Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Tausend.
Dein Brauch war sonst nicht groß/ als daß man dich gebraucht/
Wann weiland eine Leich im Feuer hat geraucht:
Was hat der Deutsche Krieg/ der sich so lang erstrecket
Von Früchten vnd von Nutz doch jmmer außgehecket?
Er wuchs vnd wuchs für sich: hat aber den Entgelt
Daß er dem Deutschen Preis/ den Leichendienst bestellt.

70.
Böses übertrifft Gutes.
Für ein eintzles/ das man thut/
So es ist zu nennen gut/
Kan man zehen böser Stücke
Rechnen ab vnd ziehn zu rücke.
71.
Davids Lebens-frist.
Unser Leben wehret siebzlg/ wann es hoch kümt/ achtzig Jahr:
Müh vnd Arbeit ware kostlich/ wo das Leben köstlich war.
72.
Erblicher Adelstand.
Eines andren Adel adelt:
Keines andren Tadel tadelt.
73.
Auff Huldibertam.
Huldiberta hat kein Kind/ weniger noch Kindes Kinder:
Mancher Schoßfall/ wie man sagt/ fellt jhr dennoch zu nichts
minder.
74.
Ein Sperling.
Der Sperling/ der ist unter Vogeln/ was unter Menschen ist der
Bauer:
Jst ungeschickt/ ist schlecht gezieret/ hat Weitzen lieb/ ist gar ein
Lauer.
75. Von

Drittes Tauſend.
Dein Brauch war ſonſt nicht groß/ als daß man dich gebraucht/
Wann weiland eine Leich im Feuer hat geraucht:
Was hat der Deutſche Krieg/ der ſich ſo lang erſtrecket
Von Fruͤchten vnd von Nutz doch jmmer außgehecket?
Er wuchs vnd wuchs fuͤr ſich: hat aber den Entgelt
Daß er dem Deutſchen Preis/ den Leichendienſt beſtellt.

70.
Boͤſes uͤbertrifft Gutes.
Fuͤr ein eintzles/ das man thut/
So es iſt zu nennen gut/
Kan man zehen boͤſer Stuͤcke
Rechnen ab vnd ziehn zu ruͤcke.
71.
Davids Lebens-friſt.
Unſer Leben wehret ſiebzlg/ wann es hoch kuͤmt/ achtzig Jahr:
Muͤh vnd Arbeit ware koſtlich/ wo das Leben koͤſtlich war.
72.
Erblicher Adelſtand.
Eines andren Adel adelt:
Keines andren Tadel tadelt.
73.
Auff Huldibertam.
Huldiberta hat kein Kind/ weniger noch Kindes Kinder:
Mancher Schoßfall/ wie man ſagt/ fellt jhr dennoch zu nichts
minder.
74.
Ein Sperling.
Der Sperling/ der iſt unter Vogeln/ was unter Menſchen iſt der
Bauer:
Jſt ungeſchickt/ iſt ſchlecht gezieret/ hat Weitzen lieb/ iſt gar ein
Lauer.
75. Von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg>
                <pb facs="#f0620" n="90"/>
                <fw place="top" type="header">Drittes Tau&#x017F;end.</fw><lb/>
                <l>Dein Brauch war &#x017F;on&#x017F;t nicht groß/ als daß man dich gebraucht/</l><lb/>
                <l>Wann weiland eine Leich im Feuer hat geraucht:</l><lb/>
                <l>Was hat der Deut&#x017F;che Krieg/ der &#x017F;ich &#x017F;o lang er&#x017F;trecket</l><lb/>
                <l>Von Fru&#x0364;chten vnd von Nutz doch jmmer außgehecket?</l><lb/>
                <l>Er wuchs vnd wuchs fu&#x0364;r &#x017F;ich: hat aber den Entgelt</l><lb/>
                <l>Daß er dem Deut&#x017F;chen Preis/ den Leichendien&#x017F;t be&#x017F;tellt.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">70.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Bo&#x0364;&#x017F;es u&#x0364;bertrifft Gutes.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">F</hi>u&#x0364;r ein eintzles/ das man thut/</l><lb/>
                <l>So es i&#x017F;t zu nennen gut/</l><lb/>
                <l>Kan man zehen bo&#x0364;&#x017F;er Stu&#x0364;cke</l><lb/>
                <l>Rechnen ab vnd ziehn zu ru&#x0364;cke.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">71.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Davids Lebens-fri&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Un&#x017F;er Leben wehret &#x017F;iebzlg/ wann es hoch ku&#x0364;mt/ achtzig Jahr:</l><lb/>
                <l>Mu&#x0364;h vnd Arbeit ware ko&#x017F;tlich/ wo das Leben ko&#x0364;&#x017F;tlich war.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">72.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Erblicher Adel&#x017F;tand.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Eines andren Adel adelt:</l><lb/>
                <l>Keines andren Tadel tadelt.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">73.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Auff <hi rendition="#aq">Huldibertam.</hi></hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Huldiberta</hi></hi> hat kein Kind/ weniger noch Kindes Kinder:</l><lb/>
                <l>Mancher Schoßfall/ wie man &#x017F;agt/ fellt jhr dennoch zu nichts</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">minder.</hi> </l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">74.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Ein Sperling.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Der Sperling/ der i&#x017F;t unter Vogeln/ was unter Men&#x017F;chen i&#x017F;t der</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Bauer:</hi> </l><lb/>
                <l>J&#x017F;t unge&#x017F;chickt/ i&#x017F;t &#x017F;chlecht gezieret/ hat Weitzen lieb/ i&#x017F;t gar ein</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Lauer.</hi> </l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">75. Von</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0620] Drittes Tauſend. Dein Brauch war ſonſt nicht groß/ als daß man dich gebraucht/ Wann weiland eine Leich im Feuer hat geraucht: Was hat der Deutſche Krieg/ der ſich ſo lang erſtrecket Von Fruͤchten vnd von Nutz doch jmmer außgehecket? Er wuchs vnd wuchs fuͤr ſich: hat aber den Entgelt Daß er dem Deutſchen Preis/ den Leichendienſt beſtellt. 70. Boͤſes uͤbertrifft Gutes. Fuͤr ein eintzles/ das man thut/ So es iſt zu nennen gut/ Kan man zehen boͤſer Stuͤcke Rechnen ab vnd ziehn zu ruͤcke. 71. Davids Lebens-friſt. Unſer Leben wehret ſiebzlg/ wann es hoch kuͤmt/ achtzig Jahr: Muͤh vnd Arbeit ware koſtlich/ wo das Leben koͤſtlich war. 72. Erblicher Adelſtand. Eines andren Adel adelt: Keines andren Tadel tadelt. 73. Auff Huldibertam. Huldiberta hat kein Kind/ weniger noch Kindes Kinder: Mancher Schoßfall/ wie man ſagt/ fellt jhr dennoch zu nichts minder. 74. Ein Sperling. Der Sperling/ der iſt unter Vogeln/ was unter Menſchen iſt der Bauer: Jſt ungeſchickt/ iſt ſchlecht gezieret/ hat Weitzen lieb/ iſt gar ein Lauer. 75. Von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/620
Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/620>, abgerufen am 23.11.2024.