Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünfftes Hundert.
55.
An die Frauen.
KRieg hat der Männer Zahl gemindert/
Vnd Menschen-Wachsthum sehr verhin-
Jhr Weiber/ sollt hier Rath zu schaffen     dert:
Die Sinnen recht zusammen raffen/
Vnd euch fein rund vnd kurtz erklären/
Ob jhr stets Zwilling wolt gebären:
Sonst oder Männern nicht verargen/
Daß sie nur nicht mit einer kargen.
56.
Jungfern-Mord.
GEstern war ein Freuden-Fest/ drauff ward in der später
Nacht/
Eh es jemand hat gesehn/ eine Jungfer vmgebracht:
Einer ist/ der sie vermutlich (alle sagens) hat ertödtet/
Dann so offt er sie berühret/ hat die Leiche sich erröthet.
57.
Auff Lubidam.
Lubida, du bist der Himmel; der nach dir sich sehnet hin
Darff auff keinem schmalen Steige/ mag auff offner Strasse ziehn.
58.
Auff Matthaeum.
Matz/ wil mehr nichts gutes thun/ weil er nie nicht wird be-
danckt:
Danckens ist sein Thun nicht werth/ weil er bloß damite prangt.
59.
Abfall.
Was hilffts/ daß durch verlaugnen die Noth zwar geht für über/
Wann nachmals im Gewissen gleichwol entsteht ein Fieber?
60. Schmätz-
F f f v
Fuͤnfftes Hundert.
55.
An die Frauen.
KRieg hat der Maͤnner Zahl gemindert/
Vnd Menſchen-Wachsthum ſehr verhin-
Jhr Weiber/ ſollt hier Rath zu ſchaffen     dert:
Die Sinnen recht zuſammen raffen/
Vnd euch fein rund vnd kurtz erklaͤren/
Ob jhr ſtets Zwilling wolt gebaͤren:
Sonſt oder Maͤnnern nicht verargen/
Daß ſie nur nicht mit einer kargen.
56.
Jungfern-Mord.
GEſtern war ein Freuden-Feſt/ drauff ward in der ſpaͤter
Nacht/
Eh es jemand hat geſehn/ eine Jungfer vmgebracht:
Einer iſt/ der ſie vermutlich (alle ſagens) hat ertoͤdtet/
Dann ſo offt er ſie beruͤhret/ hat die Leiche ſich erroͤthet.
57.
Auff Lubidam.
Lubida, du biſt der Himmel; der nach dir ſich ſehnet hin
Darff auff keinem ſchmalen Steige/ mag auff offner Straſſe ziehn.
58.
Auff Matthæum.
Matz/ wil mehr nichts gutes thun/ weil er nie nicht wird be-
danckt:
Danckens iſt ſein Thun nicht werth/ weil er bloß damite prangt.
59.
Abfall.
Was hilffts/ daß durch verlaugnen die Noth zwar geht fuͤr uͤber/
Wann nachmals im Gewiſſen gleichwol entſteht ein Fieber?
60. Schmaͤtz-
F f f v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0617" n="87"/>
          <fw place="top" type="header">Fu&#x0364;nfftes Hundert.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">55.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">An die Frauen.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">K</hi>Rieg hat der Ma&#x0364;nner Zahl gemindert/</l><lb/>
                <l xml:id="verhin" next="#dert">Vnd Men&#x017F;chen-Wachsthum &#x017F;ehr verhin-</l><lb/>
                <l xml:id="schaffen" prev="#dert" next="#raffen">Jhr Weiber/ &#x017F;ollt hier Rath zu &#x017F;chaffen</l>
                <space dim="horizontal"/>
                <l xml:id="dert" prev="#verhin" next="#schaffen"> <hi rendition="#fr">dert:</hi> </l><lb/>
                <l xml:id="raffen" prev="#schaffen">Die Sinnen recht zu&#x017F;ammen raffen/</l><lb/>
                <l>Vnd euch fein rund vnd kurtz erkla&#x0364;ren/</l><lb/>
                <l><hi rendition="#g">Ob</hi> jhr &#x017F;tets Zwilling wolt geba&#x0364;ren:</l><lb/>
                <l>Son&#x017F;t oder Ma&#x0364;nnern nicht verargen/</l><lb/>
                <l>Daß &#x017F;ie nur nicht mit einer kargen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">56.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Jungfern-Mord.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">G</hi>E&#x017F;tern war ein Freuden-Fe&#x017F;t/ drauff ward in der &#x017F;pa&#x0364;ter</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Nacht/</hi> </l><lb/>
                <l>Eh es jemand hat ge&#x017F;ehn/ eine Jungfer vmgebracht:</l><lb/>
                <l>Einer i&#x017F;t/ der &#x017F;ie vermutlich (alle &#x017F;agens) hat erto&#x0364;dtet/</l><lb/>
                <l>Dann &#x017F;o offt er &#x017F;ie beru&#x0364;hret/ hat die Leiche &#x017F;ich erro&#x0364;thet.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">57.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Auff <hi rendition="#aq">Lubidam.</hi></hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Lubida,</hi></hi> du bi&#x017F;t der Himmel; der nach dir &#x017F;ich &#x017F;ehnet hin</l><lb/>
                <l>Darff auff keinem &#x017F;chmalen Steige/ mag auff offner Stra&#x017F;&#x017F;e ziehn.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">58.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Auff <hi rendition="#aq">Matthæum.</hi></hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Matz/ wil mehr nichts gutes thun/ weil er nie nicht wird be-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">danckt:</hi> </l><lb/>
                <l>Danckens i&#x017F;t &#x017F;ein Thun nicht werth/ weil er bloß damite prangt.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">59.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Abfall.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Was hilffts/ daß durch verlaugnen die Noth zwar geht fu&#x0364;r u&#x0364;ber/</l><lb/>
                <l>Wann nachmals im Gewi&#x017F;&#x017F;en gleichwol ent&#x017F;teht ein Fieber?</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">F f f v</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">60. Schma&#x0364;tz-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0617] Fuͤnfftes Hundert. 55. An die Frauen. KRieg hat der Maͤnner Zahl gemindert/ Vnd Menſchen-Wachsthum ſehr verhin- Jhr Weiber/ ſollt hier Rath zu ſchaffen dert: Die Sinnen recht zuſammen raffen/ Vnd euch fein rund vnd kurtz erklaͤren/ Ob jhr ſtets Zwilling wolt gebaͤren: Sonſt oder Maͤnnern nicht verargen/ Daß ſie nur nicht mit einer kargen. 56. Jungfern-Mord. GEſtern war ein Freuden-Feſt/ drauff ward in der ſpaͤter Nacht/ Eh es jemand hat geſehn/ eine Jungfer vmgebracht: Einer iſt/ der ſie vermutlich (alle ſagens) hat ertoͤdtet/ Dann ſo offt er ſie beruͤhret/ hat die Leiche ſich erroͤthet. 57. Auff Lubidam. Lubida, du biſt der Himmel; der nach dir ſich ſehnet hin Darff auff keinem ſchmalen Steige/ mag auff offner Straſſe ziehn. 58. Auff Matthæum. Matz/ wil mehr nichts gutes thun/ weil er nie nicht wird be- danckt: Danckens iſt ſein Thun nicht werth/ weil er bloß damite prangt. 59. Abfall. Was hilffts/ daß durch verlaugnen die Noth zwar geht fuͤr uͤber/ Wann nachmals im Gewiſſen gleichwol entſteht ein Fieber? 60. Schmaͤtz- F f f v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/617
Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/617>, abgerufen am 18.05.2024.