Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.liegt alles an Personen und nicht an den Gebäuden, daß man von allem Anfang an jede andere Rücksicht dem Zusammenfinden der Personen unterordnen muß. Von diesem Gesichtspunkt aus sind große Fonds großen Gebäuden vorzuziehen. Die Gebäude der älteren Waisenanstalten sind großen Theils große Denkmale ihrer Stifter geworden, in denen kein Leben mehr haust. Große Fonds aber laßen sich überall hin leiten und können überall ihre Wirkung beginnen, wo man die Persönlichkeiten findet. 13. Von den vorausstehenden allgemeinen Grundsätzen giengen eine Anzahl von Pfarrern und christlichen Frauen aus, als sie den Entschluß faßten, vorbehaltlich der Genehmigung unserer Obrigkeit, die Nr. 1-5 genannten Zwecke durch Gottes Barmherzigkeit sich zum Ziele einer gemeinsamen Thätigkeit zu stecken. 14. Ihr Gedanke wäre, einen Frauenverein für weibliche Diaconie zu gründen, dessen Wirkungskreis das lutherische Bayern, dessen Anfangspunkt die Gründung eines lutherischen Spitals und einer damit verbundenen Diaconissenanstalt, dessen Fortgangspunkt vielleicht die Uebernahme der Bedienung der kleineren und größeren Spitäler etc., dessen liebstes Ziel Bildung der weiblichen Jugend des Landes zum Dienste JEsu in der leidenden Menschheit wäre. 15. Die Vorsteherinnen für Spital und Diaconissenanstalt sind vorhanden, einige schon ausgebildete, der lutherischen Kirche angehörige Diaconissen werden kaum fehlen, - eine große Betheiligung christlicher Frauen ist zu hoffen, - an männlichem Beistand namentlich von Pfarrern und Seelsorgern, mangelt es nicht. 16. Der Natur der Sache und ihrer Entstehung gemäß ist es, wenn es von Seiten der Obrigkeit keinen Anstand findet, die Wirksamkeit in Neuendettelsau beginnen zu laßen und zwar 1. mit einer kleinen Anstalt für weibliche Angefochtene, So wie Neuendettelsau der naturgemäße Ort für die Ausgeburt und erste Formung der Sache ist, so sind dort die genannten Zwecke gegeben. Anschließen könnte sich jede andere Thätigkeit, also die Pflege anderer leiblich oder geistig Erkrankter etc. Es könnte aus dem Anfang ein Spital hervorwachsen, wie wir es wünschen, und daran sich eine Bildungsanstalt anschließen.
2. mit einer kleinen Anstalt für schwachsinnige Kinder. liegt alles an Personen und nicht an den Gebäuden, daß man von allem Anfang an jede andere Rücksicht dem Zusammenfinden der Personen unterordnen muß. Von diesem Gesichtspunkt aus sind große Fonds großen Gebäuden vorzuziehen. Die Gebäude der älteren Waisenanstalten sind großen Theils große Denkmale ihrer Stifter geworden, in denen kein Leben mehr haust. Große Fonds aber laßen sich überall hin leiten und können überall ihre Wirkung beginnen, wo man die Persönlichkeiten findet. 13. Von den vorausstehenden allgemeinen Grundsätzen giengen eine Anzahl von Pfarrern und christlichen Frauen aus, als sie den Entschluß faßten, vorbehaltlich der Genehmigung unserer Obrigkeit, die Nr. 1–5 genannten Zwecke durch Gottes Barmherzigkeit sich zum Ziele einer gemeinsamen Thätigkeit zu stecken. 14. Ihr Gedanke wäre, einen Frauenverein für weibliche Diaconie zu gründen, dessen Wirkungskreis das lutherische Bayern, dessen Anfangspunkt die Gründung eines lutherischen Spitals und einer damit verbundenen Diaconissenanstalt, dessen Fortgangspunkt vielleicht die Uebernahme der Bedienung der kleineren und größeren Spitäler etc., dessen liebstes Ziel Bildung der weiblichen Jugend des Landes zum Dienste JEsu in der leidenden Menschheit wäre. 15. Die Vorsteherinnen für Spital und Diaconissenanstalt sind vorhanden, einige schon ausgebildete, der lutherischen Kirche angehörige Diaconissen werden kaum fehlen, – eine große Betheiligung christlicher Frauen ist zu hoffen, – an männlichem Beistand namentlich von Pfarrern und Seelsorgern, mangelt es nicht. 16. Der Natur der Sache und ihrer Entstehung gemäß ist es, wenn es von Seiten der Obrigkeit keinen Anstand findet, die Wirksamkeit in Neuendettelsau beginnen zu laßen und zwar 1. mit einer kleinen Anstalt für weibliche Angefochtene, So wie Neuendettelsau der naturgemäße Ort für die Ausgeburt und erste Formung der Sache ist, so sind dort die genannten Zwecke gegeben. Anschließen könnte sich jede andere Thätigkeit, also die Pflege anderer leiblich oder geistig Erkrankter etc. Es könnte aus dem Anfang ein Spital hervorwachsen, wie wir es wünschen, und daran sich eine Bildungsanstalt anschließen.
2. mit einer kleinen Anstalt für schwachsinnige Kinder. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="26"/> liegt alles an Personen und nicht an den Gebäuden, daß man von allem Anfang an jede andere Rücksicht dem Zusammenfinden der Personen unterordnen muß. Von diesem Gesichtspunkt aus sind große Fonds großen Gebäuden vorzuziehen. Die Gebäude der älteren Waisenanstalten sind großen Theils große Denkmale ihrer Stifter geworden, in denen kein Leben mehr haust. Große Fonds aber laßen sich überall hin leiten und können überall ihre Wirkung beginnen, wo man die Persönlichkeiten findet.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>13. Von den vorausstehenden allgemeinen Grundsätzen giengen eine Anzahl von Pfarrern und christlichen Frauen aus, als sie den Entschluß faßten, vorbehaltlich der Genehmigung unserer Obrigkeit, die Nr. 1–5 genannten Zwecke durch Gottes Barmherzigkeit sich zum Ziele einer gemeinsamen Thätigkeit zu stecken.</p> <p>14. Ihr Gedanke wäre, einen Frauenverein für weibliche Diaconie zu gründen, dessen Wirkungskreis das lutherische Bayern, dessen Anfangspunkt die Gründung eines lutherischen Spitals und einer damit verbundenen Diaconissenanstalt, dessen Fortgangspunkt vielleicht die Uebernahme der Bedienung der kleineren und größeren Spitäler etc., dessen liebstes Ziel Bildung der weiblichen Jugend des Landes zum Dienste JEsu in der leidenden Menschheit wäre.</p> <p>15. Die Vorsteherinnen für Spital und Diaconissenanstalt sind vorhanden, einige schon ausgebildete, der lutherischen Kirche angehörige Diaconissen werden kaum fehlen, – eine große Betheiligung christlicher Frauen ist zu hoffen, – an männlichem Beistand namentlich von Pfarrern und Seelsorgern, mangelt es nicht.</p> <p>16. Der Natur der Sache und ihrer Entstehung gemäß ist es, wenn es von Seiten der Obrigkeit keinen Anstand findet, die Wirksamkeit in Neuendettelsau beginnen zu laßen und zwar<lb/><list><item>1. mit einer kleinen Anstalt für weibliche Angefochtene,</item><lb/><item>2. mit einer kleinen Anstalt für schwachsinnige Kinder.</item><lb/></list> So wie Neuendettelsau der naturgemäße <hi rendition="#g">Ort</hi> für die Ausgeburt und erste Formung der Sache ist, so sind dort die genannten Zwecke <hi rendition="#g">gegeben</hi>. Anschließen könnte sich <hi rendition="#g">jede andere Thätigkeit</hi>, also die Pflege anderer leiblich oder geistig Erkrankter etc. Es könnte aus dem Anfang ein <hi rendition="#g">Spital</hi> hervorwachsen, wie wir es wünschen, und daran sich eine Bildungsanstalt anschließen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0026]
liegt alles an Personen und nicht an den Gebäuden, daß man von allem Anfang an jede andere Rücksicht dem Zusammenfinden der Personen unterordnen muß. Von diesem Gesichtspunkt aus sind große Fonds großen Gebäuden vorzuziehen. Die Gebäude der älteren Waisenanstalten sind großen Theils große Denkmale ihrer Stifter geworden, in denen kein Leben mehr haust. Große Fonds aber laßen sich überall hin leiten und können überall ihre Wirkung beginnen, wo man die Persönlichkeiten findet.
13. Von den vorausstehenden allgemeinen Grundsätzen giengen eine Anzahl von Pfarrern und christlichen Frauen aus, als sie den Entschluß faßten, vorbehaltlich der Genehmigung unserer Obrigkeit, die Nr. 1–5 genannten Zwecke durch Gottes Barmherzigkeit sich zum Ziele einer gemeinsamen Thätigkeit zu stecken.
14. Ihr Gedanke wäre, einen Frauenverein für weibliche Diaconie zu gründen, dessen Wirkungskreis das lutherische Bayern, dessen Anfangspunkt die Gründung eines lutherischen Spitals und einer damit verbundenen Diaconissenanstalt, dessen Fortgangspunkt vielleicht die Uebernahme der Bedienung der kleineren und größeren Spitäler etc., dessen liebstes Ziel Bildung der weiblichen Jugend des Landes zum Dienste JEsu in der leidenden Menschheit wäre.
15. Die Vorsteherinnen für Spital und Diaconissenanstalt sind vorhanden, einige schon ausgebildete, der lutherischen Kirche angehörige Diaconissen werden kaum fehlen, – eine große Betheiligung christlicher Frauen ist zu hoffen, – an männlichem Beistand namentlich von Pfarrern und Seelsorgern, mangelt es nicht.
16. Der Natur der Sache und ihrer Entstehung gemäß ist es, wenn es von Seiten der Obrigkeit keinen Anstand findet, die Wirksamkeit in Neuendettelsau beginnen zu laßen und zwar
1. mit einer kleinen Anstalt für weibliche Angefochtene,
2. mit einer kleinen Anstalt für schwachsinnige Kinder.
So wie Neuendettelsau der naturgemäße Ort für die Ausgeburt und erste Formung der Sache ist, so sind dort die genannten Zwecke gegeben. Anschließen könnte sich jede andere Thätigkeit, also die Pflege anderer leiblich oder geistig Erkrankter etc. Es könnte aus dem Anfang ein Spital hervorwachsen, wie wir es wünschen, und daran sich eine Bildungsanstalt anschließen.
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Zitationshilfe: | Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/26>, abgerufen am 16.02.2025. |