Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Römisches tul über West-Franckreich gleichfals annahm. Der PabstStephanus war hierbey mit seines Guidonis Glück sonderlich wohl vergnüget/ beruffte ihn auch nach Rom/ und kröhnte ihn im Februario gar zum Käyser/ eben/ als hätte es bloß in seiner Macht gestanden/ diese von gantz Europa erkannte Würde dem Carolinischen Geschlecht zu entwenden. Jndessen hatte sich Arnolph mit denen Slaven, die umb diese Zeit sich auch in Pan- nonien (ietzo dem westlichen Theil von Ungarn) fest gesetzet hat- ten/ fast müde gestritten; denn ob er sich wohl wieder sie vortref- lich gehalten/ wurde doch/ durch stetige migrationes, ihre Anzahl immer grösser/ daher er sich endlich mit ihnen verglich. Es war unter ihnen damahls insonderheit Zuentebolc, oder Zuentebald berühmt/ welcher die Pohlen und Böhmen beherrschte/ und/ weil er das von Carl dem Großen zum Römischen Reich gebrachte Mähren besaß/ sich einen König von Mähren nennen ließ. Mit diesem ließ sich Arnolph insonderheit in gutes Vernehmen ein/ weil er sich zu der Christlichen Religion bekennete/ nennte Frising. Lib. VI. c. 11.auch einen seiner Söhne nach ihm; hinwieder erkannte ihn dieser Slavische Fürst eine Zeitlang vor seinen Oberherren/ und ward von ihm zum ersten Hertzog in Böhmen auff deutsche Art bestä- tiget. Bey solchem Zustand brach eine Scythische nation, Ugri genannt/ welche man hernach/ da sie sich mit denen in Panno- nien noch übrigen Hunnen vermischten/ Hungarn und Ungarn nennete/ über die Don/ in gedachte Landschafft ein/ unter dem Vorwand/ sie wären von ihren Nachbahrn vertrieben. Sel- Frising. l. c.bige waren damahls so wild/ daß sie das rohe Fleisch assen und Menschen-Blut trancken: Jhr König nennte sich Cussal, und Arnolph, der sonst viel zu thun hatte/ vergönnte ihnen den Sitz in Pannonien/ in der Hoffnung/ sie solten einmahl wieder die Slaven nutzen/ derer Unterthänigkeit vermuthlich nicht gar lang werden würde. XVII. Der Pabst Stephanus verließ im Monat May des daß
Roͤmiſches tul uͤber Weſt-Franckreich gleichfals annahm. Der PabſtStephanus war hierbey mit ſeines Guidonis Gluͤck ſonderlich wohl vergnuͤget/ beruffte ihn auch nach Rom/ und kroͤhnte ihn im Februario gar zum Kaͤyſer/ eben/ als haͤtte es bloß in ſeiner Macht geſtanden/ dieſe von gantz Europa erkannte Wuͤrde dem Caroliniſchen Geſchlecht zu entwenden. Jndeſſen hatte ſich Arnolph mit denen Slaven, die umb dieſe Zeit ſich auch in Pan- nonien (ietzo dem weſtlichen Theil von Ungarn) feſt geſetzet hat- ten/ faſt muͤde geſtritten; denn ob er ſich wohl wieder ſie vortref- lich gehalten/ wurde doch/ durch ſtetige migrationes, ihre Anzahl immer groͤſſer/ daher er ſich endlich mit ihnen verglich. Es war unter ihnen damahls inſonderheit Zuentebolc, oder Zuentebald beruͤhmt/ welcher die Pohlen und Boͤhmen beherrſchte/ und/ weil er das von Carl dem Großen zum Roͤmiſchen Reich gebrachte Maͤhren beſaß/ ſich einen Koͤnig von Maͤhren nennen ließ. Mit dieſem ließ ſich Arnolph inſonderheit in gutes Vernehmen ein/ weil er ſich zu der Chriſtlichen Religion bekennete/ nennte Friſing. Lib. VI. c. 11.auch einen ſeiner Soͤhne nach ihm; hinwieder erkannte ihn dieſer Slaviſche Fuͤrſt eine Zeitlang vor ſeinen Oberherren/ und ward von ihm zum erſten Hertzog in Boͤhmen auff deutſche Art beſtaͤ- tiget. Bey ſolchem Zuſtand brach eine Scythiſche nation, Ugri genannt/ welche man hernach/ da ſie ſich mit denen in Panno- nien noch uͤbrigen Hunnen vermiſchten/ Hungarn und Ungarn nennete/ uͤber die Don/ in gedachte Landſchafft ein/ unter dem Vorwand/ ſie waͤren von ihren Nachbahrn vertrieben. Sel- Friſing. l. c.bige waren damahls ſo wild/ daß ſie das rohe Fleiſch aſſen und Menſchen-Blut trancken: Jhr Koͤnig nennte ſich Cuſſal, und Arnolph, der ſonſt viel zu thun hatte/ vergoͤnnte ihnen den Sitz in Pannonien/ in der Hoffnung/ ſie ſolten einmahl wieder die Slaven nutzen/ derer Unterthaͤnigkeit vermuthlich nicht gar lang werden wuͤrde. XVII. Der Pabſt Stephanus verließ im Monat May des daß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0030" n="20"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Roͤmiſches</hi></fw><lb/> tul uͤber Weſt-Franckreich gleichfals annahm. Der Pabſt<lb/><hi rendition="#aq">Stephanus</hi> war hierbey mit ſeines <hi rendition="#aq">Guidonis</hi> Gluͤck ſonderlich<lb/> wohl vergnuͤget/ beruffte ihn auch nach Rom/ und kroͤhnte ihn<lb/> im <hi rendition="#aq">Februario</hi> gar zum Kaͤyſer/ eben/ als haͤtte es bloß in ſeiner<lb/> Macht geſtanden/ dieſe von gantz Europa erkannte Wuͤrde dem<lb/> Caroliniſchen Geſchlecht zu entwenden. Jndeſſen hatte ſich<lb/> Arnolph mit denen <hi rendition="#aq">Slaven,</hi> die umb dieſe Zeit ſich auch in Pan-<lb/> nonien (ietzo dem weſtlichen Theil von Ungarn) feſt geſetzet hat-<lb/> ten/ faſt muͤde geſtritten; denn ob er ſich wohl wieder ſie vortref-<lb/> lich gehalten/ wurde doch/ durch ſtetige <hi rendition="#aq">migrationes,</hi> ihre Anzahl<lb/> immer groͤſſer/ daher er ſich endlich mit ihnen verglich. Es war<lb/> unter ihnen damahls inſonderheit <hi rendition="#aq">Zuentebolc,</hi> oder <hi rendition="#aq">Zuentebald</hi><lb/> beruͤhmt/ welcher die Pohlen und Boͤhmen beherrſchte/ und/ weil<lb/> er das von Carl dem Großen zum Roͤmiſchen Reich gebrachte<lb/> Maͤhren beſaß/ ſich einen Koͤnig von Maͤhren nennen ließ. Mit<lb/> dieſem ließ ſich <hi rendition="#aq">Arnolph</hi> inſonderheit in gutes Vernehmen<lb/> ein/ weil er ſich zu der Chriſtlichen Religion bekennete/ nennte<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Friſing. Lib.<lb/> VI. c.</hi> 11.</note>auch einen ſeiner Soͤhne nach ihm; hinwieder erkannte ihn dieſer<lb/><hi rendition="#aq">Slavi</hi>ſche Fuͤrſt eine Zeitlang vor ſeinen Oberherren/ und ward<lb/> von ihm zum erſten Hertzog in Boͤhmen auff deutſche Art beſtaͤ-<lb/> tiget. Bey ſolchem Zuſtand brach eine <hi rendition="#aq">Scythi</hi>ſche <hi rendition="#aq">nation, Ugri</hi><lb/> genannt/ welche man hernach/ da ſie ſich mit denen in Panno-<lb/> nien noch uͤbrigen Hunnen vermiſchten/ Hungarn und Ungarn<lb/> nennete/ uͤber die Don/ in gedachte Landſchafft ein/ unter dem<lb/> Vorwand/ ſie waͤren von ihren Nachbahrn vertrieben. Sel-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Friſing. l. c.</hi></note>bige waren damahls ſo wild/ daß ſie das rohe Fleiſch aſſen und<lb/> Menſchen-Blut trancken: Jhr Koͤnig nennte ſich <hi rendition="#aq">Cuſſal,</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Arnolph,</hi> der ſonſt viel zu thun hatte/ vergoͤnnte ihnen den Sitz<lb/> in Pannonien/ in der Hoffnung/ ſie ſolten einmahl wieder die<lb/><hi rendition="#aq">Slav</hi>en nutzen/ derer Unterthaͤnigkeit vermuthlich nicht gar lang<lb/> werden wuͤrde.</p> <note place="left"><hi rendition="#aq">A.</hi> 891.</note> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">XVII.</hi> </head><lb/> <p>Der Pabſt <hi rendition="#aq">Stephanus</hi> verließ im Monat May des<lb/> Jahrs 891. dieſes Zeitliche/ nachdem er den Ubermuth des Roͤ-<lb/> miſchen Stuhls ſehr hoch getrieben/ und ein <hi rendition="#aq">Decret</hi> gemacht/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [20/0030]
Roͤmiſches
tul uͤber Weſt-Franckreich gleichfals annahm. Der Pabſt
Stephanus war hierbey mit ſeines Guidonis Gluͤck ſonderlich
wohl vergnuͤget/ beruffte ihn auch nach Rom/ und kroͤhnte ihn
im Februario gar zum Kaͤyſer/ eben/ als haͤtte es bloß in ſeiner
Macht geſtanden/ dieſe von gantz Europa erkannte Wuͤrde dem
Caroliniſchen Geſchlecht zu entwenden. Jndeſſen hatte ſich
Arnolph mit denen Slaven, die umb dieſe Zeit ſich auch in Pan-
nonien (ietzo dem weſtlichen Theil von Ungarn) feſt geſetzet hat-
ten/ faſt muͤde geſtritten; denn ob er ſich wohl wieder ſie vortref-
lich gehalten/ wurde doch/ durch ſtetige migrationes, ihre Anzahl
immer groͤſſer/ daher er ſich endlich mit ihnen verglich. Es war
unter ihnen damahls inſonderheit Zuentebolc, oder Zuentebald
beruͤhmt/ welcher die Pohlen und Boͤhmen beherrſchte/ und/ weil
er das von Carl dem Großen zum Roͤmiſchen Reich gebrachte
Maͤhren beſaß/ ſich einen Koͤnig von Maͤhren nennen ließ. Mit
dieſem ließ ſich Arnolph inſonderheit in gutes Vernehmen
ein/ weil er ſich zu der Chriſtlichen Religion bekennete/ nennte
auch einen ſeiner Soͤhne nach ihm; hinwieder erkannte ihn dieſer
Slaviſche Fuͤrſt eine Zeitlang vor ſeinen Oberherren/ und ward
von ihm zum erſten Hertzog in Boͤhmen auff deutſche Art beſtaͤ-
tiget. Bey ſolchem Zuſtand brach eine Scythiſche nation, Ugri
genannt/ welche man hernach/ da ſie ſich mit denen in Panno-
nien noch uͤbrigen Hunnen vermiſchten/ Hungarn und Ungarn
nennete/ uͤber die Don/ in gedachte Landſchafft ein/ unter dem
Vorwand/ ſie waͤren von ihren Nachbahrn vertrieben. Sel-
bige waren damahls ſo wild/ daß ſie das rohe Fleiſch aſſen und
Menſchen-Blut trancken: Jhr Koͤnig nennte ſich Cuſſal, und
Arnolph, der ſonſt viel zu thun hatte/ vergoͤnnte ihnen den Sitz
in Pannonien/ in der Hoffnung/ ſie ſolten einmahl wieder die
Slaven nutzen/ derer Unterthaͤnigkeit vermuthlich nicht gar lang
werden wuͤrde.
Friſing. Lib.
VI. c. 11.
Friſing. l. c.
XVII.
Der Pabſt Stephanus verließ im Monat May des
Jahrs 891. dieſes Zeitliche/ nachdem er den Ubermuth des Roͤ-
miſchen Stuhls ſehr hoch getrieben/ und ein Decret gemacht/
daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/30 |
Zitationshilfe: | Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/30>, abgerufen am 29.07.2024. |