Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.was ich angefangen habe, den göttlichen Segen gehabt hätte und gewiß muß man das anerkennen, ich wenigstens erkenne es an. Aber ich glaube auch sagen zu dürfen, daß dem göttlichen Segen zur Seite immer die menschliche Ueberlegung und das Rechnen gieng. Gewiß habe ich auch derbe Rechenfehler gemacht und mich sehr häufig verrechnet, aber die ganze Diaconissenschule, die unter mir verwachsen ist, wird sich doch gewiß auch als eine Rechenschule und als eine Schule der Verwaltung äußerer Angelegenheiten erkennen laßen. Wie lange wird es noch dauern, so werde ich, was das Rechnen anlangt, als ein Invalide betrachtet werden können, aber der Herr war denn doch auch mit meinem Rechenstifte und mit meinem Kalkul und viele, die mich heute überschauen und überrechnen, sind, wenn nicht meine Nachfolger, so doch meine Mitberather und Mitthäter gewesen. Wenn man jetzt Conferenz hält, so übermag mich zuweilen manche geringe Diaconissin, und ich horche auf sie, verwundert, wie gescheut sie geworden ist, und doch ärgere ich mich zuweilen weidlich über ihr größeres Geschick, und daß sie so gar nicht mehr daran denkt, daß sie außer dem Einmaleins und den vier Species am Ende doch Alles von einem hat, der ihr jetzt bereits so überflüßig und unnütz geworden ist. Auf dem Wege meiner Lebensführung, meines Amtes und meiner eigenen practischen Thätigkeit bin ich zu diesem Selbstruhm gekommen, an den ich früherhin gewiß nicht gedacht und den ich nicht gewollt habe. Es hat so kommen müßen, aber ich habe gewissermaßen von alle dem nichts gehabt und bei alle dem nichts gesucht. Weil ich denn einmal so in's Rühmen gekommen bin, so will ich, damit mir von meinem Verdienst gewiß kein Jota überbleibe, auf noch etwas hinweisen. Dettelsau ist ein armer Ort, und wenn auch mancher Bau und manches was ich angefangen habe, den göttlichen Segen gehabt hätte und gewiß muß man das anerkennen, ich wenigstens erkenne es an. Aber ich glaube auch sagen zu dürfen, daß dem göttlichen Segen zur Seite immer die menschliche Ueberlegung und das Rechnen gieng. Gewiß habe ich auch derbe Rechenfehler gemacht und mich sehr häufig verrechnet, aber die ganze Diaconissenschule, die unter mir verwachsen ist, wird sich doch gewiß auch als eine Rechenschule und als eine Schule der Verwaltung äußerer Angelegenheiten erkennen laßen. Wie lange wird es noch dauern, so werde ich, was das Rechnen anlangt, als ein Invalide betrachtet werden können, aber der Herr war denn doch auch mit meinem Rechenstifte und mit meinem Kalkul und viele, die mich heute überschauen und überrechnen, sind, wenn nicht meine Nachfolger, so doch meine Mitberather und Mitthäter gewesen. Wenn man jetzt Conferenz hält, so übermag mich zuweilen manche geringe Diaconissin, und ich horche auf sie, verwundert, wie gescheut sie geworden ist, und doch ärgere ich mich zuweilen weidlich über ihr größeres Geschick, und daß sie so gar nicht mehr daran denkt, daß sie außer dem Einmaleins und den vier Species am Ende doch Alles von einem hat, der ihr jetzt bereits so überflüßig und unnütz geworden ist. Auf dem Wege meiner Lebensführung, meines Amtes und meiner eigenen practischen Thätigkeit bin ich zu diesem Selbstruhm gekommen, an den ich früherhin gewiß nicht gedacht und den ich nicht gewollt habe. Es hat so kommen müßen, aber ich habe gewissermaßen von alle dem nichts gehabt und bei alle dem nichts gesucht. Weil ich denn einmal so in’s Rühmen gekommen bin, so will ich, damit mir von meinem Verdienst gewiß kein Jota überbleibe, auf noch etwas hinweisen. Dettelsau ist ein armer Ort, und wenn auch mancher Bau und manches <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0093" n="93"/> was ich angefangen habe, den göttlichen Segen gehabt hätte und gewiß muß man das anerkennen, ich wenigstens erkenne es an. Aber ich glaube auch sagen zu dürfen, daß dem göttlichen Segen zur Seite immer die menschliche Ueberlegung und das Rechnen gieng. Gewiß habe ich auch derbe Rechenfehler gemacht und mich sehr häufig verrechnet, aber die ganze Diaconissenschule, die unter mir verwachsen ist, wird sich doch gewiß auch als eine <hi rendition="#g">Rechenschule</hi> und als eine <hi rendition="#g">Schule der Verwaltung äußerer Angelegenheiten</hi> erkennen laßen. 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was ich angefangen habe, den göttlichen Segen gehabt hätte und gewiß muß man das anerkennen, ich wenigstens erkenne es an. Aber ich glaube auch sagen zu dürfen, daß dem göttlichen Segen zur Seite immer die menschliche Ueberlegung und das Rechnen gieng. Gewiß habe ich auch derbe Rechenfehler gemacht und mich sehr häufig verrechnet, aber die ganze Diaconissenschule, die unter mir verwachsen ist, wird sich doch gewiß auch als eine Rechenschule und als eine Schule der Verwaltung äußerer Angelegenheiten erkennen laßen. Wie lange wird es noch dauern, so werde ich, was das Rechnen anlangt, als ein Invalide betrachtet werden können, aber der Herr war denn doch auch mit meinem Rechenstifte und mit meinem Kalkul und viele, die mich heute überschauen und überrechnen, sind, wenn nicht meine Nachfolger, so doch meine Mitberather und Mitthäter gewesen. Wenn man jetzt Conferenz hält, so übermag mich zuweilen manche geringe Diaconissin, und ich horche auf sie, verwundert, wie gescheut sie geworden ist, und doch ärgere ich mich zuweilen weidlich über ihr größeres Geschick, und daß sie so gar nicht mehr daran denkt, daß sie außer dem Einmaleins und den vier Species am Ende doch Alles von einem hat, der ihr jetzt bereits so überflüßig und unnütz geworden ist.
Auf dem Wege meiner Lebensführung, meines Amtes und meiner eigenen practischen Thätigkeit bin ich zu diesem Selbstruhm gekommen, an den ich früherhin gewiß nicht gedacht und den ich nicht gewollt habe. Es hat so kommen müßen, aber ich habe gewissermaßen von alle dem nichts gehabt und bei alle dem nichts gesucht.
Weil ich denn einmal so in’s Rühmen gekommen bin, so will ich, damit mir von meinem Verdienst gewiß kein Jota überbleibe, auf noch etwas hinweisen. Dettelsau ist ein armer Ort, und wenn auch mancher Bau und manches
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