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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Drittes Tausend
Du Jungfern-Wunder du! was macht die zarte Brust?
Sie gibt den Grossen Mut/ vnd einem Kleinen Kost.

80.
Tibi non competit Actio.
Polia hat manchen Handel; wer sie nur um was bespricht/
Du hast an mich keine Sache/ sagt sie diesem nimmer nicht.
81.
Auff eines verstorbenen Printzen Sarck/
zur Rechten.
Allhier/ war ich ein Fürst; dort/ hab ich eine Kron;
Bin dort/ ein Himmels-Kind; war hier ein Erden-Sohn.
82.
Zur Lincken.
Wiewol ich nicht ward alt/ doch war ich bald vollkummen;
Dem Himmel solt ich nur/ der hat mich auch genummen.
83.
An einen Tyrannen.
Friß die Schafe selbst/ (eine gute List!)
So erfährstu nicht/ daß der Wolff sie frist.
84.
Auff Durum.
Durus hört manch spitzig Wort/ wird dadurch doch nichts bewo-
gen:
Hat den Ohren/ wie man meint/ einen Harnisch angezogen.
85.
Lob vnd Ehre.
Wer Ruhm vnd Ehr erlangen wil/ das Leckerhaffte Gut/
Hat sonst kein andres Mittel nicht/ als nur Gehirn vnd Blut.
86. An

Drittes Tauſend
Du Jungfern-Wunder du! was macht die zarte Bruſt?
Sie gibt den Groſſen Mut/ vnd einem Kleinen Koſt.

80.
Tibi non competit Actio.
Polia hat manchen Handel; wer ſie nur um was beſpricht/
Du haſt an mich keine Sache/ ſagt ſie dieſem nimmer nicht.
81.
Auff eines verſtorbenen Printzen Sarck/
zur Rechten.
Allhier/ war ich ein Fuͤrſt; dort/ hab ich eine Kron;
Bin dort/ ein Himmels-Kind; war hier ein Erden-Sohn.
82.
Zur Lincken.
Wiewol ich nicht ward alt/ doch war ich bald vollkummen;
Dem Himmel ſolt ich nur/ der hat mich auch genummen.
83.
An einen Tyrannen.
Friß die Schafe ſelbſt/ (eine gute Liſt!)
So erfaͤhrſtu nicht/ daß der Wolff ſie friſt.
84.
Auff Durum.
Durus hoͤrt manch ſpitzig Wort/ wird dadurch doch nichts bewo-
gen:
Hat den Ohren/ wie man meint/ einen Harniſch angezogen.
85.
Lob vnd Ehre.
Wer Ruhm vnd Ehr erlangen wil/ das Leckerhaffte Gut/
Hat ſonſt kein andres Mittel nicht/ als nur Gehirn vnd Blut.
86. An
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[92/0622] Drittes Tauſend Du Jungfern-Wunder du! was macht die zarte Bruſt? Sie gibt den Groſſen Mut/ vnd einem Kleinen Koſt. 80. Tibi non competit Actio. Polia hat manchen Handel; wer ſie nur um was beſpricht/ Du haſt an mich keine Sache/ ſagt ſie dieſem nimmer nicht. 81. Auff eines verſtorbenen Printzen Sarck/ zur Rechten. Allhier/ war ich ein Fuͤrſt; dort/ hab ich eine Kron; Bin dort/ ein Himmels-Kind; war hier ein Erden-Sohn. 82. Zur Lincken. Wiewol ich nicht ward alt/ doch war ich bald vollkummen; Dem Himmel ſolt ich nur/ der hat mich auch genummen. 83. An einen Tyrannen. Friß die Schafe ſelbſt/ (eine gute Liſt!) So erfaͤhrſtu nicht/ daß der Wolff ſie friſt. 84. Auff Durum. Durus hoͤrt manch ſpitzig Wort/ wird dadurch doch nichts bewo- gen: Hat den Ohren/ wie man meint/ einen Harniſch angezogen. 85. Lob vnd Ehre. Wer Ruhm vnd Ehr erlangen wil/ das Leckerhaffte Gut/ Hat ſonſt kein andres Mittel nicht/ als nur Gehirn vnd Blut. 86. An

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/622>, abgerufen am 18.05.2024.