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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Drittes Tausend
Gibt Balsam zum genesen
Vnd trotzet das verwesen.
Nicht anders; jhr Poeten/
Der Tod kan keinen nöthen
Den jhr vnd eure Sinnen
Nicht lassen wolt von hinnen.
Die alten kühnen Degen
Gehn noch auff vnsreu Wegen
Die jhrer druden Lieder
Nicht liessen kummen nieder.
Was wüstenwir von Helden/
Vnd jhrer Thurst zu melden/
Wann nicht Poeten-Geister
Deß schwartzen Grabes Meister/
Die Sterbligkeit verbürget
Daß sie sie nicht gewürget?
Was wär von tapffren Thaten?
Was wär von klugem rathen
Der Nachwelt kündig blieben/
Wann diese nicht geschrieben?
Es macht Poetisch Tichten
Daß alles bleibt im Liechten/
Sonst fiel in lauter Nächte
Was Hertz vnd Witz verbrächte.
Es sind zwar mehr der Kielen
Die auff daß ferne spielen/
Die hin nach Ewigkeiten
Gleichwol die Fahrt bereiten:
Doch dünckt mich/ daß Poeten
Noch mehr als andre röthen

Was

Drittes Tauſend
Gibt Balſam zum geneſen
Vnd trotzet das verweſen.
Nicht anders; jhr Poeten/
Der Tod kan keinen noͤthen
Den jhr vnd eure Sinnen
Nicht laſſen wolt von hinnen.
Die alten kuͤhnen Degen
Gehn noch auff vnſreu Wegen
Die jhrer druden Lieder
Nicht lieſſen kummen nieder.
Was wuͤſtenwir von Helden/
Vnd jhrer Thurſt zu melden/
Wann nicht Poeten-Geiſter
Deß ſchwartzen Grabes Meiſter/
Die Sterbligkeit verbuͤrget
Daß ſie ſie nicht gewuͤrget?
Was waͤr von tapffren Thaten?
Was waͤr von klugem rathen
Der Nachwelt kuͤndig blieben/
Wann dieſe nicht geſchrieben?
Es macht Poetiſch Tichten
Daß alles bleibt im Liechten/
Sonſt fiel in lauter Naͤchte
Was Hertz vnd Witz verbraͤchte.
Es ſind zwar mehr der Kielen
Die auff daß ferne ſpielen/
Die hin nach Ewigkeiten
Gleichwol die Fahrt bereiten:
Doch duͤnckt mich/ daß Poeten
Noch mehr als andre roͤthen

Was
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[102/0632] Drittes Tauſend Gibt Balſam zum geneſen Vnd trotzet das verweſen. Nicht anders; jhr Poeten/ Der Tod kan keinen noͤthen Den jhr vnd eure Sinnen Nicht laſſen wolt von hinnen. Die alten kuͤhnen Degen Gehn noch auff vnſreu Wegen Die jhrer druden Lieder Nicht lieſſen kummen nieder. Was wuͤſtenwir von Helden/ Vnd jhrer Thurſt zu melden/ Wann nicht Poeten-Geiſter Deß ſchwartzen Grabes Meiſter/ Die Sterbligkeit verbuͤrget Daß ſie ſie nicht gewuͤrget? Was waͤr von tapffren Thaten? Was waͤr von klugem rathen Der Nachwelt kuͤndig blieben/ Wann dieſe nicht geſchrieben? Es macht Poetiſch Tichten Daß alles bleibt im Liechten/ Sonſt fiel in lauter Naͤchte Was Hertz vnd Witz verbraͤchte. Es ſind zwar mehr der Kielen Die auff daß ferne ſpielen/ Die hin nach Ewigkeiten Gleichwol die Fahrt bereiten: Doch duͤnckt mich/ daß Poeten Noch mehr als andre roͤthen Was

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/632>, abgerufen am 18.05.2024.