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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Drittes Hundert.
45.
Abschied eines Verstorbenen.
NVn gehabt euch alle wol
Derer Augen Threnen-voll
Hin mir in mein Grab nachsehen!
Weil jhr weint so muß ich flehen;
Lieber fasset wieder Mut
Was euch kränckt/ das ist mir gut!
Lobt den Tod/ der mich für Leiden
Hat zum Frieden abgescheiden!
Lobt den Tod/ der mir bringt Lust
Der kein schmertzlich Ende kost!
Lobt den Tod der mich für Jammer
Schleust hinfort in sichre Kammer!
Lobt den Tod/ der mir für Zeit
Schenckt die Vnvergängligkeit!
Lobt den Tod/ durch den gelungen
Daß voll rühmens meine Zungen!
Lobt den Tod ders so gemacht
Daß mein Mund nichts thut/ als lacht!
Jhr/ die ich; jhr/ mich die lieben/
Lasset weinen/ stillt betrüben/
Mir ist wol/ das günnet mir;
Gebe Gott/ daß nun auch jhr/
Biß jhr kummt zu meinen Freuden/
Sicher seyd für Angst vnd Leiden!
46.
Wunder-Werck der Welt.
MAn sagt/ vnd hat gesagt von grossen Wunder-Wercken.
Die wol zu mercken sind/ vnd waren wol zu mercken;
Noch
E iiij
Drittes Hundert.
45.
Abſchied eines Verſtorbenen.
NVn gehabt euch alle wol
Derer Augen Threnen-voll
Hin mir in mein Grab nachſehen!
Weil jhr weint ſo muß ich flehen;
Lieber faſſet wieder Mut
Was euch kraͤnckt/ das iſt mir gut!
Lobt den Tod/ der mich fuͤr Leiden
Hat zum Frieden abgeſcheiden!
Lobt den Tod/ der mir bringt Luſt
Der kein ſchmertzlich Ende koſt!
Lobt den Tod der mich fuͤr Jammer
Schleuſt hinfort in ſichre Kammer!
Lobt den Tod/ der mir fuͤr Zeit
Schenckt die Vnvergaͤngligkeit!
Lobt den Tod/ durch den gelungen
Daß voll ruͤhmens meine Zungen!
Lobt den Tod ders ſo gemacht
Daß mein Mund nichts thut/ als lacht!
Jhr/ die ich; jhr/ mich die lieben/
Laſſet weinen/ ſtillt betruͤben/
Mir iſt wol/ das guͤnnet mir;
Gebe Gott/ daß nun auch jhr/
Biß jhr kum̃t zu meinen Freuden/
Sicher ſeyd fuͤr Angſt vnd Leiden!
46.
Wunder-Werck der Welt.
MAn ſagt/ vnd hat geſagt von groſſen Wunder-Wercken.
Die wol zu mercken ſind/ vnd waren wol zu mercken;
Noch
E iiij
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[61/0077] Drittes Hundert. 45. Abſchied eines Verſtorbenen. NVn gehabt euch alle wol Derer Augen Threnen-voll Hin mir in mein Grab nachſehen! Weil jhr weint ſo muß ich flehen; Lieber faſſet wieder Mut Was euch kraͤnckt/ das iſt mir gut! Lobt den Tod/ der mich fuͤr Leiden Hat zum Frieden abgeſcheiden! Lobt den Tod/ der mir bringt Luſt Der kein ſchmertzlich Ende koſt! Lobt den Tod der mich fuͤr Jammer Schleuſt hinfort in ſichre Kammer! Lobt den Tod/ der mir fuͤr Zeit Schenckt die Vnvergaͤngligkeit! Lobt den Tod/ durch den gelungen Daß voll ruͤhmens meine Zungen! Lobt den Tod ders ſo gemacht Daß mein Mund nichts thut/ als lacht! Jhr/ die ich; jhr/ mich die lieben/ Laſſet weinen/ ſtillt betruͤben/ Mir iſt wol/ das guͤnnet mir; Gebe Gott/ daß nun auch jhr/ Biß jhr kum̃t zu meinen Freuden/ Sicher ſeyd fuͤr Angſt vnd Leiden! 46. Wunder-Werck der Welt. MAn ſagt/ vnd hat geſagt von groſſen Wunder-Wercken. Die wol zu mercken ſind/ vnd waren wol zu mercken; Noch E iiij

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/77>, abgerufen am 08.05.2024.