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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Vierdtes Hundert.
78.
Ein Feigenbaum im Capitolio
zu Rom.
ZV der Zeit da in Jovis Schlosse
Zu Rom ein Feigenbaum entsprosse/
Fing Keuschheit an von dar zu weichen:
Jch weiß nicht ob nicht dessen gleichen
Bey vns geschieht? O wie ich träume
Sind alle Bäum jetzt Feigenbäume.
79.
Das Hertz auff der Zunge.
WErs Hertz auff seiner Zunge führt
Der muß/ wann er die Zunge rührt/
Bedachtsamkeit sich wol befleissen
Sonst möcht er jhm das Hertz abbeissen.
80.
Bußfertigkeit.
JCh lobe Wanckelmut/ ich lobe Widerspruch/
Jch lob auch Unbestand/ ich lobe Bundes-Bruch:
Gott gib daß nimmermehr ich halte keine Trew
Dem Teuffel vnd der Sünd/ vnd leb in steter Rew.
81.
Auff den Gengmund.
Gengmundus lobt sich selbst/ es lobt jhn auch die Welt/
Wann Wort er führet Er/ sie wann er stille hält.
82.
Ein Lobsprecher.
Wer andre loben wil/ muß selbsten löblich seyn/
Sonst trifft das Leben leicht mit schänden überein.
83. Gute
G iij
Vierdtes Hundert.
78.
Ein Feigenbaum im Capitolio
zu Rom.
ZV der Zeit da in Jovis Schloſſe
Zu Rom ein Feigenbaum entſproſſe/
Fing Keuſchheit an von dar zu weichen:
Jch weiß nicht ob nicht deſſen gleichen
Bey vns geſchieht? O wie ich traͤume
Sind alle Baͤum jetzt Feigenbaͤume.
79.
Das Hertz auff der Zunge.
WErs Hertz auff ſeiner Zunge fuͤhrt
Der muß/ wann er die Zunge ruͤhrt/
Bedachtſamkeit ſich wol befleiſſen
Sonſt moͤcht er jhm das Hertz abbeiſſen.
80.
Bußfertigkeit.
JCh lobe Wanckelmut/ ich lobe Widerſpruch/
Jch lob auch Unbeſtand/ ich lobe Bundes-Bruch:
Gott gib daß nimmermehr ich halte keine Trew
Dem Teuffel vnd der Suͤnd/ vnd leb in ſteter Rew.
81.
Auff den Gengmund.
Gengmundus lobt ſich ſelbſt/ es lobt jhn auch die Welt/
Wann Wort er fuͤhret Er/ ſie wann er ſtille haͤlt.
82.
Ein Lobſprecher.
Wer andre loben wil/ muß ſelbſten loͤblich ſeyn/
Sonſt trifft das Leben leicht mit ſchaͤnden uͤberein.
83. Gute
G iij
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[91/0107] Vierdtes Hundert. 78. Ein Feigenbaum im Capitolio zu Rom. ZV der Zeit da in Jovis Schloſſe Zu Rom ein Feigenbaum entſproſſe/ Fing Keuſchheit an von dar zu weichen: Jch weiß nicht ob nicht deſſen gleichen Bey vns geſchieht? O wie ich traͤume Sind alle Baͤum jetzt Feigenbaͤume. 79. Das Hertz auff der Zunge. WErs Hertz auff ſeiner Zunge fuͤhrt Der muß/ wann er die Zunge ruͤhrt/ Bedachtſamkeit ſich wol befleiſſen Sonſt moͤcht er jhm das Hertz abbeiſſen. 80. Bußfertigkeit. JCh lobe Wanckelmut/ ich lobe Widerſpruch/ Jch lob auch Unbeſtand/ ich lobe Bundes-Bruch: Gott gib daß nimmermehr ich halte keine Trew Dem Teuffel vnd der Suͤnd/ vnd leb in ſteter Rew. 81. Auff den Gengmund. Gengmundus lobt ſich ſelbſt/ es lobt jhn auch die Welt/ Wann Wort er fuͤhret Er/ ſie wann er ſtille haͤlt. 82. Ein Lobſprecher. Wer andre loben wil/ muß ſelbſten loͤblich ſeyn/ Sonſt trifft das Leben leicht mit ſchaͤnden uͤberein. 83. Gute G iij

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/107>, abgerufen am 02.05.2024.