Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite
Otho. Sie ist des Fürsten Magd.
Nero. Der Fürst dein
und ihr Freund.
Wo ist ein Venus-Stern der aber itzt uns schein't?
155.Nun! Nero mag sich nicht mehr mit der Gramen kwä-
len/
Wil Weibern/ die zeither gehersch't/ itzt selbst befehlen.
Nero. Paris. Otho. Burrhus. Sene-
ca.
Ein Hauptmann.
Nero. Wie Paris so erblaß't? Woher bey später Nacht?
Paris. Di Noth hat mich in's Schloß/ die Treu' in's Zim
mer bracht.
Nero. Wie beb'stu? Was für Angst hält dein Gemüth-
umbgeben?
160.
Paris. Nicht mir/ dem Nero geht's umb's Käyserthumb
umb's Leben.
Nero. Uns umb das Käyserthum/ umbs Leben? Was für
Feind
Dreut unser Zederfall?
Paris. Jch zittere den Freund
Zu nennen.
Nero. Wen? Den Freund?
Paris. Der es am
meisten schiene
Zu seyn.
Nero. Eröffn' es bald/ wer ist es?
Patis. Agrip-
pine.
165.
Nero. Die nach dem Reich uns steht?
Paris. auch nach dem
Leben streb't.
Nero. Schlag Donner! Wo in Rom solch eine Wölffin
leb't.
Welch Drache frist sein Kind? Welch Wurm erbeiß't die
Jungen?
Wenn bat ein Panter-Thier je seine Frucht verschlungen?
Entmenschtes Mutterhertz! Vergiffte Raserey!
170.Die Porcellane spring't von schlechtem Gifft' entzwey:
Und ihre Mutter-brust umbfäng't nicht nur/ sie hecket
Solch Gifft; Daß auch der Schlang- und Nattern bit-
ter schmecket.
Wer hilfft? Wer rettet uns? Beruff't den Seneca.
Verstärck't die Leib-Wach!
Otho. ist die Noth so groß/ so
nah?
175. Paris,
Otho. Sie iſt des Fuͤrſten Magd.
Nero. Der Fuͤrſt dein
und ihr Freund.
Wo iſt ein Venus-Stern der aber itzt uns ſchein’t?
155.Nun! Nero mag ſich nicht mehr mit der Gramen kwaͤ-
len/
Wil Weibern/ die zeither geherſch’t/ itzt ſelbſt befehlen.
Nero. Paris. Otho. Burrhus. Sene-
ca.
Ein Hauptmann.
Nero. Wie Paris ſo erblaß’t? Woher bey ſpaͤter Nacht?
Paris. Di Noth hat mich in’s Schloß/ die Treu’ in’s Zim
mer bracht.
Nero. Wie beb’ſtu? Was fuͤr Angſt haͤlt dein Gemuͤth-
umbgeben?
160.
Paris. Nicht mir/ dem Nero geht’s umb’s Kaͤyſerthumb
umb’s Leben.
Nero. Uns umb das Kaͤyſerthum/ umbs Leben? Was fuͤr
Feind
Dreut unſer Zederfall?
Paris. Jch zittere den Freund
Zu nennen.
Nero. Wen? Den Freund?
Paris. Der es am
meiſten ſchiene
Zu ſeyn.
Nero. Eroͤffn’ es bald/ wer iſt es?
Patis. Agrip-
pine.
165.
Nero. Die nach dem Reich uns ſteht?
Paris. auch nach dem
Leben ſtreb’t.
Nero. Schlag Donner! Wo in Rom ſolch eine Woͤlffin
leb’t.
Welch Drache friſt ſein Kind? Welch Wurm erbeiß’t die
Jungen?
Wenn bat ein Panter-Thier je ſeine Frucht verſchlungen?
Entmenſchtes Mutterhertz! Vergiffte Raſerey!
170.Die Porcellane ſpring’t von ſchlechtem Gifft’ entzwey:
Und ihre Mutter-bruſt umbfaͤng’t nicht nur/ ſie hecket
Solch Gifft; Daß auch der Schlang- und Nattern bit-
ter ſchmecket.
Wer hilfft? Wer rettet uns? Beruff’t den Seneca.
Verſtaͤrck’t die Leib-Wach!
Otho. iſt die Noth ſo groß/ ſo
nah?
175. Paris,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0024" n="6."/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Otho.</hi> </speaker>
          <p>Sie i&#x017F;t des Fu&#x0364;r&#x017F;ten Magd.</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker>
          <p>Der Fu&#x0364;r&#x017F;t dein<lb/><hi rendition="#et">und ihr Freund.</hi><lb/>
Wo i&#x017F;t ein Venus-Stern der aber itzt uns &#x017F;chein&#x2019;t?<lb/><note place="left">155.</note>Nun! <hi rendition="#aq">Nero</hi> mag &#x017F;ich nicht mehr mit der Gramen kwa&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">len/</hi><lb/>
Wil Weibern/ die zeither geher&#x017F;ch&#x2019;t/ itzt &#x017F;elb&#x017F;t befehlen.</p>
        </sp><lb/>
        <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">Nero. Paris. Otho. Burrhus. Sene-<lb/>
ca.</hi> Ein Hauptmann.</hi> </stage><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker>
          <p>Wie Paris &#x017F;o erblaß&#x2019;t? Woher bey &#x017F;pa&#x0364;ter Nacht?</p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Paris.</hi> </speaker>
          <p>Di Noth hat mich in&#x2019;s Schloß/ die Treu&#x2019; in&#x2019;s Zim<lb/><hi rendition="#et">mer bracht.</hi></p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker>
          <p>Wie beb&#x2019;&#x017F;tu? Was fu&#x0364;r Ang&#x017F;t ha&#x0364;lt dein Gemu&#x0364;th-<lb/><hi rendition="#et">umbgeben?</hi></p>
        </sp><lb/>
        <note place="left">160.</note>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Paris.</hi> </speaker>
          <p>Nicht mir/ dem <hi rendition="#aq">Nero</hi> geht&#x2019;s umb&#x2019;s Ka&#x0364;y&#x017F;erthumb<lb/><hi rendition="#et">umb&#x2019;s Leben.</hi></p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker>
          <p>Uns umb das Ka&#x0364;y&#x017F;erthum/ umbs Leben? Was fu&#x0364;r<lb/><hi rendition="#et">Feind</hi><lb/>
Dreut un&#x017F;er Zederfall?</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Paris.</hi> </speaker>
          <p>Jch zittere den Freund<lb/>
Zu nennen.</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker>
          <p>Wen? Den Freund?</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Paris.</hi> </speaker>
          <p>Der es am<lb/><hi rendition="#et">mei&#x017F;ten &#x017F;chiene</hi><lb/>
Zu &#x017F;eyn.</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker>
          <p>Ero&#x0364;ffn&#x2019; es bald/ wer i&#x017F;t es?</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Patis.</hi> </speaker>
          <p>Agrip-<lb/><hi rendition="#et">pine.</hi></p>
        </sp><lb/>
        <note place="left">165.</note>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker>
          <p>Die nach dem Reich uns &#x017F;teht?</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Paris.</hi> </speaker>
          <p>auch nach dem<lb/><hi rendition="#et">Leben &#x017F;treb&#x2019;t.</hi></p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker>
          <p>Schlag Donner! Wo in Rom &#x017F;olch eine Wo&#x0364;lffin<lb/><hi rendition="#et">leb&#x2019;t.</hi><lb/>
Welch Drache fri&#x017F;t &#x017F;ein Kind? Welch Wurm erbeiß&#x2019;t die<lb/><hi rendition="#et">Jungen?</hi><lb/>
Wenn bat ein Panter-Thier je &#x017F;eine Frucht ver&#x017F;chlungen?<lb/>
Entmen&#x017F;chtes Mutterhertz! Vergiffte Ra&#x017F;erey!<lb/><note place="left">170.</note>Die Porcellane &#x017F;pring&#x2019;t von &#x017F;chlechtem Gifft&#x2019; entzwey:<lb/>
Und ihre Mutter-bru&#x017F;t umbfa&#x0364;ng&#x2019;t nicht nur/ &#x017F;ie hecket<lb/>
Solch Gifft; Daß auch der Schlang- und Nattern bit-<lb/><hi rendition="#et">ter &#x017F;chmecket.</hi><lb/>
Wer hilfft? Wer rettet uns? Beruff&#x2019;t den <hi rendition="#aq">Seneca.</hi><lb/>
Ver&#x017F;ta&#x0364;rck&#x2019;t die Leib-Wach!</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Otho.</hi> </speaker>
          <p>i&#x017F;t die Noth &#x017F;o groß/ &#x017F;o<lb/><hi rendition="#et">nah?</hi></p>
        </sp><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">175. <hi rendition="#aq">Paris,</hi></fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6./0024] Otho. Sie iſt des Fuͤrſten Magd. Nero. Der Fuͤrſt dein und ihr Freund. Wo iſt ein Venus-Stern der aber itzt uns ſchein’t? Nun! Nero mag ſich nicht mehr mit der Gramen kwaͤ- len/ Wil Weibern/ die zeither geherſch’t/ itzt ſelbſt befehlen. Nero. Paris. Otho. Burrhus. Sene- ca. Ein Hauptmann. Nero. Wie Paris ſo erblaß’t? Woher bey ſpaͤter Nacht? Paris. Di Noth hat mich in’s Schloß/ die Treu’ in’s Zim mer bracht. Nero. Wie beb’ſtu? Was fuͤr Angſt haͤlt dein Gemuͤth- umbgeben? Paris. Nicht mir/ dem Nero geht’s umb’s Kaͤyſerthumb umb’s Leben. Nero. Uns umb das Kaͤyſerthum/ umbs Leben? Was fuͤr Feind Dreut unſer Zederfall? Paris. Jch zittere den Freund Zu nennen. Nero. Wen? Den Freund? Paris. Der es am meiſten ſchiene Zu ſeyn. Nero. Eroͤffn’ es bald/ wer iſt es? Patis. Agrip- pine. Nero. Die nach dem Reich uns ſteht? Paris. auch nach dem Leben ſtreb’t. Nero. Schlag Donner! Wo in Rom ſolch eine Woͤlffin leb’t. Welch Drache friſt ſein Kind? Welch Wurm erbeiß’t die Jungen? Wenn bat ein Panter-Thier je ſeine Frucht verſchlungen? Entmenſchtes Mutterhertz! Vergiffte Raſerey! Die Porcellane ſpring’t von ſchlechtem Gifft’ entzwey: Und ihre Mutter-bruſt umbfaͤng’t nicht nur/ ſie hecket Solch Gifft; Daß auch der Schlang- und Nattern bit- ter ſchmecket. Wer hilfft? Wer rettet uns? Beruff’t den Seneca. Verſtaͤrck’t die Leib-Wach! Otho. iſt die Noth ſo groß/ ſo nah? 175. Paris,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/24
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 6.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/24>, abgerufen am 22.11.2024.