Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

Bild:
<< vorherige Seite
Sechstes Hundert.
49.
Verläugnete Doctores.
MAncher der ein Doctor ist/ wil nicht mehr ein Doctor
heissen;
Wie mich dünckt/ so wil der Narr einen solchen Doctor beissen/
Der sich mehr auff Eitelkeit/ wil/ als auff die Witz befleissen.
50.
Fruchtbare Verwüstung.
Da sonste nichts fast wuchs/ wuchs was doch reich herfür/
Wohin man nur gesehn? Ey was? Ein Cavallier.
51.
Gottes Wort.
Wann Gottes Kirche man weist in gewisse Schrancken
Wo/ wie/ Gott wohnen soll; fürwahr so gibts Gedancken?
52.
Die Mode.
Das Saltz erhält das Fleisch/ für faulen vnd für stincken:
Ein Tölpel wil geschickt sich in der Mode düncken!
53.
Eine Früh-Mutter.
EJne war von zwantzig Wochen schwanger aber noch nicht
Fraw/
Gieng mit einem fromen Manne wie gebräuchlich zu der Traw/
Als er sie ein wenig hatte/ merckt er daß sie vngesund/
Weil er Schwulst an jhrem Leibe/ vielmahls gar auch Beulen/
fund:
Klagte drüber/ fragte Hülffe; letzlich ward es rauß gebracht/
Daß jhr solches böse Leute hatten vnversehns gemacht.
54.
Auff Anniam.
Mich dünckt daß Annia ist niemals jung gewesen/
Jch habe nichts davon gehört/ gesehn/ gelesen.
55. Der
J i ij
Sechſtes Hundert.
49.
Verlaͤugnete Doctores.
MAncher der ein Doctor iſt/ wil nicht mehr ein Doctor
heiſſen;
Wie mich duͤnckt/ ſo wil der Narꝛ einen ſolchen Doctor beiſſen/
Der ſich mehr auff Eitelkeit/ wil/ als auff die Witz befleiſſen.
50.
Fruchtbare Verwuͤſtung.
Da ſonſte nichts faſt wuchs/ wuchs was doch reich herfuͤr/
Wohin man nur geſehn? Ey was? Ein Cavallier.
51.
Gottes Wort.
Wann Gottes Kirche man weiſt in gewiſſe Schrancken
Wo/ wie/ Gott wohnen ſoll; fuͤrwahr ſo gibts Gedancken?
52.
Die Mode.
Das Saltz erhaͤlt das Fleiſch/ fuͤr faulen vnd fuͤr ſtincken:
Ein Toͤlpel wil geſchickt ſich in der Mode duͤncken!
53.
Eine Fruͤh-Mutter.
EJne war von zwantzig Wochen ſchwanger aber noch nicht
Fraw/
Gieng mit einem fromen Manne wie gebraͤuchlich zu der Traw/
Als er ſie ein wenig hatte/ merckt er daß ſie vngeſund/
Weil er Schwulſt an jhrem Leibe/ vielmahls gar auch Beulen/
fund:
Klagte druͤber/ fragte Huͤlffe; letzlich ward es rauß gebracht/
Daß jhr ſolches boͤſe Leute hatten vnverſehns gemacht.
54.
Auff Anniam.
Mich duͤnckt daß Annia iſt niemals jung geweſen/
Jch habe nichts davon gehoͤrt/ geſehn/ geleſen.
55. Der
J i ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0403" n="129"/>
          <fw place="top" type="header">Sech&#x017F;tes Hundert.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">49.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Verla&#x0364;ugnete <hi rendition="#aq">Doctores.</hi></hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">M</hi>Ancher der ein <hi rendition="#aq">Doctor</hi> i&#x017F;t/ wil nicht mehr ein <hi rendition="#aq">Doctor</hi></l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">hei&#x017F;&#x017F;en;</hi> </l><lb/>
                <l>Wie mich du&#x0364;nckt/ &#x017F;o wil der Nar&#xA75B; einen &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Doctor</hi> bei&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
                <l>Der &#x017F;ich mehr auff Eitelkeit/ wil/ als auff die Witz beflei&#x017F;&#x017F;en.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">50.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Fruchtbare Verwu&#x0364;&#x017F;tung.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Da &#x017F;on&#x017F;te nichts fa&#x017F;t wuchs/ wuchs was doch reich herfu&#x0364;r/</l><lb/>
                <l>Wohin man nur ge&#x017F;ehn? Ey was? Ein <hi rendition="#aq">Cavallier.</hi></l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">51.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Gottes Wort.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Wann Gottes Kirche man wei&#x017F;t in gewi&#x017F;&#x017F;e Schrancken</l><lb/>
                <l>Wo/ wie/ Gott wohnen &#x017F;oll; fu&#x0364;rwahr &#x017F;o gibts Gedancken?</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">52.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">Mode.</hi></hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Das Saltz erha&#x0364;lt das Flei&#x017F;ch/ fu&#x0364;r faulen vnd fu&#x0364;r &#x017F;tincken:</l><lb/>
                <l>Ein To&#x0364;lpel wil ge&#x017F;chickt &#x017F;ich in der <hi rendition="#aq">Mode</hi> du&#x0364;ncken!</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">53.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Eine Fru&#x0364;h-Mutter.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">E</hi>Jne war von zwantzig Wochen &#x017F;chwanger aber noch nicht</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Fraw/</hi> </l><lb/>
                <l>Gieng mit einem fromen Manne wie gebra&#x0364;uchlich zu der Traw/</l><lb/>
                <l>Als er &#x017F;ie ein wenig hatte/ merckt er daß &#x017F;ie vnge&#x017F;und/</l><lb/>
                <l>Weil er Schwul&#x017F;t an jhrem Leibe/ vielmahls gar auch Beulen/</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">fund:</hi> </l><lb/>
                <l>Klagte dru&#x0364;ber/ fragte Hu&#x0364;lffe; letzlich ward es rauß gebracht/</l><lb/>
                <l>Daß jhr &#x017F;olches bo&#x0364;&#x017F;e Leute hatten vnver&#x017F;ehns gemacht.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">54.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Auff <hi rendition="#aq">Anniam.</hi></hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Mich du&#x0364;nckt daß <hi rendition="#aq">Annia</hi> i&#x017F;t niemals jung gewe&#x017F;en/</l><lb/>
                <l>Jch habe nichts davon geho&#x0364;rt/ ge&#x017F;ehn/ gele&#x017F;en.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">J i ij</hi> </fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">55. Der</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0403] Sechſtes Hundert. 49. Verlaͤugnete Doctores. MAncher der ein Doctor iſt/ wil nicht mehr ein Doctor heiſſen; Wie mich duͤnckt/ ſo wil der Narꝛ einen ſolchen Doctor beiſſen/ Der ſich mehr auff Eitelkeit/ wil/ als auff die Witz befleiſſen. 50. Fruchtbare Verwuͤſtung. Da ſonſte nichts faſt wuchs/ wuchs was doch reich herfuͤr/ Wohin man nur geſehn? Ey was? Ein Cavallier. 51. Gottes Wort. Wann Gottes Kirche man weiſt in gewiſſe Schrancken Wo/ wie/ Gott wohnen ſoll; fuͤrwahr ſo gibts Gedancken? 52. Die Mode. Das Saltz erhaͤlt das Fleiſch/ fuͤr faulen vnd fuͤr ſtincken: Ein Toͤlpel wil geſchickt ſich in der Mode duͤncken! 53. Eine Fruͤh-Mutter. EJne war von zwantzig Wochen ſchwanger aber noch nicht Fraw/ Gieng mit einem fromen Manne wie gebraͤuchlich zu der Traw/ Als er ſie ein wenig hatte/ merckt er daß ſie vngeſund/ Weil er Schwulſt an jhrem Leibe/ vielmahls gar auch Beulen/ fund: Klagte druͤber/ fragte Huͤlffe; letzlich ward es rauß gebracht/ Daß jhr ſolches boͤſe Leute hatten vnverſehns gemacht. 54. Auff Anniam. Mich duͤnckt daß Annia iſt niemals jung geweſen/ Jch habe nichts davon gehoͤrt/ geſehn/ geleſen. 55. Der J i ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/403
Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/403>, abgerufen am 23.11.2024.