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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Erstes Tausend
63.
Listige-Anschläge.
WEistu was ein Anschlag heist?
Wann man weißlich sich befleist
Seinem Feind/ eh ers wird innen/
Schand vnd Schaden anzuspinnen:
Nein/ es ist was beßres noch/
Gilt auch mehr als noch so hoch:
Stehlen heist es Küh vnd Pferde/
Daß es niemand innen werde.
64.
Christus ist der Weg/ die Warheit vnd
das Leben.
JCh kumm in diese Welt/ hindurch dort nauff zu reisen/
Weil Christus ist der Weg/ so wird er mich wol weisen:
Jch kan in dieser Welt viel Redligkeit nicht schauen/
Weil er die Warheit ist/ mag jhm ich wol vertrauen:
Hier muß ich zwischen Tod vnd Nöthen stündlich schweben/
Weil er das Leben ist/ so kan durch jhn ich leben.
Was wil ich weiter mehr? Laß/ HErr/ nur dich mich haben/
So acht ich keine Welt mit allen jhren Gaben.
65.
Der blinde Sinn.
O Blinder Menschen Sinn! du achtest Gott so klein/
Und kanst doch ohne Gott/ nicht einen Blick nur seyn.
Du wärst nicht thäte Gott/ vnd aber thäte Gott/
So wärstu lang ein Raub dem Teuffel vnd dem Tod.
66.
Der Teuffel sucht vnd wird gesucht.
Man sucht den Teuffel/ der doch selbst sucht zu verschlingen:
Und der zu holen pflegt/ dem pflegt man sich zu bringen.
67. Völlerey.
Erſtes Tauſend
63.
Liſtige-Anſchlaͤge.
WEiſtu was ein Anſchlag heiſt?
Wann man weißlich ſich befleiſt
Seinem Feind/ eh ers wird innen/
Schand vnd Schaden anzuſpinnen:
Nein/ es iſt was beßres noch/
Gilt auch mehr als noch ſo hoch:
Stehlen heiſt es Kuͤh vnd Pferde/
Daß es niemand innen werde.
64.
Chriſtus iſt der Weg/ die Warheit vnd
das Leben.
JCh kum̃ in dieſe Welt/ hindurch dort nauff zu reiſen/
Weil Chriſtus iſt der Weg/ ſo wird er mich wol weiſen:
Jch kan in dieſer Welt viel Redligkeit nicht ſchauen/
Weil er die Warheit iſt/ mag jhm ich wol vertrauen:
Hier muß ich zwiſchen Tod vnd Noͤthen ſtuͤndlich ſchweben/
Weil er das Leben iſt/ ſo kan durch jhn ich leben.
Was wil ich weiter mehr? Laß/ HErꝛ/ nur dich mich haben/
So acht ich keine Welt mit allen jhren Gaben.
65.
Der blinde Sinn.
O Blinder Menſchen Sinn! du achteſt Gott ſo klein/
Und kanſt doch ohne Gott/ nicht einen Blick nur ſeyn.
Du waͤrſt nicht thaͤte Gott/ vnd aber thaͤte Gott/
So waͤrſtu lang ein Raub dem Teuffel vnd dem Tod.
66.
Der Teuffel ſucht vnd wird geſucht.
Man ſucht den Teuffel/ der doch ſelbſt ſucht zu verſchlingen:
Und der zu holen pflegt/ dem pflegt man ſich zu bringen.
67. Voͤllerey.
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[88/0104] Erſtes Tauſend 63. Liſtige-Anſchlaͤge. WEiſtu was ein Anſchlag heiſt? Wann man weißlich ſich befleiſt Seinem Feind/ eh ers wird innen/ Schand vnd Schaden anzuſpinnen: Nein/ es iſt was beßres noch/ Gilt auch mehr als noch ſo hoch: Stehlen heiſt es Kuͤh vnd Pferde/ Daß es niemand innen werde. 64. Chriſtus iſt der Weg/ die Warheit vnd das Leben. JCh kum̃ in dieſe Welt/ hindurch dort nauff zu reiſen/ Weil Chriſtus iſt der Weg/ ſo wird er mich wol weiſen: Jch kan in dieſer Welt viel Redligkeit nicht ſchauen/ Weil er die Warheit iſt/ mag jhm ich wol vertrauen: Hier muß ich zwiſchen Tod vnd Noͤthen ſtuͤndlich ſchweben/ Weil er das Leben iſt/ ſo kan durch jhn ich leben. Was wil ich weiter mehr? Laß/ HErꝛ/ nur dich mich haben/ So acht ich keine Welt mit allen jhren Gaben. 65. Der blinde Sinn. O Blinder Menſchen Sinn! du achteſt Gott ſo klein/ Und kanſt doch ohne Gott/ nicht einen Blick nur ſeyn. Du waͤrſt nicht thaͤte Gott/ vnd aber thaͤte Gott/ So waͤrſtu lang ein Raub dem Teuffel vnd dem Tod. 66. Der Teuffel ſucht vnd wird geſucht. Man ſucht den Teuffel/ der doch ſelbſt ſucht zu verſchlingen: Und der zu holen pflegt/ dem pflegt man ſich zu bringen. 67. Voͤllerey.

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/104>, abgerufen am 02.05.2024.