Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

Bild:
<< vorherige Seite
Andres Tausend
62.
Reich vnd grob.
WO der Geldsack ist daheim/ ist die Kunst verreiset/
Selten daß sich Wissenschafft/ wo viel Reichthum/ weiset:
Ob nun gleich ein goldnes Tuch kan den Esel decken/
Siht man jhn doch jmmer zu noch die Ohren recken.
63.
Der Buchstabe tödtet. 2. Chorinth. 3. . 6.
DV tödtest/ Buchstabe;
Wem graut für dem Grabe
Der lasse dich bleiben!
Drum hüten die Leute
So fleissig sich heute
Für lesen vnd schreiben.
64.
Die Gicht.
Wer sich üben wil im fühlen/
Mag mit Gicht ein wenig spielen.
65.
Theure Seelen.
Für die Seelen/ für die Christus gab sein theures Blut/
Die verkaufft man/ die versetzt man nur für Tonnen Gut:
Wer dann war es/ wer dann thät es? Niemand ist genennt/
Gott ists/ Welt/ vnd sein Gewissen/ das den Kauffmann kennt.
66.
Seelen Handel.
Jedes Land hat sein Gewerb/ sein Gesuch vnd seinen Wandel;
Die die gegen Norden sind/ machte reich der Seelen-Handel.
67. Das
Andres Tauſend
62.
Reich vnd grob.
WO der Geldſack iſt daheim/ iſt die Kunſt verreiſet/
Selten daß ſich Wiſſenſchafft/ wo viel Reichthum/ weiſet:
Ob nun gleich ein goldnes Tuch kan den Eſel decken/
Siht man jhn doch jmmer zu noch die Ohren recken.
63.
Der Buchſtabe toͤdtet. 2. Chorinth. 3. ꝟ. 6.
DV toͤdteſt/ Buchſtabe;
Wem graut fuͤr dem Grabe
Der laſſe dich bleiben!
Drum huͤten die Leute
So fleiſſig ſich heute
Fuͤr leſen vnd ſchreiben.
64.
Die Gicht.
Wer ſich uͤben wil im fuͤhlen/
Mag mit Gicht ein wenig ſpielen.
65.
Theure Seelen.
Fuͤr die Seelen/ fuͤr die Chriſtus gab ſein theures Blut/
Die verkaufft man/ die verſetzt man nur fuͤr Tonnen Gut:
Wer dann war es/ wer dann thaͤt es? Niemand iſt genennt/
Gott iſts/ Welt/ vnd ſein Gewiſſen/ das den Kauffmann kennt.
66.
Seelen Handel.
Jedes Land hat ſein Gewerb/ ſein Geſuch vnd ſeinen Wandel;
Die die gegen Norden ſind/ machte reich der Seelen-Handel.
67. Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0426" n="152"/>
          <fw place="top" type="header">Andres Tau&#x017F;end</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">62.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Reich vnd grob.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">W</hi>O der Geld&#x017F;ack i&#x017F;t daheim/ i&#x017F;t die Kun&#x017F;t verrei&#x017F;et/</l><lb/>
                <l>Selten daß &#x017F;ich Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft/ wo viel Reichthum/ wei&#x017F;et:</l><lb/>
                <l>Ob nun gleich ein goldnes Tuch kan den E&#x017F;el decken/</l><lb/>
                <l>Siht man jhn doch jmmer zu noch die Ohren recken.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">63.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Der Buch&#x017F;tabe to&#x0364;dtet. 2. <hi rendition="#aq">Chorinth. 3. &#xA75F;.</hi> 6.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">D</hi>V to&#x0364;dte&#x017F;t/ Buch&#x017F;tabe;</l><lb/>
                <l>Wem graut fu&#x0364;r dem Grabe</l><lb/>
                <l>Der la&#x017F;&#x017F;e dich bleiben!</l><lb/>
                <l>Drum hu&#x0364;ten die Leute</l><lb/>
                <l>So flei&#x017F;&#x017F;ig &#x017F;ich heute</l><lb/>
                <l>Fu&#x0364;r le&#x017F;en vnd &#x017F;chreiben.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">64.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Die Gicht.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Wer &#x017F;ich u&#x0364;ben wil im fu&#x0364;hlen/</l><lb/>
                <l>Mag mit Gicht ein wenig &#x017F;pielen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">65.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Theure Seelen.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">F</hi>u&#x0364;r die Seelen/ fu&#x0364;r die Chri&#x017F;tus gab &#x017F;ein theures Blut/</l><lb/>
                <l>Die verkaufft man/ die ver&#x017F;etzt man nur fu&#x0364;r Tonnen Gut:</l><lb/>
                <l>Wer dann war es/ wer dann tha&#x0364;t es? Niemand i&#x017F;t genennt/</l><lb/>
                <l>Gott i&#x017F;ts/ Welt/ vnd &#x017F;ein Gewi&#x017F;&#x017F;en/ das den Kauffmann kennt.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">66.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Seelen Handel.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Jedes Land hat &#x017F;ein Gewerb/ &#x017F;ein Ge&#x017F;uch vnd &#x017F;einen Wandel;</l><lb/>
                <l>Die die gegen Norden &#x017F;ind/ machte reich der Seelen-Handel.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">67. Das</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0426] Andres Tauſend 62. Reich vnd grob. WO der Geldſack iſt daheim/ iſt die Kunſt verreiſet/ Selten daß ſich Wiſſenſchafft/ wo viel Reichthum/ weiſet: Ob nun gleich ein goldnes Tuch kan den Eſel decken/ Siht man jhn doch jmmer zu noch die Ohren recken. 63. Der Buchſtabe toͤdtet. 2. Chorinth. 3. ꝟ. 6. DV toͤdteſt/ Buchſtabe; Wem graut fuͤr dem Grabe Der laſſe dich bleiben! Drum huͤten die Leute So fleiſſig ſich heute Fuͤr leſen vnd ſchreiben. 64. Die Gicht. Wer ſich uͤben wil im fuͤhlen/ Mag mit Gicht ein wenig ſpielen. 65. Theure Seelen. Fuͤr die Seelen/ fuͤr die Chriſtus gab ſein theures Blut/ Die verkaufft man/ die verſetzt man nur fuͤr Tonnen Gut: Wer dann war es/ wer dann thaͤt es? Niemand iſt genennt/ Gott iſts/ Welt/ vnd ſein Gewiſſen/ das den Kauffmann kennt. 66. Seelen Handel. Jedes Land hat ſein Gewerb/ ſein Geſuch vnd ſeinen Wandel; Die die gegen Norden ſind/ machte reich der Seelen-Handel. 67. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/426
Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/426>, abgerufen am 19.05.2024.