Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Römische Die damahligen Bischöffe zu Rom wusten mehr von Verach-tung und Verfolgung/ als von dem/ was die Welt Ehre und Staats-Interesse nennet: Sie wurden so wenig unter die da- mahligen Grossen der Welt gezehlet und auff Thronen gesehen/ daß sie vielmehr an der Schedelstädte und unter denen/ die zum schmählichen Todt geführet wurden/ öffters anzutreffen wären. Jhre Ehre bestunde damahls in der Liebe ihrer Gemeinde und ihr Interesse in der treuen Beförderung der Ehre Gottes. Allein/ da die gedruckten Christen Lufft bekahmen/ da im 4ten Seculo nach Christi Geburth es der Kirche in allen äusserlichen Dingen glücklich ergieng/ da brach zu Rom das Unwesen der fleischlichen Geistlichen zu erst aus. Die dasigen Bischöffe hatten die grö- sten zeitlichen Vortheile unter allen in der Welt: Sie lebten an dem Ort/ der von vielen hundert Jahren her gewohnt war das Haubt der civilisirten Welt zu seyn/ in welchem die Reichthümer/ Kostbarkeiten und Nettigkeiten der Welt von so langer Zeit/ wie in ein Meer/ zusammen geflossen waren/ da es also von grossen/ reichen und geehrten Leuten wimmelte. Diese alle erwiesen nach Art der ersten Christen ihrem Bischoff unglaubliche Ehre/ sie überschütteten ihn mit Geschencken und allen zeitlichen Vorthei- len/ so gar daß schon umb selbige Zeit der Heyde Praetextatus, welcher Praefectus Praetorio, oder der höchste Staats-Minister Hierony- mus Ep. LXI.des Römischen Käysers war/ sagte: Macht mich zum Römi- schen Bischoff/ so will ich ein Christ werden. Je mehr dieses zu- nahm/ jemehr wuchs bey diesen Praelaten der fleischliche appe- tit nach irrbischer Macht und Ehre/ und zugleich allerhand soge- nannte Staats-Räncke/ da immer eine Parthey nach der an- dern entstund/ welche sich umb dieses so hochgeachtete Ambt risse. Dergleichen zeigte sich nun umb das Jahr Christi 352. Libe- derer
Roͤmiſche Die damahligen Biſchoͤffe zu Rom wuſten mehr von Verach-tung und Verfolgung/ als von dem/ was die Welt Ehre und Staats-Intereſſe nennet: Sie wurden ſo wenig unter die da- mahligen Groſſen der Welt gezehlet und auff Thronen geſehen/ daß ſie vielmehr an der Schedelſtaͤdte und unter denen/ die zum ſchmaͤhlichen Todt gefuͤhret wurden/ oͤffters anzutreffen waͤren. Jhre Ehre beſtunde damahls in der Liebe ihrer Gemeinde und ihr Intereſſe in der treuen Befoͤrderung der Ehre Gottes. Allein/ da die gedruckten Chriſten Lufft bekahmen/ da im 4ten Seculo nach Chriſti Geburth es der Kirche in allen aͤuſſerlichen Dingen gluͤcklich ergieng/ da brach zu Rom das Unweſen der fleiſchlichen Geiſtlichen zu erſt aus. Die daſigen Biſchoͤffe hatten die groͤ- ſten zeitlichen Vortheile unter allen in der Welt: Sie lebten an dem Ort/ der von vielen hundert Jahren her gewohnt war das Haubt der civiliſirten Welt zu ſeyn/ in welchem die Reichthuͤmer/ Koſtbarkeiten und Nettigkeiten der Welt von ſo langer Zeit/ wie in ein Meer/ zuſammen gefloſſen waren/ da es alſo von groſſen/ reichen und geehrten Leuten wimmelte. Dieſe alle erwieſen nach Art der erſten Chriſten ihrem Biſchoff unglaubliche Ehre/ ſie uͤberſchuͤtteten ihn mit Geſchencken und allen zeitlichen Vorthei- len/ ſo gar daß ſchon umb ſelbige Zeit der Heyde Prætextatus, welcher Præfectus Prætorio, oder der hoͤchſte Staats-Miniſter Hierony- mus Ep. LXI.des Roͤmiſchen Kaͤyſers war/ ſagte: Macht mich zum Roͤmi- ſchen Biſchoff/ ſo will ich ein Chriſt werden. Je mehr dieſes zu- nahm/ jemehr wuchs bey dieſen Prælaten der fleiſchliche appe- tit nach irrbiſcher Macht und Ehre/ und zugleich allerhand ſoge- nannte Staats-Raͤncke/ da immer eine Parthey nach der an- dern entſtund/ welche ſich umb dieſes ſo hochgeachtete Ambt riſſe. Dergleichen zeigte ſich nun umb das Jahr Chriſti 352. Libe- derer
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Roͤmiſche
Die damahligen Biſchoͤffe zu Rom wuſten mehr von Verach-
tung und Verfolgung/ als von dem/ was die Welt Ehre und
Staats-Intereſſe nennet: Sie wurden ſo wenig unter die da-
mahligen Groſſen der Welt gezehlet und auff Thronen geſehen/
daß ſie vielmehr an der Schedelſtaͤdte und unter denen/ die zum
ſchmaͤhlichen Todt gefuͤhret wurden/ oͤffters anzutreffen waͤren.
Jhre Ehre beſtunde damahls in der Liebe ihrer Gemeinde und
ihr Intereſſe in der treuen Befoͤrderung der Ehre Gottes. Allein/
da die gedruckten Chriſten Lufft bekahmen/ da im 4ten Seculo
nach Chriſti Geburth es der Kirche in allen aͤuſſerlichen Dingen
gluͤcklich ergieng/ da brach zu Rom das Unweſen der fleiſchlichen
Geiſtlichen zu erſt aus. Die daſigen Biſchoͤffe hatten die groͤ-
ſten zeitlichen Vortheile unter allen in der Welt: Sie lebten an
dem Ort/ der von vielen hundert Jahren her gewohnt war das
Haubt der civiliſirten Welt zu ſeyn/ in welchem die Reichthuͤmer/
Koſtbarkeiten und Nettigkeiten der Welt von ſo langer Zeit/ wie
in ein Meer/ zuſammen gefloſſen waren/ da es alſo von groſſen/
reichen und geehrten Leuten wimmelte. Dieſe alle erwieſen
nach Art der erſten Chriſten ihrem Biſchoff unglaubliche Ehre/ ſie
uͤberſchuͤtteten ihn mit Geſchencken und allen zeitlichen Vorthei-
len/ ſo gar daß ſchon umb ſelbige Zeit der Heyde Prætextatus,
welcher Præfectus Prætorio, oder der hoͤchſte Staats-Miniſter
des Roͤmiſchen Kaͤyſers war/ ſagte: Macht mich zum Roͤmi-
ſchen Biſchoff/ ſo will ich ein Chriſt werden. Je mehr dieſes zu-
nahm/ jemehr wuchs bey dieſen Prælaten der fleiſchliche appe-
tit nach irrbiſcher Macht und Ehre/ und zugleich allerhand ſoge-
nannte Staats-Raͤncke/ da immer eine Parthey nach der an-
dern entſtund/ welche ſich umb dieſes ſo hochgeachtete Ambt
riſſe.
Hierony-
mus Ep. LXI.
Dergleichen zeigte ſich nun umb das Jahr Chriſti 352. Libe-
rius, der damahlige Pabſt/ wolte mit denen die Oberhand ha-
benden Arianern nicht in ein Horn blaſen: Dieſe aber hatten
eine ſtarcke Partey unter der Roͤmiſchen Cleriſey/ deren vor-
nehmſte Glieder Urſatius und Valens waren. Felix, ein an-
derer
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