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Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.

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Wil man mit Glutt den Geist durch theure Kolben trei-
ben/
Nur Tropffen-weiß' ihr Oel. Wil Schönheit schätzbar
bleiben/
65.Nicht schlechtes Wasser seyn/ muß sie ihr Nectar
nicht
Mit vollem Strom außtheil'n.
Nero. Es wird der Ster-
nen Licht
Nicht unwerth/ ob es schon mit tausend Augen leuchtet/
Der Monde/ der gleich oft das Feld mit Thaue feuchtet
Behält sein Silber-Horn. Poppee bleibet reich/
70.Schön/ reitzend/ und geschätz't/ theil't sie den Zucker gleich
Mir ungemäßen aus. Der Lippe seichtes Liben
Wird nach Ersättigung durch Eckel nur vertriben.
Mein Liben aber ist gewurtzelt in der Brust
Die jedes Glied betheil't mit angenehmer Lust/
75.Und vielen Safft bedarf. Wirstu dein Kwäll' uns schlü-
ßen/
Wird meiner Seelen Pflantz' alsbald verwelcken müssen.
Schatz/ ach so flöß' uns doch den kräfft' gen Balsam ein!
Wie? oder zweifelstu? Daß deine Strahlen seyn
Die Fackel unser Brunst? Des Mörders Zutritt frischet
80.Entleibter Wunden auf/ die gleich sind abgewischet.
Nicht anders wall't mein Hertz und treib't das Blutt em-
por
Jn deiner Gegenwart. Mein Wundenmahl bricht vor
An Stirne/ Mund und Brust.
Poppaea. Die Wunden/
die die Liebe
Verursach't/ rinnen oft auch von entferntem Triebe.
85.Die Schälsucht/ ich gesteh's/ versäng't den Wollust-thau.
Man küßt mit wenig Lust/ die Lippen die noch lau
Von frembden Küssen sind. Jch schwere bey der Seele
Des Käysers: Daß ich brenn' und meines Hertzens Höle
Ein heilger Tempel sey/ in dem des Käysers Bild
90.Mein Abgott/ meine Seel' und was in Adern kwill't/
Sein brennend Opffer ist. Die Andacht aber schwindet/
Wenn Nero einer Magd selbst Libes-Oel anzündet/
Den Ambra seiner Brunst auff Actens Schooß und Brust/
Die
Wil man mit Glutt den Geiſt durch theure Kolben trei-
ben/
Nur Tropffen-weiß’ ihr Oel. Wil Schoͤnheit ſchaͤtzbar
bleiben/
65.Nicht ſchlechtes Waſſer ſeyn/ muß ſie ihr Nectar
nicht
Mit vollem Strom außtheil’n.
Nero. Es wird der Ster-
nen Licht
Nicht unwerth/ ob es ſchon mit tauſend Augen leuchtet/
Der Monde/ der gleich oft das Feld mit Thaue feuchtet
Behaͤlt ſein Silber-Horn. Poppee bleibet reich/
70.Schoͤn/ reitzend/ und geſchaͤtz’t/ theil’t ſie den Zucker gleich
Mir ungemaͤßen aus. Der Lippe ſeichtes Liben
Wird nach Erſaͤttigung durch Eckel nur vertriben.
Mein Liben aber iſt gewurtzelt in der Bruſt
Die jedes Glied betheil’t mit angenehmer Luſt/
75.Und vielen Safft bedarf. Wirſtu dein Kwaͤll’ uns ſchluͤ-
ßen/
Wird meiner Seelen Pflantz’ alsbald verwelcken muͤſſen.
Schatz/ ach ſo floͤß’ uns doch den kraͤfft’ gen Balſam ein!
Wie? oder zweifelſtu? Daß deine Strahlen ſeyn
Die Fackel unſer Brunſt? Des Moͤrders Zutritt friſchet
80.Entleibter Wunden auf/ die gleich ſind abgewiſchet.
Nicht anders wall’t mein Hertz und treib’t das Blutt em-
por
Jn deiner Gegenwart. Mein Wundenmahl bricht vor
An Stirne/ Mund und Bruſt.
Poppæa. Die Wunden/
die die Liebe
Verurſach’t/ rinnen oft auch von entferntem Triebe.
85.Die Schaͤlſucht/ ich geſteh’s/ verſaͤng’t den Wolluſt-thau.
Man kuͤßt mit wenig Luſt/ die Lippen die noch lau
Von frembden Kuͤſſen ſind. Jch ſchwere bey der Seele
Des Kaͤyſers: Daß ich brenn’ und meines Hertzens Hoͤle
Ein heilger Tempel ſey/ in dem des Kaͤyſers Bild
90.Mein Abgott/ meine Seel’ und was in Adern kwill’t/
Sein brennend Opffer iſt. Die Andacht aber ſchwindet/
Wenn Nero einer Magd ſelbſt Libes-Oel anzuͤndet/
Den Ambra ſeiner Brunſt auff Actens Schooß uñ Bruſt/
Die
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[28./0046] Wil man mit Glutt den Geiſt durch theure Kolben trei- ben/ Nur Tropffen-weiß’ ihr Oel. Wil Schoͤnheit ſchaͤtzbar bleiben/ Nicht ſchlechtes Waſſer ſeyn/ muß ſie ihr Nectar nicht Mit vollem Strom außtheil’n. Nero. Es wird der Ster- nen Licht Nicht unwerth/ ob es ſchon mit tauſend Augen leuchtet/ Der Monde/ der gleich oft das Feld mit Thaue feuchtet Behaͤlt ſein Silber-Horn. Poppee bleibet reich/ Schoͤn/ reitzend/ und geſchaͤtz’t/ theil’t ſie den Zucker gleich Mir ungemaͤßen aus. Der Lippe ſeichtes Liben Wird nach Erſaͤttigung durch Eckel nur vertriben. Mein Liben aber iſt gewurtzelt in der Bruſt Die jedes Glied betheil’t mit angenehmer Luſt/ Und vielen Safft bedarf. Wirſtu dein Kwaͤll’ uns ſchluͤ- ßen/ Wird meiner Seelen Pflantz’ alsbald verwelcken muͤſſen. Schatz/ ach ſo floͤß’ uns doch den kraͤfft’ gen Balſam ein! Wie? oder zweifelſtu? Daß deine Strahlen ſeyn Die Fackel unſer Brunſt? Des Moͤrders Zutritt friſchet Entleibter Wunden auf/ die gleich ſind abgewiſchet. Nicht anders wall’t mein Hertz und treib’t das Blutt em- por Jn deiner Gegenwart. Mein Wundenmahl bricht vor An Stirne/ Mund und Bruſt. Poppæa. Die Wunden/ die die Liebe Verurſach’t/ rinnen oft auch von entferntem Triebe. Die Schaͤlſucht/ ich geſteh’s/ verſaͤng’t den Wolluſt-thau. Man kuͤßt mit wenig Luſt/ die Lippen die noch lau Von frembden Kuͤſſen ſind. Jch ſchwere bey der Seele Des Kaͤyſers: Daß ich brenn’ und meines Hertzens Hoͤle Ein heilger Tempel ſey/ in dem des Kaͤyſers Bild Mein Abgott/ meine Seel’ und was in Adern kwill’t/ Sein brennend Opffer iſt. Die Andacht aber ſchwindet/ Wenn Nero einer Magd ſelbſt Libes-Oel anzuͤndet/ Den Ambra ſeiner Brunſt auff Actens Schooß uñ Bruſt/ Die

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 28.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/46>, abgerufen am 27.11.2024.