Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Hundert.
30.
Hoheit/ hat Gefahr.
Auff schlechter ebner Bahn ist gut vnd sicher wallen:
Wer hoch gesessen ist/ hat niedrig nicht zu fallen.
31.
Hier/ sind wir: Dort/ bleiben wir.
Jch bin/ ich bleibe nicht in dieser schnöden Welt/
Und weil das bleiben mehr mir als das seyn gefällt/
So lieb ich sterben mehr als leben/ weil ich kan
So hören auff zu seyn/ zu bleiben fangen an.
32.
Liebes-Flammen.
Hat die Liebe Feuers-Art
Weil sie hitzt vnd brennt;
Wie daß jhrer Flammen Fahrt
Sich Thal-ein denn wendt?
33.
Schönheit.
Wenn der Schönheit schöne Frucht
Wäre Keuschheit/ Ehr vnd Zucht/
Wären manche schöne Wangen
Nicht ins Hurenhaus gegangen/
Manches krauses Haar wär nicht
Mit der Grichen II verpflicht.
34.
Glücke wäget die Freunde.
Böses Glück hat diese Gütte/
Daß die vngewissen Sachen
Vns gewisse Freunde machen;
Daß man sich für denen hütte
Die
B ij
Erſtes Hundert.
30.
Hoheit/ hat Gefahr.
Auff ſchlechter ebner Bahn iſt gut vnd ſicher wallen:
Wer hoch geſeſſen iſt/ hat niedrig nicht zu fallen.
31.
Hier/ ſind wir: Dort/ bleiben wir.
Jch bin/ ich bleibe nicht in dieſer ſchnoͤden Welt/
Und weil das bleiben mehr mir als das ſeyn gefaͤllt/
So lieb ich ſterben mehr als leben/ weil ich kan
So hoͤren auff zu ſeyn/ zu bleiben fangen an.
32.
Liebes-Flammen.
Hat die Liebe Feuers-Art
Weil ſie hitzt vnd brennt;
Wie daß jhrer Flammen Fahrt
Sich Thal-ein denn wendt?
33.
Schoͤnheit.
Wenn der Schoͤnheit ſchoͤne Frucht
Waͤre Keuſchheit/ Ehr vnd Zucht/
Waͤren manche ſchoͤne Wangen
Nicht ins Hurenhaus gegangen/
Manches krauſes Haar waͤr nicht
Mit der Grichen II verpflicht.
34.
Gluͤcke waͤget die Freunde.
Boͤſes Gluͤck hat dieſe Guͤtte/
Daß die vngewiſſen Sachen
Vns gewiſſe Freunde machen;
Daß man ſich fuͤr denen huͤtte
Die
B ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0025" n="12"/>
          <fw place="top" type="header">Er&#x017F;tes Hundert.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">30.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Hoheit/ hat Gefahr.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Auff &#x017F;chlechter ebner Bahn i&#x017F;t gut vnd &#x017F;icher wallen:</l><lb/>
                <l>Wer hoch ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t/ hat niedrig nicht zu fallen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">31.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Hier/ &#x017F;ind wir: Dort/ bleiben wir.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Jch bin/ ich bleibe nicht in die&#x017F;er &#x017F;chno&#x0364;den Welt/</l><lb/>
                <l>Und weil das bleiben mehr mir als das &#x017F;eyn gefa&#x0364;llt/</l><lb/>
                <l>So lieb ich &#x017F;terben mehr als leben/ weil ich kan</l><lb/>
                <l>So ho&#x0364;ren auff zu &#x017F;eyn/ zu bleiben fangen an.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">32.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Liebes-Flammen.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Hat die Liebe Feuers-Art</l><lb/>
                <l>Weil &#x017F;ie hitzt vnd brennt;</l><lb/>
                <l>Wie daß jhrer Flammen Fahrt</l><lb/>
                <l>Sich Thal-ein denn wendt?</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">33.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Scho&#x0364;nheit.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Wenn der Scho&#x0364;nheit &#x017F;cho&#x0364;ne Frucht</l><lb/>
                <l>Wa&#x0364;re Keu&#x017F;chheit/ Ehr vnd Zucht/</l><lb/>
                <l>Wa&#x0364;ren manche &#x017F;cho&#x0364;ne Wangen</l><lb/>
                <l>Nicht ins Hurenhaus gegangen/</l><lb/>
                <l>Manches krau&#x017F;es Haar wa&#x0364;r nicht</l><lb/>
                <l>Mit der Grichen <hi rendition="#aq">II</hi> verpflicht.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">34.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Glu&#x0364;cke wa&#x0364;get die Freunde.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Bo&#x0364;&#x017F;es Glu&#x0364;ck hat die&#x017F;e Gu&#x0364;tte/</l><lb/>
                <l>Daß die vngewi&#x017F;&#x017F;en Sachen</l><lb/>
                <l>Vns gewi&#x017F;&#x017F;e Freunde machen;</l><lb/>
                <l>Daß man &#x017F;ich fu&#x0364;r denen hu&#x0364;tte</l><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">B ij</fw>
                <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0025] Erſtes Hundert. 30. Hoheit/ hat Gefahr. Auff ſchlechter ebner Bahn iſt gut vnd ſicher wallen: Wer hoch geſeſſen iſt/ hat niedrig nicht zu fallen. 31. Hier/ ſind wir: Dort/ bleiben wir. Jch bin/ ich bleibe nicht in dieſer ſchnoͤden Welt/ Und weil das bleiben mehr mir als das ſeyn gefaͤllt/ So lieb ich ſterben mehr als leben/ weil ich kan So hoͤren auff zu ſeyn/ zu bleiben fangen an. 32. Liebes-Flammen. Hat die Liebe Feuers-Art Weil ſie hitzt vnd brennt; Wie daß jhrer Flammen Fahrt Sich Thal-ein denn wendt? 33. Schoͤnheit. Wenn der Schoͤnheit ſchoͤne Frucht Waͤre Keuſchheit/ Ehr vnd Zucht/ Waͤren manche ſchoͤne Wangen Nicht ins Hurenhaus gegangen/ Manches krauſes Haar waͤr nicht Mit der Grichen II verpflicht. 34. Gluͤcke waͤget die Freunde. Boͤſes Gluͤck hat dieſe Guͤtte/ Daß die vngewiſſen Sachen Vns gewiſſe Freunde machen; Daß man ſich fuͤr denen huͤtte Die B ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/25
Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/25>, abgerufen am 24.04.2024.