Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Sechstes Hundert. 55. Verdacht vnd Unverstand. Ein fälschlicher Verdacht/ ein blinder Unverstand/ Wo die Regenten sind/ daräume man das Land. 56. Schönheit. Die Schönheit ist der Schönen Feind Wo fromer Sinn sie nicht vereint. 57. Gewissen. Wo du Lust zur Wollust hast/ kanstu sie nicht besser büssen/ Als wann du dir legest zu ein schön Mägdchen/ das Gewissen. 58. Unschuld. WEr nicht selbsten kan betriegen Wird gemeiu betrogen: Wer nicht andre kan belügen Wird gemein belogen. 59. Auff Pseudonem. Wann die Warheit sonst nur wolte/ künte Pseudo sie wolfreyen; Weil sie jhm ist zugestppet gar mit keinen Stammes-Reyen. 60. Auff Pigrum. Jmmer ist der Tag zu lang/ jmmer dir zu kurtz die Nacht/ Piger, weil mit nichts-thun Tag/ Nacht mit Schlaf/ wird zu- gebracht. 61. Von H h h
Sechſtes Hundert. 55. Verdacht vnd Unverſtand. Ein faͤlſchlicher Verdacht/ ein blinder Unverſtand/ Wo die Regenten ſind/ daraͤume man das Land. 56. Schoͤnheit. Die Schoͤnheit iſt der Schoͤnen Feind Wo fromer Sinn ſie nicht vereint. 57. Gewiſſen. Wo du Luſt zur Wolluſt haſt/ kanſtu ſie nicht beſſer buͤſſen/ Als wann du dir legeſt zu ein ſchoͤn Maͤgdchen/ das Gewiſſen. 58. Unſchuld. WEr nicht ſelbſten kan betriegen Wird gemeiu betrogen: Wer nicht andre kan beluͤgen Wird gemein belogen. 59. Auff Pſeudonem. Wann die Warheit ſonſt nur wolte/ kuͤnte Pſeudo ſie wolfreyen; Weil ſie jhm iſt zugeſtppet gar mit keinen Stammes-Reyen. 60. Auff Pigrum. Jmmer iſt der Tag zu lang/ jmmer dir zu kurtz die Nacht/ Piger, weil mit nichts-thun Tag/ Nacht mit Schlaf/ wird zu- gebracht. 61. Von H h h
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Sechſtes Hundert.
55.
Verdacht vnd Unverſtand.
Ein faͤlſchlicher Verdacht/ ein blinder Unverſtand/
Wo die Regenten ſind/ daraͤume man das Land.
56.
Schoͤnheit.
Die Schoͤnheit iſt der Schoͤnen Feind
Wo fromer Sinn ſie nicht vereint.
57.
Gewiſſen.
Wo du Luſt zur Wolluſt haſt/ kanſtu ſie nicht beſſer buͤſſen/
Als wann du dir legeſt zu ein ſchoͤn Maͤgdchen/ das Gewiſſen.
58.
Unſchuld.
WEr nicht ſelbſten kan betriegen
Wird gemeiu betrogen:
Wer nicht andre kan beluͤgen
Wird gemein belogen.
59.
Auff Pſeudonem.
Wann die Warheit ſonſt nur wolte/ kuͤnte Pſeudo ſie wolfreyen;
Weil ſie jhm iſt zugeſtppet gar mit keinen Stammes-Reyen.
60.
Auff Pigrum.
Jmmer iſt der Tag zu lang/ jmmer dir zu kurtz die Nacht/
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gebracht.
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Zitationshilfe: | Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/641>, abgerufen am 16.07.2024. |