Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Huren-Regiment. mahls von ihm die Stadt Meissen angefangen/ und der ersteMarckgraff daselbst geordnet worden. Er machte damahls die Anstalt/ weil insonderheit die Sachsen und andre Nieder- Deutschen keine Lust in den Städten zu wohnen hatten/ es solte allemahl von 9. Landleuten einer schuldig seyn/ in die Städte zu ziehen/ bey welchem die übrigen ihr Getreyde auffschüt- ten/ und ihre übrige Haabe ihm in Verwahrung geben solten/ damit sie bey seindlichen Uberfall sichrer wäre. Er ordnete/ daß alle Hochzeiten und andre fröliche Zusammenkünffte nur in de- nen Städten geschehen/ die Handwercke auch daselbst solten ge- trieben werden. Zu dieser Zeit wurden auch die Turniere und Adelichen Ritterspiele recht bekannt/ auff welche Heinrich sehr viel hielte/ und von dieser Zeit können auch die meisten Deutschen Adelichen Geschlechter ihren Ursprung herführen/ weil dieser Deutsche Käyser viel unedle/ ja gar überwundene Slaven/ we- gen tapfferer Kriegs-Dienste in Adelichen Stand gesetzet hat. XIII. Als König Rudolph in Burgundien vernahm/ wie erAn. 925. Brief- G
Huren-Regiment. mahls von ihm die Stadt Meiſſen angefangen/ und der erſteMarckgraff daſelbſt geordnet worden. Er machte damahls die Anſtalt/ weil inſonderheit die Sachſen und andre Nieder- Deutſchen keine Luſt in den Staͤdten zu wohnen hatten/ es ſolte allemahl von 9. Landleuten einer ſchuldig ſeyn/ in die Staͤdte zu ziehen/ bey welchem die uͤbrigen ihr Getreyde auffſchuͤt- ten/ und ihre uͤbrige Haabe ihm in Verwahrung geben ſolten/ damit ſie bey ſeindlichen Uberfall ſichrer waͤre. Er ordnete/ daß alle Hochzeiten und andre froͤliche Zuſammenkuͤnffte nur in de- nen Staͤdten geſchehen/ die Handwercke auch daſelbſt ſolten ge- trieben werden. Zu dieſer Zeit wurden auch die Turniere und Adelichen Ritterſpiele recht bekannt/ auff welche Heinrich ſehr viel hielte/ und von dieſer Zeit koͤnnen auch die meiſten Deutſchen Adelichen Geſchlechter ihren Urſprung herfuͤhren/ weil dieſer Deutſche Kaͤyſer viel unedle/ ja gar uͤberwundene Slaven/ we- gen tapfferer Kriegs-Dienſte in Adelichen Stand geſetzet hat. XIII. Als Koͤnig Rudolph in Burgundien vernahm/ wie erAn. 925. Brief- G
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Huren-Regiment.
mahls von ihm die Stadt Meiſſen angefangen/ und der erſte
Marckgraff daſelbſt geordnet worden. Er machte damahls die
Anſtalt/ weil inſonderheit die Sachſen und andre Nieder-
Deutſchen keine Luſt in den Staͤdten zu wohnen hatten/ es
ſolte allemahl von 9. Landleuten einer ſchuldig ſeyn/ in die
Staͤdte zu ziehen/ bey welchem die uͤbrigen ihr Getreyde auffſchuͤt-
ten/ und ihre uͤbrige Haabe ihm in Verwahrung geben ſolten/
damit ſie bey ſeindlichen Uberfall ſichrer waͤre. Er ordnete/ daß
alle Hochzeiten und andre froͤliche Zuſammenkuͤnffte nur in de-
nen Staͤdten geſchehen/ die Handwercke auch daſelbſt ſolten ge-
trieben werden. Zu dieſer Zeit wurden auch die Turniere und
Adelichen Ritterſpiele recht bekannt/ auff welche Heinrich ſehr
viel hielte/ und von dieſer Zeit koͤnnen auch die meiſten Deutſchen
Adelichen Geſchlechter ihren Urſprung herfuͤhren/ weil dieſer
Deutſche Kaͤyſer viel unedle/ ja gar uͤberwundene Slaven/ we-
gen tapfferer Kriegs-Dienſte in Adelichen Stand geſetzet hat.
XIII.
Als Koͤnig Rudolph in Burgundien vernahm/ wie er
von einem Jtaliaͤniſchen Frauenzimmer braviret wuͤrde/ ergriff
er die Waffen/ kam in Jtalien/ und brachte durch ſein Anſehen
die meiſten Fuͤrſten wieder zum Gehorſam; Zohe darauff vor
Pavia, da ſein Kriegsheer jenſeits/ der Hermengard Leute aber
diſſeits das Po lagen. Die liſtige Hermengard ſahe wohl/
daß es ihr an Macht und einem tapffern Feldoberſten fehlte/ er-
ſonne dannenhero einen Venus-Streich. Sie ließ einen ih-
rer Leute/ als einen Uberlaͤuffer/ uͤber den Po ſetzen/ der dem Koͤ-
nig ingeheim ein Liebs-Brieffgen von ihr uͤberlieffern muſte/
darinnen ſie ihm ihre Gewogenheit entdeckte/ und beklagte/ daß
er mit lauter Verraͤthern umbgeben waͤre: Denn wenn ſie
ſeinen Kriegs-Oberſten und Fuͤrſten haͤtte Gehoͤr geben wollen/
haͤtte ſie ihn laͤngſt als einen Gefangenen in ihren Haͤnden ha-
ben koͤnnen; Sie ſchaͤtzte aber ſeine darunter leidende Ehre hoͤ-
her als ihr Gluͤck/ und wolte ſolches Kennzeichen ihrer Liebe ihm
hiermit darlegen. Der von Furcht und Liebe gantz einge-
nommene Rudolph danckte ihr hiervor in einem verbindlichen
Brief-
An. 925.
Sigon. pag.
155. 195.
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