Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Andres Tausend 14. Vernünfftige Unvernunfft. MEnschen sind Thiere/ vernünfftige Thiere/ Aber nicht alle; was wilden gebühre Pflegen vernünfftige gerne zu treiben: Hohe; sind Löwen/ vnd dienen den Leiben Wollen nur herrschen vnd jhren Geschäfften Machen Gesetze nach Willen vnd Kräfften: Edle; sind Hunde/ verpflichtet den Lüsten: Krieger; sind Wölffe zum rauben vnd wüsten: Bürger; sind Füchse zum schleichen vnd schmügen Vortheln/ berücken/ Finantzen vnd Lügen: Buhler; sind Affen zu tollen Geberden: Bauern; sind Esel zu lauter Beschwerden. 15. Auff eine geputzte Fraw. Sie pflegt sich hier zu Schmuck vnd Schmüncke zu bequemen/ Was wird sie dorte thun? Sie wird sich ewig schämen. 16. Weiber-Herrschung. Haus/ Dorff/ Stadt/ Land vnd Reich/ wird Wolfahrt bald gelosen/ Wo Männer tragen Röck/ vnd Weiber tragen Hosen. 17. Schein der Freyheit. Die Freyheit ist der Strick/ damit man Freyheit fängt; Je mehr man sie verdrückt/ je mehr man jhrer denckt. 18. Hofe-Gunst. Daß seine Tugend lobt/ die Laster niemand schilt/ Gehöret diesem/ der durch Gunst bey Hofe gilt. 19. Hofe-
Andres Tauſend 14. Vernuͤnfftige Unvernunfft. MEnſchen ſind Thiere/ vernuͤnfftige Thiere/ Aber nicht alle; was wilden gebuͤhre Pflegen vernuͤnfftige gerne zu treiben: Hohe; ſind Loͤwen/ vnd dienen den Leiben Wollen nur herꝛſchen vnd jhren Geſchaͤfften Machen Geſetze nach Willen vnd Kraͤfften: Edle; ſind Hunde/ verpflichtet den Luͤſten: Krieger; ſind Woͤlffe zum rauben vnd wuͤſten: Buͤrger; ſind Fuͤchſe zum ſchleichen vnd ſchmuͤgen Vortheln/ beruͤcken/ Finantzen vnd Luͤgen: Buhler; ſind Affen zu tollen Geberden: Bauern; ſind Eſel zu lauter Beſchwerden. 15. Auff eine geputzte Fraw. Sie pflegt ſich hier zu Schmuck vnd Schmuͤncke zu bequemen/ Was wird ſie dorte thun? Sie wird ſich ewig ſchaͤmen. 16. Weiber-Herꝛſchung. Haus/ Dorff/ Stadt/ Land vnd Reich/ wird Wolfahrt bald geloſen/ Wo Maͤnner tragen Roͤck/ vnd Weiber tragen Hoſen. 17. Schein der Freyheit. Die Freyheit iſt der Strick/ damit man Freyheit faͤngt; Je mehr man ſie verdruͤckt/ je mehr man jhrer denckt. 18. Hofe-Gunſt. Daß ſeine Tugend lobt/ die Laſter niemand ſchilt/ Gehoͤret dieſem/ der durch Gunſt bey Hofe gilt. 19. Hofe-
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Andres Tauſend
14.
Vernuͤnfftige Unvernunfft.
MEnſchen ſind Thiere/ vernuͤnfftige Thiere/
Aber nicht alle; was wilden gebuͤhre
Pflegen vernuͤnfftige gerne zu treiben:
Hohe; ſind Loͤwen/ vnd dienen den Leiben
Wollen nur herꝛſchen vnd jhren Geſchaͤfften
Machen Geſetze nach Willen vnd Kraͤfften:
Edle; ſind Hunde/ verpflichtet den Luͤſten:
Krieger; ſind Woͤlffe zum rauben vnd wuͤſten:
Buͤrger; ſind Fuͤchſe zum ſchleichen vnd ſchmuͤgen
Vortheln/ beruͤcken/ Finantzen vnd Luͤgen:
Buhler; ſind Affen zu tollen Geberden:
Bauern; ſind Eſel zu lauter Beſchwerden.
15.
Auff eine geputzte Fraw.
Sie pflegt ſich hier zu Schmuck vnd Schmuͤncke zu bequemen/
Was wird ſie dorte thun? Sie wird ſich ewig ſchaͤmen.
16.
Weiber-Herꝛſchung.
Haus/ Dorff/ Stadt/ Land vnd Reich/ wird Wolfahrt bald
geloſen/
Wo Maͤnner tragen Roͤck/ vnd Weiber tragen Hoſen.
17.
Schein der Freyheit.
Die Freyheit iſt der Strick/ damit man Freyheit faͤngt;
Je mehr man ſie verdruͤckt/ je mehr man jhrer denckt.
18.
Hofe-Gunſt.
Daß ſeine Tugend lobt/ die Laſter niemand ſchilt/
Gehoͤret dieſem/ der durch Gunſt bey Hofe gilt.
19. Hofe-
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