Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Drittes Tausend 1. Eine Hure. WEm die Hur ins Hertze kümt/ wird sie auch in Beutel kummen/ Mag denn zehlen was die Nacht jhm geschenckt/ der Tag genummen. 2. Verbrechen. Grossen Fehlern/ ist ein Rath Daß sie deck ein göldnes Blat. 3. Auff Bibonem. Bibo ist der andre Monde/ stehet aber jmmer stille/ Nimmet an kein Vtrtel nimmer/ bleibet jmmer in der völle. 4. Wein. Guter Wein/ verterbt den Beutel; böser/ schadet sehr dem Magen: Besser aber ist den Beutel/ als den guten Magen plagen. 5. Betrug. JSt Betrug gleich noch so klug/ Gibt sich letzlich doch ein Fug/ Daß er nicht ist klug genug. 6. Die Liebe deß Nechsten. DEr/ den Christus lieb gehabt/ daß er jhn mit Blut erworben? Wie daß er durch vnsren Haß/ vielmal schändlich ist ver- torben? Wann man seinen Nechsten hasset/ wirfft man CHristo gleich- sam für/ Daß er den so wehrt geschätzet/ den so wenig achten wir. 7. Sün-
Drittes Tauſend 1. Eine Hure. WEm die Hur ins Hertze kuͤmt/ wird ſie auch in Beutel kummen/ Mag deñ zehlen was die Nacht jhm geſchenckt/ der Tag genum̃en. 2. Verbrechen. Groſſen Fehlern/ iſt ein Rath Daß ſie deck ein goͤldnes Blat. 3. Auff Bibonem. Bibo iſt der andre Monde/ ſtehet aber jmmer ſtille/ Nimmet an kein Vtrtel nimmer/ bleibet jmmer in der voͤlle. 4. Wein. Guter Wein/ verterbt den Beutel; boͤſer/ ſchadet ſehr dem Magen: Beſſer aber iſt den Beutel/ als den guten Magen plagen. 5. Betrug. JSt Betrug gleich noch ſo klug/ Gibt ſich letzlich doch ein Fug/ Daß er nicht iſt klug genug. 6. Die Liebe deß Nechſten. DEr/ den Chriſtus lieb gehabt/ daß er jhn mit Blut erworben? Wie daß er durch vnſren Haß/ vielmal ſchaͤndlich iſt ver- torben? Wann man ſeinen Nechſten haſſet/ wirfft man CHriſto gleich- ſam fuͤr/ Daß er den ſo wehrt geſchaͤtzet/ den ſo wenig achten wir. 7. Suͤn-
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Drittes Tauſend
1.
Eine Hure.
WEm die Hur ins Hertze kuͤmt/ wird ſie auch in Beutel
kummen/
Mag deñ zehlen was die Nacht jhm geſchenckt/ der Tag genum̃en.
2.
Verbrechen.
Groſſen Fehlern/ iſt ein Rath
Daß ſie deck ein goͤldnes Blat.
3.
Auff Bibonem.
Bibo iſt der andre Monde/ ſtehet aber jmmer ſtille/
Nimmet an kein Vtrtel nimmer/ bleibet jmmer in der voͤlle.
4.
Wein.
Guter Wein/ verterbt den Beutel; boͤſer/ ſchadet ſehr dem
Magen:
Beſſer aber iſt den Beutel/ als den guten Magen plagen.
5.
Betrug.
JSt Betrug gleich noch ſo klug/
Gibt ſich letzlich doch ein Fug/
Daß er nicht iſt klug genug.
6.
Die Liebe deß Nechſten.
DEr/ den Chriſtus lieb gehabt/ daß er jhn mit Blut erworben?
Wie daß er durch vnſren Haß/ vielmal ſchaͤndlich iſt ver-
torben?
Wann man ſeinen Nechſten haſſet/ wirfft man CHriſto gleich-
ſam fuͤr/
Daß er den ſo wehrt geſchaͤtzet/ den ſo wenig achten wir.
7. Suͤn-
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