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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Erstes Tausend
Sprach sie: Ja/ ich armes Kind/
Aber wie sie heuer sind.

79.
Auff Sordalum.
ZU etwas grossem noch wird Sordalus wol werden/
Dann seinerley Geburt ist nicht gemein auff Erden;
Es ist jhm selbst bewust (man denckt jhm auch sehr dran)
Die Mutter hat jhn bracht vnd hatte keinen Mann.
80.
Mixtius, von sich selbst.
MEine Mutter war zu Hoff ein glatte Kammer-Magd
Die der Fürst hat etwa selbst an der Jungferschaft geplagt;
Drum die mir (Glück hat doch Neid!) dannenher gehässig sind
Nennen mich/ du Huren-Sohn; vnd ich bin ein Fürsten-Kind.
81.
Hofe-Füchse.
Der Balg verkaufft den Fuchs/ der sonst zu Felde wohnt:
Der her zu Hofe drabt/ den macht der Schwantz belohnt.
82.
Auff Filzium.
Hastu einen Rausch gehabt? Geh zu Filtzen nur zu gaste;
Dann auff einen starcken Rausch nützet eine strenge Faste.
83.
Die Trew.
Man mercket in gemein/ daß diß die stärckste Trew
Die ein Verbrecher würckt auff seines Fehlers Rew.
84.
Auff Nivulam.
NIvula brennt jhrer viel
Jeder der sie siht/ der wil
Diß vnd das an sie verwagen;
Was dann wird es Nutzen tragen?
Was

Erſtes Tauſend
Sprach ſie: Ja/ ich armes Kind/
Aber wie ſie heuer ſind.

79.
Auff Sordalum.
ZU etwas groſſem noch wird Sordalus wol werden/
Dann ſeinerley Geburt iſt nicht gemein auff Erden;
Es iſt jhm ſelbſt bewuſt (man denckt jhm auch ſehr dran)
Die Mutter hat jhn bracht vnd hatte keinen Mann.
80.
Mixtius, von ſich ſelbſt.
MEine Mutter war zu Hoff ein glatte Kammer-Magd
Die der Fuͤrſt hat etwa ſelbſt an der Jungferſchaft geplagt;
Drum die mir (Gluͤck hat doch Neid!) dannenher gehaͤſſig ſind
Nennen mich/ du Huren-Sohn; vnd ich bin ein Fuͤrſten-Kind.
81.
Hofe-Fuͤchſe.
Der Balg verkaufft den Fuchs/ der ſonſt zu Felde wohnt:
Der her zu Hofe drabt/ den macht der Schwantz belohnt.
82.
Auff Filzium.
Haſtu einen Rauſch gehabt? Geh zu Filtzen nur zu gaſte;
Dann auff einen ſtarcken Rauſch nuͤtzet eine ſtrenge Faſte.
83.
Die Trew.
Man mercket in gemein/ daß diß die ſtaͤrckſte Trew
Die ein Verbrecher wuͤrckt auff ſeines Fehlers Rew.
84.
Auff Nivulam.
NIvula brennt jhrer viel
Jeder der ſie ſiht/ der wil
Diß vnd das an ſie verwagen;
Was dann wird es Nutzen tragen?
Was
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[186/0220] Erſtes Tauſend Sprach ſie: Ja/ ich armes Kind/ Aber wie ſie heuer ſind. 79. Auff Sordalum. ZU etwas groſſem noch wird Sordalus wol werden/ Dann ſeinerley Geburt iſt nicht gemein auff Erden; Es iſt jhm ſelbſt bewuſt (man denckt jhm auch ſehr dran) Die Mutter hat jhn bracht vnd hatte keinen Mann. 80. Mixtius, von ſich ſelbſt. MEine Mutter war zu Hoff ein glatte Kammer-Magd Die der Fuͤrſt hat etwa ſelbſt an der Jungferſchaft geplagt; Drum die mir (Gluͤck hat doch Neid!) dannenher gehaͤſſig ſind Nennen mich/ du Huren-Sohn; vnd ich bin ein Fuͤrſten-Kind. 81. Hofe-Fuͤchſe. Der Balg verkaufft den Fuchs/ der ſonſt zu Felde wohnt: Der her zu Hofe drabt/ den macht der Schwantz belohnt. 82. Auff Filzium. Haſtu einen Rauſch gehabt? Geh zu Filtzen nur zu gaſte; Dann auff einen ſtarcken Rauſch nuͤtzet eine ſtrenge Faſte. 83. Die Trew. Man mercket in gemein/ daß diß die ſtaͤrckſte Trew Die ein Verbrecher wuͤrckt auff ſeines Fehlers Rew. 84. Auff Nivulam. NIvula brennt jhrer viel Jeder der ſie ſiht/ der wil Diß vnd das an ſie verwagen; Was dann wird es Nutzen tragen? Was

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/220>, abgerufen am 22.11.2024.