Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Zehendes Hundert. 71. Die sichtbare Kirche. Wo viel hoh' Augen sind/ wo viel von Pracht vnd Scheine: Da ist ja/ meint die Welt/ die sichtbare Gemeine. 72. An J. F. G. Hertzog Ludwigen zum Brieg. Ludewig/ durch Theilung der Sylben/ Lud ewig. DEr redliche Piast/ begabt mit fromer Güte/ Gerechtigkeit vnd Trew/ lud alles Volcks Gemüte Durch Wolthat jhm zur Gunst/ vnd trug die Polsche Kron/ (Vielmehr was ewig ist/ vnsterblich Lob/) davon. Mein Hertzog folgt jhm nach; das erbliche Geblüte Erweckt jhm Redligkeit/ Gerechtigkeit vnd Güte Nicht minder gegen vns: Nicht minder lud er ein Dadurch/ hier Fürstlich Lob/ dort ewig benedeyn. 73. Auff Malprobum. MAlprobus ist ein Schelm/ vnd nam jhm eine Hure; Ey recht/ sagt alles Volck/ daß diß jhm widerfuhre! Der Topff bekam also/ wie schicklich/ eine Stürtze: Geborgtes ward gezahlt; drum hat er keine Kürtze. 74. Von meinen Reimen. MEin Reim ist offt was frey; noch freyer ist mein Mut/ Auff das was Lasterhafft/ von deme was nicht gut: Jch rede frey von dem/ was Schande heist vnd bringt/ Vielleicht ist wer/ den Scham von Schanden abezwingt. 75. Auff Mummium, ein Banckkind. EJn wolbenamtes Volck sind gleichwol Hurenkinder! Bey Bauren heist man sie zwar so nichts desto minder/ Bey
Zehendes Hundert. 71. Die ſichtbare Kirche. Wo viel hoh’ Augen ſind/ wo viel von Pracht vnd Scheine: Da iſt ja/ meint die Welt/ die ſichtbare Gemeine. 72. An J. F. G. Hertzog Ludwigen zum Brieg. Ludewig/ durch Theilung der Sylben/ Lud ewig. DEr redliche Piaſt/ begabt mit fromer Guͤte/ Gerechtigkeit vnd Trew/ lud alles Volcks Gemuͤte Durch Wolthat jhm zur Gunſt/ vnd trug die Polſche Kron/ (Vielmehr was ewig iſt/ vnſterblich Lob/) davon. Mein Hertzog folgt jhm nach; das erbliche Gebluͤte Erweckt jhm Redligkeit/ Gerechtigkeit vnd Guͤte Nicht minder gegen vns: Nicht minder lud er ein Dadurch/ hier Fuͤrſtlich Lob/ dort ewig benedeyn. 73. Auff Malprobum. MAlprobus iſt ein Schelm/ vnd nam jhm eine Hure; Ey recht/ ſagt alles Volck/ daß diß jhm widerfuhre! Der Topff bekam alſo/ wie ſchicklich/ eine Stuͤrtze: Geborgtes ward gezahlt; drum hat er keine Kuͤrtze. 74. Von meinen Reimen. MEin Reim iſt offt was frey; noch freyer iſt mein Mut/ Auff das was Laſterhafft/ von deme was nicht gut: Jch rede frey von dem/ was Schande heiſt vnd bringt/ Vielleicht iſt wer/ den Scham von Schanden abezwingt. 75. Auff Mummium, ein Banckkind. EJn wolbenamtes Volck ſind gleichwol Hurenkinder! Bey Bauren heiſt man ſie zwar ſo nichts deſto minder/ Bey
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Zehendes Hundert.
71.
Die ſichtbare Kirche.
Wo viel hoh’ Augen ſind/ wo viel von Pracht vnd Scheine:
Da iſt ja/ meint die Welt/ die ſichtbare Gemeine.
72.
An J. F. G. Hertzog Ludwigen zum
Brieg.
Ludewig/ durch Theilung der Sylben/
Lud ewig.
DEr redliche Piaſt/ begabt mit fromer Guͤte/
Gerechtigkeit vnd Trew/ lud alles Volcks Gemuͤte
Durch Wolthat jhm zur Gunſt/ vnd trug die Polſche Kron/
(Vielmehr was ewig iſt/ vnſterblich Lob/) davon.
Mein Hertzog folgt jhm nach; das erbliche Gebluͤte
Erweckt jhm Redligkeit/ Gerechtigkeit vnd Guͤte
Nicht minder gegen vns: Nicht minder lud er ein
Dadurch/ hier Fuͤrſtlich Lob/ dort ewig benedeyn.
73.
Auff Malprobum.
MAlprobus iſt ein Schelm/ vnd nam jhm eine Hure;
Ey recht/ ſagt alles Volck/ daß diß jhm widerfuhre!
Der Topff bekam alſo/ wie ſchicklich/ eine Stuͤrtze:
Geborgtes ward gezahlt; drum hat er keine Kuͤrtze.
74.
Von meinen Reimen.
MEin Reim iſt offt was frey; noch freyer iſt mein Mut/
Auff das was Laſterhafft/ von deme was nicht gut:
Jch rede frey von dem/ was Schande heiſt vnd bringt/
Vielleicht iſt wer/ den Scham von Schanden abezwingt.
75.
Auff Mummium, ein Banckkind.
EJn wolbenamtes Volck ſind gleichwol Hurenkinder!
Bey Bauren heiſt man ſie zwar ſo nichts deſto minder/
Bey
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