Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

Bild:
<< vorherige Seite
Siebendes Hundert.
80.
Das Wort; Aber.
Wann das Aber thäte nicht/ wer doch hätte was zu klagen?
Aber aber trägt die Schuld/ daß vns wenig wil behagen.
81.
Von meinen Reimen.
HAt jemanden wo mein Reim/ innerlich getroffen
Daß er zornt vnd griminig ist/ ey so wil ich hoffen/
Daß er sich vnd nimmer mich/ schelten wird Verräther/
Weil er selbsten Kläger ist/ wie er selbsten Thäter.
82.
Menschliche Kranckheiten.
AN dem Leib ist kranck der Mensch/ an der Seele kräncker noch;
Diese Kranck heit hält er schlecht/ jener wartet er gar hoch/
Da von dieser jene kümmt/ diese jen erwecket doch
83.
Die Liebe Gottes.
DAß wir vnsren Gott zu lieben
Vns so schlecht vnd übel üben
Macht/ daß vns so wol wir üben
Vns in allem selbst zu lieben.
84.
Einfaltig Gebet.
Die Einfalt im Gebet/ ist grosse Witz für Gott;
Genug/ wer jhm vertraut vnd nennt die blosse Noth.
85.
Menschliche Unvollkummenheit.
Daß wir vnvollkummen sind/ wann wir diß erkennen
Kan man solch Erkäntnüß schon/ eine Beßrung nennen.
86. Zah-
Siebendes Hundert.
80.
Das Wort; Aber.
Wann das Aber thaͤte nicht/ wer doch haͤtte was zu klagen?
Aber aber traͤgt die Schuld/ daß vns wenig wil behagen.
81.
Von meinen Reimen.
HAt jemanden wo mein Reim/ innerlich getroffen
Daß er zornt vnd griminig iſt/ ey ſo wil ich hoffen/
Daß er ſich vnd nimmer mich/ ſchelten wird Verraͤther/
Weil er ſelbſten Klaͤger iſt/ wie er ſelbſten Thaͤter.
82.
Menſchliche Kranckheiten.
AN dem Leib iſt kranck der Menſch/ an der Seele kraͤncker noch;
Dieſe Kranck heit haͤlt er ſchlecht/ jener wartet er gar hoch/
Da von dieſer jene kuͤm̃t/ dieſe jen erwecket doch
83.
Die Liebe Gottes.
DAß wir vnſren Gott zu lieben
Vns ſo ſchlecht vnd uͤbel uͤben
Macht/ daß vns ſo wol wir uͤben
Vns in allem ſelbſt zu lieben.
84.
Einfaltig Gebet.
Die Einfalt im Gebet/ iſt groſſe Witz fuͤr Gott;
Genug/ wer jhm vertraut vnd nennt die bloſſe Noth.
85.
Menſchliche Unvollkummenheit.
Daß wir vnvollkummen ſind/ wann wir diß erkennen
Kan man ſolch Erkaͤntnuͤß ſchon/ eine Beßrung nennen.
86. Zah-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0429" n="155"/>
          <fw place="top" type="header">Siebendes Hundert.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">80.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Das Wort; Aber.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Wann das <hi rendition="#fr">Aber</hi> tha&#x0364;te nicht/ wer doch ha&#x0364;tte was zu klagen?</l><lb/>
                <l><hi rendition="#fr">Aber aber</hi> tra&#x0364;gt die Schuld/ daß vns wenig wil behagen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">81.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Von meinen Reimen.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">H</hi>At jemanden wo mein Reim/ innerlich getroffen</l><lb/>
                <l>Daß er zornt vnd griminig i&#x017F;t/ ey &#x017F;o wil ich hoffen/</l><lb/>
                <l>Daß er &#x017F;ich vnd nimmer mich/ &#x017F;chelten wird Verra&#x0364;ther/</l><lb/>
                <l>Weil er &#x017F;elb&#x017F;ten Kla&#x0364;ger i&#x017F;t/ wie er &#x017F;elb&#x017F;ten Tha&#x0364;ter.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">82.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Men&#x017F;chliche Kranckheiten.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">A</hi>N dem Leib i&#x017F;t kranck der Men&#x017F;ch/ an der Seele kra&#x0364;ncker noch;</l><lb/>
                <l>Die&#x017F;e Kranck heit ha&#x0364;lt er &#x017F;chlecht/ jener wartet er gar hoch/</l><lb/>
                <l>Da von die&#x017F;er jene ku&#x0364;m&#x0303;t/ die&#x017F;e jen erwecket doch</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">83.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Die Liebe Gottes.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">D</hi>Aß wir vn&#x017F;ren <hi rendition="#k">Gott</hi> zu lieben</l><lb/>
                <l>Vns &#x017F;o &#x017F;chlecht vnd u&#x0364;bel u&#x0364;ben</l><lb/>
                <l>Macht/ daß vns &#x017F;o wol wir u&#x0364;ben</l><lb/>
                <l>Vns in allem &#x017F;elb&#x017F;t zu lieben.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">84.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Einfaltig Gebet.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Die Einfalt im Gebet/ i&#x017F;t gro&#x017F;&#x017F;e Witz fu&#x0364;r Gott;</l><lb/>
                <l>Genug/ wer jhm vertraut vnd nennt die blo&#x017F;&#x017F;e Noth.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">85.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Men&#x017F;chliche Unvollkummenheit.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Daß wir vnvollkummen &#x017F;ind/ wann wir diß erkennen</l><lb/>
                <l>Kan man &#x017F;olch Erka&#x0364;ntnu&#x0364;ß &#x017F;chon/ eine Beßrung nennen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">86. Zah-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0429] Siebendes Hundert. 80. Das Wort; Aber. Wann das Aber thaͤte nicht/ wer doch haͤtte was zu klagen? Aber aber traͤgt die Schuld/ daß vns wenig wil behagen. 81. Von meinen Reimen. HAt jemanden wo mein Reim/ innerlich getroffen Daß er zornt vnd griminig iſt/ ey ſo wil ich hoffen/ Daß er ſich vnd nimmer mich/ ſchelten wird Verraͤther/ Weil er ſelbſten Klaͤger iſt/ wie er ſelbſten Thaͤter. 82. Menſchliche Kranckheiten. AN dem Leib iſt kranck der Menſch/ an der Seele kraͤncker noch; Dieſe Kranck heit haͤlt er ſchlecht/ jener wartet er gar hoch/ Da von dieſer jene kuͤm̃t/ dieſe jen erwecket doch 83. Die Liebe Gottes. DAß wir vnſren Gott zu lieben Vns ſo ſchlecht vnd uͤbel uͤben Macht/ daß vns ſo wol wir uͤben Vns in allem ſelbſt zu lieben. 84. Einfaltig Gebet. Die Einfalt im Gebet/ iſt groſſe Witz fuͤr Gott; Genug/ wer jhm vertraut vnd nennt die bloſſe Noth. 85. Menſchliche Unvollkummenheit. Daß wir vnvollkummen ſind/ wann wir diß erkennen Kan man ſolch Erkaͤntnuͤß ſchon/ eine Beßrung nennen. 86. Zah-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/429
Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/429>, abgerufen am 19.05.2024.