Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Andres Tausend 14. Hofe-Narren. DAß gern ein Fürsten-Hof an Narren fruchtbar sey Bleibt wahr; doch sind daselbst von solchen meistens zwey: Der eine/ den der Fürst nach Willen stets vexirt/ Der andre/ der nach Lust den Fürsten rumher führt. 15. Fürsten-Freundschafft. WEil Fürsten Menschen sind/ die doch der Menschheit bestes Die Freundschafft kennen nicht/ weil Herrschafft nicht viel festes Von Bund vnd Treuen hegt: so ists natürlich Ding Daß auch ein Fürsten-Sinn nach diesem Guten hing: Am wehlen sehlt es nur; sie pflegen die zu kiesen Die mit gemahlter Zung vnd krummem Knie sich wiesen; Bey welchen freyes Wahr der Freundschafft Seele/ wohnt/ Der bleibt von jhrer Gunst gar sicher vnd verschont. 16. Schwinden. Für Schwinden ist sehr gut ein Gurt von Menschen-Haut; Wie wann man jhm ein Weib vnd gantze Haut vertraut? 17. Auff Gelliam. Gellia ist stoltz im Rocke/ wann der Rock nun ist hinweg Reicht die Hoffart nicht auffs Hemde/ dann davon ist nicht ein Fleck. 18. Hofe-Monden. Der Monden ist ein Haupt-Planet Der oben an bey Hofe steht. 19. Auff
Andres Tauſend 14. Hofe-Narren. DAß gern ein Fuͤrſten-Hof an Narren fruchtbar ſey Bleibt wahr; doch ſind daſelbſt von ſolchen meiſtens zwey: Der eine/ den der Fuͤrſt nach Willen ſtets vexirt/ Der andre/ der nach Luſt den Fuͤrſten rumher fuͤhrt. 15. Fuͤrſten-Freundſchafft. WEil Fuͤrſten Menſchen ſind/ die doch der Menſchheit beſtes Die Freundſchafft kennen nicht/ weil Herꝛſchafft nicht viel feſtes Von Bund vnd Treuen hegt: ſo iſts natuͤrlich Ding Daß auch ein Fuͤrſten-Sinn nach dieſem Guten hing: Am wehlen ſehlt es nur; ſie pflegen die zu kieſen Die mit gemahlter Zung vnd krummem Knie ſich wieſen; Bey welchen freyes Wahr der Freundſchafft Seele/ wohnt/ Der bleibt von jhrer Gunſt gar ſicher vnd verſchont. 16. Schwinden. Fuͤr Schwinden iſt ſehr gut ein Gurt von Menſchen-Haut; Wie wann man jhm ein Weib vnd gantze Haut vertraut? 17. Auff Gelliam. Gellia iſt ſtoltz im Rocke/ wann der Rock nun iſt hinweg Reicht die Hoffart nicht auffs Hemde/ dann davon iſt nicht ein Fleck. 18. Hofe-Monden. Der Monden iſt ein Haupt-Planet Der oben an bey Hofe ſteht. 19. Auff
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Andres Tauſend
14.
Hofe-Narren.
DAß gern ein Fuͤrſten-Hof an Narren fruchtbar ſey
Bleibt wahr; doch ſind daſelbſt von ſolchen meiſtens zwey:
Der eine/ den der Fuͤrſt nach Willen ſtets vexirt/
Der andre/ der nach Luſt den Fuͤrſten rumher fuͤhrt.
15.
Fuͤrſten-Freundſchafft.
WEil Fuͤrſten Menſchen ſind/ die doch der Menſchheit beſtes
Die Freundſchafft kennen nicht/ weil Herꝛſchafft nicht viel
feſtes
Von Bund vnd Treuen hegt: ſo iſts natuͤrlich Ding
Daß auch ein Fuͤrſten-Sinn nach dieſem Guten hing:
Am wehlen ſehlt es nur; ſie pflegen die zu kieſen
Die mit gemahlter Zung vnd krummem Knie ſich wieſen;
Bey welchen freyes Wahr der Freundſchafft Seele/ wohnt/
Der bleibt von jhrer Gunſt gar ſicher vnd verſchont.
16.
Schwinden.
Fuͤr Schwinden iſt ſehr gut ein Gurt von Menſchen-Haut;
Wie wann man jhm ein Weib vnd gantze Haut vertraut?
17.
Auff Gelliam.
Gellia iſt ſtoltz im Rocke/ wann der Rock nun iſt hinweg
Reicht die Hoffart nicht auffs Hemde/ dann davon iſt nicht ein
Fleck.
18.
Hofe-Monden.
Der Monden iſt ein Haupt-Planet
Der oben an bey Hofe ſteht.
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Zitationshilfe: | Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/396>, abgerufen am 16.07.2024. |