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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Erstes Tausend
61.
Am 19. Sontage nach der H. Dreyfaltigkeit.
WEr Kranckheit nicht so sehr als jhren Ursprung heilet/
Ein solcher Artzt heilt wol/ vnd heilet vnverweilet:
Wer nicht mit Sünden kämpfft/ vnd nur mit Kranckheit kämpfft/
Der hat sie mehr gestärckt vnd weniger gedämpfft.
62.
Am 20. Sontage nach der H. Dreyfaltigkeit.
DJe Welt hat Lust für sich! sie höhnet vnd bestreitet
Der Hochzeit reine Lust/ die Gott der HErr bereitet:
Die Welt mit jhrer Lust ist Gottes Lust nicht werth;
Drum wird sie/ eh sie meint/ mit Schwerdt vnd Brand verzehrt.
63.
Am 21. Sontage nach der H. Dreyfaltigkeit.
DEr Glaub ist vielmal schwach/ vnd sehnet sich nach Zeichen/
Und wil/ was er nichtsiht/ durch hoffen nicht erreichen:
Man Glaube nur dem Wort/ man geh vnd mercke drauff/
Die Stunde welche hilfft/ ist schon in vollem Lauff.
64.
Am 22. Sontage nach der H. Dreyfaltigkeit.
ZEhn tausend Pfund; ja wol! weit mehres sind wir schuldig
Dem Schöpffer dieser Welt; doch ist er so geduldig
Und schenckt vns alles gar. Ein Schalck der dran nicht denckt/
Und seinen Mitknecht noch/ um hundert Groschen kränckt.
65.
Am 23. Sontage nach der H. Dreyfaltigkeit.
ZWey Theil hat jeder Mensch/ vnd jedes Theil sein Leben;
Der Obrigkeit ist hier der Leib zu Dienst ergeben/
Die Seele bleibet Gott: Dort hat Gott beydes gar;
So hat dann jeder hier vnd dort was seine war.
66. Am
Erſtes Tauſend
61.
Am 19. Sontage nach der H. Dreyfaltigkeit.
WEr Kranckheit nicht ſo ſehr als jhren Urſprung heilet/
Ein ſolcher Artzt heilt wol/ vnd heilet vnverweilet:
Wer nicht mit Suͤnden kaͤmpfft/ vnd nur mit Kranckheit kaͤmpfft/
Der hat ſie mehr geſtaͤrckt vnd weniger gedaͤmpfft.
62.
Am 20. Sontage nach der H. Dreyfaltigkeit.
DJe Welt hat Luſt fuͤr ſich! ſie hoͤhnet vnd beſtreitet
Der Hochzeit reine Luſt/ die Gott der HErꝛ bereitet:
Die Welt mit jhrer Luſt iſt Gottes Luſt nicht werth;
Drum wird ſie/ eh ſie meint/ mit Schwerdt vnd Brand verzehrt.
63.
Am 21. Sontage nach der H. Dreyfaltigkeit.
DEr Glaub iſt vielmal ſchwach/ vnd ſehnet ſich nach Zeichen/
Und wil/ was er nichtſiht/ durch hoffen nicht erreichen:
Man Glaube nur dem Wort/ man geh vnd mercke drauff/
Die Stunde welche hilfft/ iſt ſchon in vollem Lauff.
64.
Am 22. Sontage nach der H. Dreyfaltigkeit.
ZEhn tauſend Pfund; ja wol! weit mehres ſind wir ſchuldig
Dem Schoͤpffer dieſer Welt; doch iſt er ſo geduldig
Und ſchenckt vns alles gar. Ein Schalck der dran nicht denckt/
Und ſeinen Mitknecht noch/ um hundert Groſchen kraͤnckt.
65.
Am 23. Sontage nach der H. Dreyfaltigkeit.
ZWey Theil hat jeder Menſch/ vnd jedes Theil ſein Leben;
Der Obrigkeit iſt hier der Leib zu Dienſt ergeben/
Die Seele bleibet Gott: Dort hat Gott beydes gar;
So hat dann jeder hier vnd dort was ſeine war.
66. Am
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[208/0242] Erſtes Tauſend 61. Am 19. Sontage nach der H. Dreyfaltigkeit. WEr Kranckheit nicht ſo ſehr als jhren Urſprung heilet/ Ein ſolcher Artzt heilt wol/ vnd heilet vnverweilet: Wer nicht mit Suͤnden kaͤmpfft/ vnd nur mit Kranckheit kaͤmpfft/ Der hat ſie mehr geſtaͤrckt vnd weniger gedaͤmpfft. 62. Am 20. Sontage nach der H. Dreyfaltigkeit. DJe Welt hat Luſt fuͤr ſich! ſie hoͤhnet vnd beſtreitet Der Hochzeit reine Luſt/ die Gott der HErꝛ bereitet: Die Welt mit jhrer Luſt iſt Gottes Luſt nicht werth; Drum wird ſie/ eh ſie meint/ mit Schwerdt vnd Brand verzehrt. 63. Am 21. Sontage nach der H. Dreyfaltigkeit. DEr Glaub iſt vielmal ſchwach/ vnd ſehnet ſich nach Zeichen/ Und wil/ was er nichtſiht/ durch hoffen nicht erreichen: Man Glaube nur dem Wort/ man geh vnd mercke drauff/ Die Stunde welche hilfft/ iſt ſchon in vollem Lauff. 64. Am 22. Sontage nach der H. Dreyfaltigkeit. ZEhn tauſend Pfund; ja wol! weit mehres ſind wir ſchuldig Dem Schoͤpffer dieſer Welt; doch iſt er ſo geduldig Und ſchenckt vns alles gar. Ein Schalck der dran nicht denckt/ Und ſeinen Mitknecht noch/ um hundert Groſchen kraͤnckt. 65. Am 23. Sontage nach der H. Dreyfaltigkeit. ZWey Theil hat jeder Menſch/ vnd jedes Theil ſein Leben; Der Obrigkeit iſt hier der Leib zu Dienſt ergeben/ Die Seele bleibet Gott: Dort hat Gott beydes gar; So hat dann jeder hier vnd dort was ſeine war. 66. Am

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/242>, abgerufen am 07.05.2024.