermähle durch den Stich/
Der Adern warmem Quell dein züngelnd-tödtend küssen,
180.Wi? wilstu nur dein Maul durch Feigen-Safft versüssen?
Jst unsre Marmel-Haut nicht Stich und Giftes wehrt/
Das di Verdammten oft eh' als ein Blitz verzehrt?
Sol mir zur Straff' itzt auch den Schlangen Gift gebrechen?
Stich! stich! wir sind gewehrt. Nun fühln wir Gift und
stechen.
185.Kommt/ Liebste/ nemmt von uns den letzten Kuß noch an.
Wir beben/ wir erstarr'n/ es ist umb uns gethan.
Charm. Erbebend Donner-schlag! Der Marck und Bein
durchfähret!
Das Hertz in kaltes Eiß/ das Aug' in Stein verkehret:
Daß das gefrohrne Blutt der Adern Brunn verschützt/
190.Und di erstarrte Thrän' im eignen Quell' ersitzt!
Wo fällt di Göttin hin? der Abgott unsrer Seele?
Sinck't ihr Karfunckel-Schein der Augen in di Höle?
Umb: daß er Sonn' und Lieb' alldar erwecken mag?
Wil ihrer Glider Schnee di Nacht verkehr'n in Tag?
195.Wil ihr benelckter Mund im Grabe Blumen sämen?
Des Abgrunds finstre Kluft ein Paradis beschämen?
So geh't Egipten-Land der Ost-Welt Lust-Haus ein/
Und dessen Himmel wird itzt eine Helle sein!
Iras. Ja mehr als eine Hell/ mehr/ als ein Nest der Tiger!
200.Was starrn/ was zittern wir? wolln wir dem grimmen Siger/
Jn Schwerd und Klauen falln? schau' uusre Fürsten an!
Di lehr't uns/ wi man Feind und Fässel pochen kan.
Hat
CLEOPATRA.
Zum Ster ben durch den Wurm? durch ein ſolch Ungeheuer?
Cleopatr. Der Schlange brennend Gift iſt kein ſolch raſend
Feuer/
Als Cæſars Ehren-ſucht. Man ſucht bei Nattern Rath;
Bei Drachen; wenn man nicht bei Menſchen zuflucht hat.
175.
Charm. Jhr Goͤtter! ſol der Molch den Lilgen-Arm ver-
giften.
Cleop. Ja! unſrer hohen Seel des Coͤrpers Pforten luͤfften.
Kom̃’ angenehmes Thier! kom̃ kom und flechte dich/
Umb dieſen nackten Arm! vermaͤhle durch den Stich/
Der Adern warmem Quell dein zuͤngelnd-toͤdtend kuͤſſen,
180.Wi? wilſtu nur dein Maul durch Feigen-Safft verſuͤſſen?
Jſt unſre Marmel-Haut nicht Stich und Giftes wehrt/
Das di Verdam̃ten oft eh’ als ein Blitz verzehrt?
Sol mir zur Straff’ itzt auch den Schlangen Gift gebrechen?
Stich! ſtich! wir ſind gewehrt. Nun fuͤhln wir Gift und
ſtechen.
185.Kom̃t/ Liebſte/ nem̃t von uns den letzten Kuß noch an.
Wir beben/ wir erſtarr’n/ es iſt umb uns gethan.
Charm. Erbebend Donner-ſchlag! Der Marck und Bein
durchfaͤhret!
Das Hertz in kaltes Eiß/ das Aug’ in Stein verkehret:
Daß das gefrohrne Blutt der Adern Brunn verſchuͤtzt/
190.Und di erſtarrte Thraͤn’ im eignen Quell’ erſitzt!
Wo faͤllt di Goͤttin hin? der Abgott unſrer Seele?
Sinck’t ihr Karfunckel-Schein der Augen in di Hoͤle?
Umb: daß er Sonn’ und Lieb’ alldar erwecken mag?
Wil ihrer Glider Schnee di Nacht verkehr’n in Tag?
195.Wil ihr benelckter Mund im Grabe Blumen ſaͤmen?
Des Abgrunds finſtre Kluft ein Paradis beſchaͤmen?
So geh’t Egipten-Land der Oſt-Welt Luſt-Haus ein/
Und deſſen Himmel wird itzt eine Helle ſein!
Iras. Ja mehr als eine Hell/ mehr/ als ein Neſt der Tiger!
200.Was ſtarrn/ was zittern wir? wolln wir dem grim̃en Siger/
Jn Schwerd und Klauen falln? ſchau’ uuſre Fuͤrſten an!
Di lehr’t uns/ wi man Feind und Faͤſſel pochen kan.
Hat
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[0122] CLEOPATRA. Zum Ster ben durch den Wurm? durch ein ſolch Ungeheuer? Cleopatr. Der Schlange brennend Gift iſt kein ſolch raſend Feuer/ Als Cæſars Ehren-ſucht. Man ſucht bei Nattern Rath; Bei Drachen; wenn man nicht bei Menſchen zuflucht hat. Charm. Jhr Goͤtter! ſol der Molch den Lilgen-Arm ver- giften. Cleop. Ja! unſrer hohen Seel des Coͤrpers Pforten luͤfften. Kom̃’ angenehmes Thier! kom̃ kom und flechte dich/ Umb dieſen nackten Arm! vermaͤhle durch den Stich/ Der Adern warmem Quell dein zuͤngelnd-toͤdtend kuͤſſen, Wi? wilſtu nur dein Maul durch Feigen-Safft verſuͤſſen? Jſt unſre Marmel-Haut nicht Stich und Giftes wehrt/ Das di Verdam̃ten oft eh’ als ein Blitz verzehrt? Sol mir zur Straff’ itzt auch den Schlangen Gift gebrechen? Stich! ſtich! wir ſind gewehrt. Nun fuͤhln wir Gift und ſtechen. Kom̃t/ Liebſte/ nem̃t von uns den letzten Kuß noch an. Wir beben/ wir erſtarr’n/ es iſt umb uns gethan. Charm. Erbebend Donner-ſchlag! Der Marck und Bein durchfaͤhret! Das Hertz in kaltes Eiß/ das Aug’ in Stein verkehret: Daß das gefrohrne Blutt der Adern Brunn verſchuͤtzt/ Und di erſtarrte Thraͤn’ im eignen Quell’ erſitzt! Wo faͤllt di Goͤttin hin? der Abgott unſrer Seele? Sinck’t ihr Karfunckel-Schein der Augen in di Hoͤle? Umb: daß er Sonn’ und Lieb’ alldar erwecken mag? Wil ihrer Glider Schnee di Nacht verkehr’n in Tag? Wil ihr benelckter Mund im Grabe Blumen ſaͤmen? Des Abgrunds finſtre Kluft ein Paradis beſchaͤmen? So geh’t Egipten-Land der Oſt-Welt Luſt-Haus ein/ Und deſſen Himmel wird itzt eine Helle ſein! Iras. Ja mehr als eine Hell/ mehr/ als ein Neſt der Tiger! Was ſtarrn/ was zittern wir? wolln wir dem grim̃en Siger/ Jn Schwerd und Klauen falln? ſchau’ uuſre Fuͤrſten an! Di lehr’t uns/ wi man Feind und Faͤſſel pochen kan. Hat

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/122>, abgerufen am 24.11.2024.