Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Intriguen.
auff seiner Seite/ und Johannes die Florentiner; dieser verstarb
aber gar bald/ und zu Costnitz wehlte man von neuen den Cardi-
nal Columna oder Colonna, unter dem Nahmen Martini V,
in Hoffnung/ daß er insonderheit denen Römern/ seinen Lands-
leuten/ gefallen solte. Jn Spanien verstarb Benedictus auch/
und ob wohl seine 2. übrigen Cardinäle einen andern Spanier
wehlten/ resignirte doch dieser auch gutwillig: Und ward also die-
ses grosse Schisma geendiget/ bey welchen unglaubliche Intri-
guen
auff seiten der Päbste und Cardinäle vorgelauffen/ welche
der bekannte Ludwig Maimbourg in einen besondern
Buch hiervon ausführlich beschrieben hat. Jndessen aber sind
die Streitigkeiten zwischen denen factionen der Ursiner und
Columnen zu Rom/ insonderheit zwischen Paulo Ursini und Jo.
Colonna,
beständig fortgesetzet worden.

Gleichwie nun die letzt erzehlten Händel biß in das funffze-
hende Seculum gelauffen/ also hat es auch dem Uberrest dessel-
ben nicht hieran ermangelt. Eugenius IV, folgte Martino,
welcher mit der Colonnischen faction viel zu thun bekam/ weil
man ihn in dem Verdacht hielte/ als wolte er sie gar ausrotten;
Daher diese einen öffentlichen Krieg mit ihm anfinge; Er ver-
hielte sich auch in Kirchen-Sachen also/ daß das Concilium
zu Basel ihn absetzte/ und Amedeum, Hertzogen zu Savoyen/
unter Felicis Nahmen wieder ihn wehlte. Jener aber/ nebst
seinem Nachfolger Nicolao V. erhielt sich in Jtalien durch viele
politische Künste/ und Felix tratt gutwillig ab/ nachdem Euge-
nius
zuvor die Frantzosen das Concilium zu Basel mit gewaff-
neter Hand zu überfallen auffgehetzet hatte/ welche aber von de-
nen Schweitzern übel abgewiesen wurden. Weil nun umb sel-
be Zeit die Spanier auch in Jtalien selbst sehr mächtig wurden/
haben wir von nun an auch eine Spanische faction unter denen
Cardinälen/ welche sich der Frantzösischen beständig entgegen
gesetzet hat. Diese brachte nach Nicolai Todt Calixtum III.
einen Spanier aus dem Hauße Borgia, auffdem Stuhl/ wel-
chem der bekannte Aeneas Sylvius, oder Pius II. und diesem

Pau-
O

Intriguen.
auff ſeiner Seite/ und Johannes die Florentiner; dieſer verſtarb
aber gar bald/ und zu Coſtnitz wehlte man von neuen den Cardi-
nal Columna oder Colonna, unter dem Nahmen Martini V,
in Hoffnung/ daß er inſonderheit denen Roͤmern/ ſeinen Lands-
leuten/ gefallen ſolte. Jn Spanien verſtarb Benedictus auch/
und ob wohl ſeine 2. uͤbrigen Cardinaͤle einen andern Spanier
wehlten/ reſignirte doch dieſer auch gutwillig: Und ward alſo die-
ſes groſſe Schiſma geendiget/ bey welchen unglaubliche Intri-
guen
auff ſeiten der Paͤbſte und Cardinaͤle vorgelauffen/ welche
der bekannte Ludwig Maimbourg in einen beſondern
Buch hiervon ausfuͤhrlich beſchrieben hat. Jndeſſen aber ſind
die Streitigkeiten zwiſchen denen factionen der Urſiner und
Columnen zu Rom/ inſonderheit zwiſchen Paulo Urſini und Jo.
Colonna,
beſtaͤndig fortgeſetzet worden.

Gleichwie nun die letzt erzehlten Haͤndel biß in das funffze-
hende Seculum gelauffen/ alſo hat es auch dem Uberreſt deſſel-
ben nicht hieran ermangelt. Eugenius IV, folgte Martino,
welcher mit der Colonniſchen faction viel zu thun bekam/ weil
man ihn in dem Verdacht hielte/ als wolte er ſie gar ausrotten;
Daher dieſe einen oͤffentlichen Krieg mit ihm anfinge; Er ver-
hielte ſich auch in Kirchen-Sachen alſo/ daß das Concilium
zu Baſel ihn abſetzte/ und Amedeum, Hertzogen zu Savoyen/
unter Felicis Nahmen wieder ihn wehlte. Jener aber/ nebſt
ſeinem Nachfolger Nicolao V. erhielt ſich in Jtalien durch viele
politiſche Kuͤnſte/ und Felix tratt gutwillig ab/ nachdem Euge-
nius
zuvor die Frantzoſen das Concilium zu Baſel mit gewaff-
neter Hand zu uͤberfallen auffgehetzet hatte/ welche aber von de-
nen Schweitzern uͤbel abgewieſen wurden. Weil nun umb ſel-
be Zeit die Spanier auch in Jtalien ſelbſt ſehr maͤchtig wurden/
haben wir von nun an auch eine Spaniſche faction unter denen
Cardinaͤlen/ welche ſich der Frantzoͤſiſchen beſtaͤndig entgegen
geſetzet hat. Dieſe brachte nach Nicolai Todt Calixtum III.
einen Spanier aus dem Hauße Borgia, auffdem Stuhl/ wel-
chem der bekannte Aeneas Sylvius, oder Pius II. und dieſem

Pau-
O
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0115" n="105"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Intriguen.</hi></fw><lb/>
auff &#x017F;einer Seite/ und Johannes die Florentiner; die&#x017F;er ver&#x017F;tarb<lb/>
aber gar bald/ und zu Co&#x017F;tnitz wehlte man von neuen den Cardi-<lb/>
nal <hi rendition="#aq">Columna</hi> oder <hi rendition="#aq">Colonna,</hi> unter dem Nahmen <hi rendition="#aq">Martini V,</hi><lb/>
in Hoffnung/ daß er in&#x017F;onderheit denen Ro&#x0364;mern/ &#x017F;einen Lands-<lb/>
leuten/ gefallen &#x017F;olte. Jn Spanien ver&#x017F;tarb <hi rendition="#aq">Benedictus</hi> auch/<lb/>
und ob wohl &#x017F;eine 2. u&#x0364;brigen Cardina&#x0364;le einen andern Spanier<lb/>
wehlten/ <hi rendition="#aq">re&#x017F;ignir</hi>te doch die&#x017F;er auch gutwillig: Und ward al&#x017F;o die-<lb/>
&#x017F;es gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Schi&#x017F;ma</hi> geendiget/ bey welchen unglaubliche <hi rendition="#aq">Intri-<lb/>
guen</hi> auff &#x017F;eiten der Pa&#x0364;b&#x017F;te und Cardina&#x0364;le vorgelauffen/ welche<lb/>
der bekannte Ludwig <hi rendition="#aq">Maimbourg</hi> in einen be&#x017F;ondern<lb/>
Buch hiervon ausfu&#x0364;hrlich be&#x017F;chrieben hat. Jnde&#x017F;&#x017F;en aber &#x017F;ind<lb/>
die Streitigkeiten zwi&#x017F;chen denen <hi rendition="#aq">faction</hi>en der Ur&#x017F;iner und<lb/>
Columnen zu Rom/ in&#x017F;onderheit zwi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Paulo Ur&#x017F;ini</hi> und <hi rendition="#aq">Jo.<lb/>
Colonna,</hi> be&#x017F;ta&#x0364;ndig fortge&#x017F;etzet worden.</p><lb/>
          <p>Gleichwie nun die letzt erzehlten Ha&#x0364;ndel biß in das funffze-<lb/>
hende <hi rendition="#aq">Seculum</hi> gelauffen/ al&#x017F;o hat es auch dem Uberre&#x017F;t de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
ben nicht hieran ermangelt. <hi rendition="#aq">Eugenius IV,</hi> folgte <hi rendition="#aq">Martino,</hi><lb/>
welcher mit der Colonni&#x017F;chen <hi rendition="#aq">faction</hi> viel zu thun bekam/ weil<lb/>
man ihn in dem Verdacht hielte/ als wolte er &#x017F;ie gar ausrotten;<lb/>
Daher die&#x017F;e einen o&#x0364;ffentlichen Krieg mit ihm anfinge; Er ver-<lb/>
hielte &#x017F;ich auch in Kirchen-Sachen al&#x017F;o/ daß das <hi rendition="#aq">Concilium</hi><lb/>
zu Ba&#x017F;el ihn ab&#x017F;etzte/ und <hi rendition="#aq">Amedeum,</hi> Hertzogen zu Savoyen/<lb/>
unter <hi rendition="#aq">Felicis</hi> Nahmen wieder ihn wehlte. Jener aber/ neb&#x017F;t<lb/>
&#x017F;einem Nachfolger <hi rendition="#aq">Nicolao V.</hi> erhielt &#x017F;ich in Jtalien durch viele<lb/>
politi&#x017F;che Ku&#x0364;n&#x017F;te/ und <hi rendition="#aq">Felix</hi> tratt gutwillig ab/ nachdem <hi rendition="#aq">Euge-<lb/>
nius</hi> zuvor die Frantzo&#x017F;en das <hi rendition="#aq">Concilium</hi> zu Ba&#x017F;el mit gewaff-<lb/>
neter Hand zu u&#x0364;berfallen auffgehetzet hatte/ welche aber von de-<lb/>
nen Schweitzern u&#x0364;bel abgewie&#x017F;en wurden. Weil nun umb &#x017F;el-<lb/>
be Zeit die Spanier auch in Jtalien &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ehr ma&#x0364;chtig wurden/<lb/>
haben wir von nun an auch eine Spani&#x017F;che <hi rendition="#aq">faction</hi> unter denen<lb/>
Cardina&#x0364;len/ welche &#x017F;ich der Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen be&#x017F;ta&#x0364;ndig entgegen<lb/>
ge&#x017F;etzet hat. Die&#x017F;e brachte nach <hi rendition="#aq">Nicolai</hi> Todt <hi rendition="#aq">Calixtum III.</hi><lb/>
einen Spanier aus dem Hauße <hi rendition="#aq">Borgia,</hi> auffdem Stuhl/ wel-<lb/>
chem der bekannte <hi rendition="#aq">Aeneas Sylvius,</hi> oder <hi rendition="#aq">Pius II.</hi> und die&#x017F;em<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O</fw><fw place="bottom" type="catch">Pau-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0115] Intriguen. auff ſeiner Seite/ und Johannes die Florentiner; dieſer verſtarb aber gar bald/ und zu Coſtnitz wehlte man von neuen den Cardi- nal Columna oder Colonna, unter dem Nahmen Martini V, in Hoffnung/ daß er inſonderheit denen Roͤmern/ ſeinen Lands- leuten/ gefallen ſolte. Jn Spanien verſtarb Benedictus auch/ und ob wohl ſeine 2. uͤbrigen Cardinaͤle einen andern Spanier wehlten/ reſignirte doch dieſer auch gutwillig: Und ward alſo die- ſes groſſe Schiſma geendiget/ bey welchen unglaubliche Intri- guen auff ſeiten der Paͤbſte und Cardinaͤle vorgelauffen/ welche der bekannte Ludwig Maimbourg in einen beſondern Buch hiervon ausfuͤhrlich beſchrieben hat. Jndeſſen aber ſind die Streitigkeiten zwiſchen denen factionen der Urſiner und Columnen zu Rom/ inſonderheit zwiſchen Paulo Urſini und Jo. Colonna, beſtaͤndig fortgeſetzet worden. Gleichwie nun die letzt erzehlten Haͤndel biß in das funffze- hende Seculum gelauffen/ alſo hat es auch dem Uberreſt deſſel- ben nicht hieran ermangelt. Eugenius IV, folgte Martino, welcher mit der Colonniſchen faction viel zu thun bekam/ weil man ihn in dem Verdacht hielte/ als wolte er ſie gar ausrotten; Daher dieſe einen oͤffentlichen Krieg mit ihm anfinge; Er ver- hielte ſich auch in Kirchen-Sachen alſo/ daß das Concilium zu Baſel ihn abſetzte/ und Amedeum, Hertzogen zu Savoyen/ unter Felicis Nahmen wieder ihn wehlte. Jener aber/ nebſt ſeinem Nachfolger Nicolao V. erhielt ſich in Jtalien durch viele politiſche Kuͤnſte/ und Felix tratt gutwillig ab/ nachdem Euge- nius zuvor die Frantzoſen das Concilium zu Baſel mit gewaff- neter Hand zu uͤberfallen auffgehetzet hatte/ welche aber von de- nen Schweitzern uͤbel abgewieſen wurden. Weil nun umb ſel- be Zeit die Spanier auch in Jtalien ſelbſt ſehr maͤchtig wurden/ haben wir von nun an auch eine Spaniſche faction unter denen Cardinaͤlen/ welche ſich der Frantzoͤſiſchen beſtaͤndig entgegen geſetzet hat. Dieſe brachte nach Nicolai Todt Calixtum III. einen Spanier aus dem Hauße Borgia, auffdem Stuhl/ wel- chem der bekannte Aeneas Sylvius, oder Pius II. und dieſem Pau- O

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/115
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/115>, abgerufen am 25.11.2024.