Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Andres Tausend 24. Gott/ ein Schuldner. Gott/ ist jedem Mann ein Weibs-jedem Weib ein Manns- Haupt schuldig/ Nur die Gläubger einer mehr als der ander/ ist geduldig. 25. Die Gicht. Die Gicht/ bricht grob genug bey wem sie ankümmt/ ein/ Wil zart vnd hoflich doch für sich gehandelt seyn. 26. Der Beylaut in den Worten/ ist die beste Reim-Kunst. Deutscher Reim-Kunst meistes Werck/ steht im Beylaut oder Schalle Ob der Sylben Außspruch kurtz/ lang/ vnd wo er hin verfalle. 27. Das gewandelte Deutschland. Deutsche Sinnen sind gefallen/ deutsche Reden sind gestiegen; Scheint also/ man laß an Worten mehr als Thaten jhm genügen. 28. Worte. DEr Mensch hat zuvor auß für andren Thieren allen/ Daß er kan sagen her das/ was jhm eingefallen: Für wahr wir brauchen jetzt rechtschaffen diese Gabe Daß vnser gantzes Thun/ als Worte/ nichts nicht habe. 29. Hofe-Leute. Hofe-Leute halten viel vom stoltziren/ prangen/ pralen/ Wann jhr Beutel nur nicht selbst/ wann der Herr nur muß bezahlen. 30. Jrrthum.
Andres Tauſend 24. Gott/ ein Schuldner. Gott/ iſt jedem Mann ein Weibs-jedem Weib ein Manns- Haupt ſchuldig/ Nur die Glaͤubger einer mehr als der ander/ iſt geduldig. 25. Die Gicht. Die Gicht/ bricht grob genug bey wem ſie ankuͤm̃t/ ein/ Wil zart vnd hoflich doch fuͤr ſich gehandelt ſeyn. 26. Der Beylaut in den Worten/ iſt die beſte Reim-Kunſt. Deutſcher Reim-Kunſt meiſtes Werck/ ſteht im Beylaut oder Schalle Ob der Sylben Außſpruch kurtz/ lang/ vnd wo er hin verfalle. 27. Das gewandelte Deutſchland. Deutſche Sinnen ſind gefallen/ deutſche Reden ſind geſtiegen; Scheint alſo/ man laß an Worten mehr als Thaten jhm genuͤgen. 28. Worte. DEr Menſch hat zuvor auß fuͤr andren Thieren allen/ Daß er kan ſagen her das/ was jhm eingefallen: Fuͤr wahr wir brauchen jetzt rechtſchaffen dieſe Gabe Daß vnſer gantzes Thun/ als Worte/ nichts nicht habe. 29. Hofe-Leute. Hofe-Leute halten viel vom ſtoltziren/ prangen/ pralen/ Wann jhr Beutel nur nicht ſelbſt/ wann der Herꝛ nur muß bezahlen. 30. Jrꝛthum.
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Andres Tauſend
24.
Gott/ ein Schuldner.
Gott/ iſt jedem Mann ein Weibs-jedem Weib ein Manns-
Haupt ſchuldig/
Nur die Glaͤubger einer mehr als der ander/ iſt geduldig.
25.
Die Gicht.
Die Gicht/ bricht grob genug bey wem ſie ankuͤm̃t/ ein/
Wil zart vnd hoflich doch fuͤr ſich gehandelt ſeyn.
26.
Der Beylaut in den Worten/ iſt die beſte
Reim-Kunſt.
Deutſcher Reim-Kunſt meiſtes Werck/ ſteht im Beylaut oder
Schalle
Ob der Sylben Außſpruch kurtz/ lang/ vnd wo er hin verfalle.
27.
Das gewandelte Deutſchland.
Deutſche Sinnen ſind gefallen/ deutſche Reden ſind geſtiegen;
Scheint alſo/ man laß an Worten mehr als Thaten jhm
genuͤgen.
28.
Worte.
DEr Menſch hat zuvor auß fuͤr andren Thieren allen/
Daß er kan ſagen her das/ was jhm eingefallen:
Fuͤr wahr wir brauchen jetzt rechtſchaffen dieſe Gabe
Daß vnſer gantzes Thun/ als Worte/ nichts nicht habe.
29.
Hofe-Leute.
Hofe-Leute halten viel vom ſtoltziren/ prangen/ pralen/
Wann jhr Beutel nur nicht ſelbſt/ wann der Herꝛ nur muß
bezahlen.
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