Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Römisches rathener Sohn Zuentebald, welchen viele vor unehlich ausgeben/zum König über die Resten des Lotharischen Reichs/ worvon nun Burgundien getrennet war/ erklähret wurde/ obgleich die Stände sich darüber ziemlich schwührig erzeigten. So bekahm auch Arnolph mit seiner nahen Anverwandtin/ der Princesse Hildegard/ König Ludwigs in Ost-Francken hinterlassener Toch- Regino ad A. 894.ter/ einige Unlust/ welcher man schuld gab/ sie trachtete durch ei- ne gewisse Vermählung ihn vom Thron zu stürtzen; Man kam ihr aber mit List bey/ und ward sie in das Kloster Chiemsee ein- geschlossen/ allwo sie auch begraben liegt. Nicht minder schaff- te der Streit zwischen dem Ertzbischoff von Cöln und Bischoff von Hamburg und Brehmen einige Mühe/ da jener das Bisch- tuhm Brehmen unter seine Dioeces und Ober-Auffsicht ziehen wolte; weil er nun Arnolphs und des Pabsts Gnade besaß/ ge- rieth es dahin/ daß in einem Concilio, so meistens deßwegen zu Tribur/ (jetzo Friburg in Breyßgau) gehalten wurde/ ihm die Sache zuerkannt wurde; womit es aber nicht lang bestand hat- te/ sondern bey Veränderung des Regiments von den Säch- Cranz. Me- trop. Lib. II. c. 19.sischen Käysern gar bald geändert wurde. So bald Arnolph von dieser Arbeit sich ein wenig loßgemacht/ sehnte er sich wieder nach Jtalien/ warumb auch der gedruckte Berengar flehentlich anhielt. Er kam also im October ermeldten Jahres mit einem frischen Kriegs-Heer dahin/ wiewohl seine Leute im Zug über dem Apennin eine gefährliche Seuche ausstehen musten. XXI. Also gieng das Spiel von neuen an: Lambert wiche bald Ge-
Roͤmiſches rathener Sohn Zuentebald, welchen viele vor unehlich ausgeben/zum Koͤnig uͤber die Reſten des Lothariſchen Reichs/ worvon nun Burgundien getrennet war/ erklaͤhret wurde/ obgleich die Staͤnde ſich daruͤber ziemlich ſchwuͤhrig erzeigten. So bekahm auch Arnolph mit ſeiner nahen Anverwandtin/ der Princeſſe Hildegard/ Koͤnig Ludwigs in Oſt-Francken hinterlaſſener Toch- Regino ad A. 894.ter/ einige Unluſt/ welcher man ſchuld gab/ ſie trachtete durch ei- ne gewiſſe Vermaͤhlung ihn vom Thron zu ſtuͤrtzen; Man kam ihr aber mit Liſt bey/ und ward ſie in das Kloſter Chiemſee ein- geſchloſſen/ allwo ſie auch begraben liegt. Nicht minder ſchaff- te der Streit zwiſchen dem Ertzbiſchoff von Coͤln und Biſchoff von Hamburg und Brehmen einige Muͤhe/ da jener das Biſch- tuhm Brehmen unter ſeine Diœces und Ober-Auffſicht ziehen wolte; weil er nun Arnolphs und des Pabſts Gnade beſaß/ ge- rieth es dahin/ daß in einem Concilio, ſo meiſtens deßwegen zu Tribur/ (jetzo Friburg in Breyßgau) gehalten wurde/ ihm die Sache zuerkannt wurde; womit es aber nicht lang beſtand hat- te/ ſondern bey Veraͤnderung des Regiments von den Saͤch- Cranz. Me- trop. Lib. II. c. 19.ſiſchen Kaͤyſern gar bald geaͤndert wurde. So bald Arnolph von dieſer Arbeit ſich ein wenig loßgemacht/ ſehnte er ſich wieder nach Jtalien/ warumb auch der gedruckte Berengar flehentlich anhielt. Er kam alſo im October ermeldten Jahres mit einem friſchen Kriegs-Heer dahin/ wiewohl ſeine Leute im Zug uͤber dem Apennin eine gefaͤhrliche Seuche ausſtehen muſten. XXI. Alſo gieng das Spiel von neuen an: Lambert wiche bald Ge-
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Roͤmiſches
rathener Sohn Zuentebald, welchen viele vor unehlich ausgeben/
zum Koͤnig uͤber die Reſten des Lothariſchen Reichs/ worvon
nun Burgundien getrennet war/ erklaͤhret wurde/ obgleich die
Staͤnde ſich daruͤber ziemlich ſchwuͤhrig erzeigten. So bekahm
auch Arnolph mit ſeiner nahen Anverwandtin/ der Princeſſe
Hildegard/ Koͤnig Ludwigs in Oſt-Francken hinterlaſſener Toch-
ter/ einige Unluſt/ welcher man ſchuld gab/ ſie trachtete durch ei-
ne gewiſſe Vermaͤhlung ihn vom Thron zu ſtuͤrtzen; Man kam
ihr aber mit Liſt bey/ und ward ſie in das Kloſter Chiemſee ein-
geſchloſſen/ allwo ſie auch begraben liegt. Nicht minder ſchaff-
te der Streit zwiſchen dem Ertzbiſchoff von Coͤln und Biſchoff
von Hamburg und Brehmen einige Muͤhe/ da jener das Biſch-
tuhm Brehmen unter ſeine Diœces und Ober-Auffſicht ziehen
wolte; weil er nun Arnolphs und des Pabſts Gnade beſaß/ ge-
rieth es dahin/ daß in einem Concilio, ſo meiſtens deßwegen zu
Tribur/ (jetzo Friburg in Breyßgau) gehalten wurde/ ihm die
Sache zuerkannt wurde; womit es aber nicht lang beſtand hat-
te/ ſondern bey Veraͤnderung des Regiments von den Saͤch-
ſiſchen Kaͤyſern gar bald geaͤndert wurde. So bald Arnolph
von dieſer Arbeit ſich ein wenig loßgemacht/ ſehnte er ſich wieder
nach Jtalien/ warumb auch der gedruckte Berengar flehentlich
anhielt. Er kam alſo im October ermeldten Jahres mit einem
friſchen Kriegs-Heer dahin/ wiewohl ſeine Leute im Zug uͤber
dem Apennin eine gefaͤhrliche Seuche ausſtehen muſten.
Regino ad
A. 894.
Cranz. Me-
trop. Lib. II.
c. 19.
XXI.
Alſo gieng das Spiel von neuen an: Lambert wiche bald
aller Orten/ und uͤbergab ſo gar ſeiner Mutter die Behaubtung
des Borgo di S. Pietro, oder des befeſtigten Theils von Rom/ ſo
uͤber der Tyber liegt/ damit er ſich hinter Rom fluͤchten moͤchte.
Dieſe verließ auff vernommene Ankunfft Koͤnigs Arnolphs ih-
ren Poſten/ und flohe nach Camerino in das Hertzogthum Spo-
leto. Arnolph belagerte hierauff das uͤbrige Theil der Stadt
Rom/ ſo ſich beſſer vertheidigte/ ziemlich lang/ und eroberte es
endlich mit einer laͤcherlichen Begebenheit. Es lieff ein Haſe
vor dem Deutſchen Heerlager vorbey/ welcher von dem groſſen
Ge-
Sigon. L. VI.
p. 143.
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Zitationshilfe: | Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/34>, abgerufen am 29.07.2024. |