Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

Bild:
<< vorherige Seite
Drittes Tausend
37.
An Paulum.
Paulus ist ein Freund der Welt/ aber nur der kleinen Welt/
Wann er sein geliebtes Lieb/ fest vmarmt beschlossen hält.
38.
Rosen.
Wen vergleicht man füglich Rosen/ Jungfern oder Junggesellen?
Wo die Stachel sich befinden ist das Urthel hin zu stellen.
39.
Gespräche eines Pfarrers vnd Küsters.
EJn Küster sprach: Herr Pfarr/ sie bringen eine Leiche/
Der Priester sprach: Wol gut! ists aber eine Reiche?
Der Küster sprach: O nein. Der Priester sprach: Deß Armen
Deß hätte sich der Tod noch mögen wol erbarmen
Der Küster sprach: O ja: Der Priester sprach: zu legen
Dem Tode seinen Zoll/ ist jeder vnter wegen.
40.
Mann vnd Weib.
DJe Weiber/ sind die Monden; die Männer/ sind die Sonne/
Von diesen haben jene/ Nutz/ Ehre/ Wärmde/ Wonne:
Die Sonne/ herrscht den Tag; der Monde/ herrscht die Nacht:
Bey Nachte/ hat das Weib; der Mann/ bey Tage Macht.
41.
Auff Thaidem.
Thais sagt: Daß jhres Liebsten Bildnüß sie im Hertzen trage:
Unterm Hertzen/ wil ich glauben/ dann so sagt gemeine Sage.
42.
Verdammung.
Daß man vns dem Teuffel gibet/ darff sich keiner viel dran keh-
ren/
Wann wir vns nur selbst nicht geben/ kan vns keiner sonst ge-
wehren.
43. Ge-
Drittes Tauſend
37.
An Paulum.
Paulus iſt ein Freund der Welt/ aber nur der kleinen Welt/
Wann er ſein geliebtes Lieb/ feſt vmarmt beſchloſſen haͤlt.
38.
Roſen.
Wen vergleicht man fuͤglich Roſen/ Jungfern oder Junggeſellen?
Wo die Stachel ſich befinden iſt das Urthel hin zu ſtellen.
39.
Geſpraͤche eines Pfarrers vnd Kuͤſters.
EJn Kuͤſter ſprach: Herꝛ Pfarꝛ/ ſie bringen eine Leiche/
Der Prieſter ſprach: Wol gut! iſts aber eine Reiche?
Der Kuͤſter ſprach: O nein. Der Prieſter ſprach: Deß Armen
Deß haͤtte ſich der Tod noch moͤgen wol erbarmen
Der Kuͤſter ſprach: O ja: Der Prieſter ſprach: zu legen
Dem Tode ſeinen Zoll/ iſt jeder vnter wegen.
40.
Mann vnd Weib.
DJe Weiber/ ſind die Monden; die Maͤnner/ ſind die Sonne/
Von dieſen haben jene/ Nutz/ Ehre/ Waͤrmde/ Wonne:
Die Sonne/ herꝛſcht den Tag; der Monde/ herꝛſcht die Nacht:
Bey Nachte/ hat das Weib; der Mann/ bey Tage Macht.
41.
Auff Thaidem.
Thais ſagt: Daß jhres Liebſten Bildnuͤß ſie im Hertzen trage:
Unterm Hertzen/ wil ich glauben/ dann ſo ſagt gemeine Sage.
42.
Verdammung.
Daß man vns dem Teuffel gibet/ darff ſich keiner viel dran keh-
ren/
Wann wir vns nur ſelbſt nicht geben/ kan vns keiner ſonſt ge-
wehren.
43. Ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0656" n="126"/>
          <fw place="top" type="header">Drittes Tau&#x017F;end</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">37.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">An <hi rendition="#aq">Paulum.</hi></hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Paulus</hi></hi> i&#x017F;t ein Freund der Welt/ aber nur der kleinen Welt/</l><lb/>
                <l>Wann er &#x017F;ein geliebtes Lieb/ fe&#x017F;t vmarmt be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;lt.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">38.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Ro&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Wen vergleicht man fu&#x0364;glich Ro&#x017F;en/ Jungfern oder Jungge&#x017F;ellen?</l><lb/>
                <l>Wo die Stachel &#x017F;ich befinden i&#x017F;t das Urthel hin zu &#x017F;tellen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">39.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;pra&#x0364;che eines Pfarrers vnd Ku&#x0364;&#x017F;ters.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">E</hi>Jn Ku&#x0364;&#x017F;ter &#x017F;prach: Her&#xA75B; Pfar&#xA75B;/ &#x017F;ie bringen eine Leiche/</l><lb/>
                <l>Der Prie&#x017F;ter &#x017F;prach: Wol gut! i&#x017F;ts aber eine Reiche?</l><lb/>
                <l>Der Ku&#x0364;&#x017F;ter &#x017F;prach: O nein. Der Prie&#x017F;ter &#x017F;prach: Deß Armen</l><lb/>
                <l>Deß ha&#x0364;tte &#x017F;ich der Tod noch mo&#x0364;gen wol erbarmen</l><lb/>
                <l>Der Ku&#x0364;&#x017F;ter &#x017F;prach: O ja: Der Prie&#x017F;ter &#x017F;prach: zu legen</l><lb/>
                <l>Dem Tode &#x017F;einen Zoll/ i&#x017F;t jeder vnter wegen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">40.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Mann vnd Weib.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">D</hi>Je Weiber/ &#x017F;ind die Monden; die Ma&#x0364;nner/ &#x017F;ind die Sonne/</l><lb/>
                <l>Von die&#x017F;en haben jene/ Nutz/ Ehre/ Wa&#x0364;rmde/ Wonne:</l><lb/>
                <l>Die Sonne/ her&#xA75B;&#x017F;cht den Tag; der Monde/ her&#xA75B;&#x017F;cht die Nacht:</l><lb/>
                <l>Bey Nachte/ hat das Weib; der Mann/ bey Tage Macht.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">41.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Auff <hi rendition="#aq">Thaidem.</hi></hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Thais</hi></hi> &#x017F;agt: Daß jhres Lieb&#x017F;ten Bildnu&#x0364;ß &#x017F;ie im Hertzen trage:</l><lb/>
                <l>Unterm Hertzen/ wil ich glauben/ dann &#x017F;o &#x017F;agt gemeine Sage.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">42.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Verdammung.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Daß man vns dem Teuffel gibet/ darff &#x017F;ich keiner viel dran keh-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ren/</hi> </l><lb/>
                <l>Wann wir vns nur &#x017F;elb&#x017F;t nicht geben/ kan vns keiner &#x017F;on&#x017F;t ge-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">wehren.</hi> </l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">43. Ge-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0656] Drittes Tauſend 37. An Paulum. Paulus iſt ein Freund der Welt/ aber nur der kleinen Welt/ Wann er ſein geliebtes Lieb/ feſt vmarmt beſchloſſen haͤlt. 38. Roſen. Wen vergleicht man fuͤglich Roſen/ Jungfern oder Junggeſellen? Wo die Stachel ſich befinden iſt das Urthel hin zu ſtellen. 39. Geſpraͤche eines Pfarrers vnd Kuͤſters. EJn Kuͤſter ſprach: Herꝛ Pfarꝛ/ ſie bringen eine Leiche/ Der Prieſter ſprach: Wol gut! iſts aber eine Reiche? Der Kuͤſter ſprach: O nein. Der Prieſter ſprach: Deß Armen Deß haͤtte ſich der Tod noch moͤgen wol erbarmen Der Kuͤſter ſprach: O ja: Der Prieſter ſprach: zu legen Dem Tode ſeinen Zoll/ iſt jeder vnter wegen. 40. Mann vnd Weib. DJe Weiber/ ſind die Monden; die Maͤnner/ ſind die Sonne/ Von dieſen haben jene/ Nutz/ Ehre/ Waͤrmde/ Wonne: Die Sonne/ herꝛſcht den Tag; der Monde/ herꝛſcht die Nacht: Bey Nachte/ hat das Weib; der Mann/ bey Tage Macht. 41. Auff Thaidem. Thais ſagt: Daß jhres Liebſten Bildnuͤß ſie im Hertzen trage: Unterm Hertzen/ wil ich glauben/ dann ſo ſagt gemeine Sage. 42. Verdammung. Daß man vns dem Teuffel gibet/ darff ſich keiner viel dran keh- ren/ Wann wir vns nur ſelbſt nicht geben/ kan vns keiner ſonſt ge- wehren. 43. Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/656
Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/656>, abgerufen am 23.11.2024.