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Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.

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sein. Die Nr. 1-3 angegebenen Zwecke sind gewiß beifallswerth; aber die eben Nr. 5 angegebenen sind nicht minder in's Auge zu faßen. Wenn wir nicht von den römischen barmherzigen Schwestern überflügelt werden wollen, und wenn wir mit dem auf diesem Felde reich begabten und reich gesegneten Fliedner doch nicht gehen können, weil seine Thätigkeit uniert ist; so bleibt uns nichts übrig, als uns zum Eifer reizen zu laßen und Anstalten zu gründen, in denen wir für die unabweisbaren Bedürfnisse unserer bisher so vielen Miethlingen preisgegebenen Spitäler, unserer Irrenhäuser, Kleinkinderschulen und Missionen in kirchlicher Weise sorgen. Die Zwecke Nr. 1-3 gehen wesentlich mit den Nr. 5 genannten zusammen; diese geben jenen bei der Ausführung die bestimmte Gestaltung, durch welche die gewünschten Anstalten nur desto anziehender und anerkennenswürdiger werden könnten.

6. Der Mittelpunkt für die Anstalten, von denen wir reden, müßen Spitäler sein. Ohne Spitäler findet die Lehre keine Praxis, und ohne Praxis ist eine Belehrung über den Liebesdienst der Frauen an der leidenden Menschheit kalt und unverständlich.

7. Wollte man nun eine Wirksamkeit, wie sie Nr. 1-5 genannt ist, beginnen; so könnte man suchen, in großen Spitälern, wie sie sich in unsern ersten Städten finden, den Krankendienst zu übernehmen. Allein ganz abgesehen von dem Geist, welcher in größeren Städten die Magistrate, Armenpflegschaftsräthe etc. häufig beseelt, würde man in ein Gewebe von Rücksichten eintreten, welches die noch jugendlichen Bemühungen einschnüren und ein eigenthümliches und naturgemäßes Wachsthum der Sache nicht leicht zulaßen würde. Der Dienst an größeren, schon vorhandenen Spitälern muß wohl Ziel sein, zum Ausgangs- und Anfangspunkt wird er sich kaum eignen.

8. Man könnte auf die kleinen Spitäler in unseren Landstädten das Auge richten. Sie sind meist verkommen und Carricaturen dessen, was sie sein sollten. Die Bevölkerung der größeren Städte ist mit Fürsorge für die Kranken weit beßer versehen, als die der kleinen Städte und des sie umgebenden platten Landes. Es wäre vielleicht die größere Wohlthat, den Dienst in kleinen Spitälern zu übernehmen, neuzugebären, zu organisieren etc. Allein man würde in den kleinen, heruntergekommenen, von ihrem Zwecke ganz abgefallenen Spitälern mit nicht geringeren und wenigeren Hindernissen zu kämpfen haben. Auch würde sich aus einer Anstalt, die ihrem ursprünglichen Zweck gemäß eng und klein angelegt werden mußte,

sein. Die Nr. 1–3 angegebenen Zwecke sind gewiß beifallswerth; aber die eben Nr. 5 angegebenen sind nicht minder in’s Auge zu faßen. Wenn wir nicht von den römischen barmherzigen Schwestern überflügelt werden wollen, und wenn wir mit dem auf diesem Felde reich begabten und reich gesegneten Fliedner doch nicht gehen können, weil seine Thätigkeit uniert ist; so bleibt uns nichts übrig, als uns zum Eifer reizen zu laßen und Anstalten zu gründen, in denen wir für die unabweisbaren Bedürfnisse unserer bisher so vielen Miethlingen preisgegebenen Spitäler, unserer Irrenhäuser, Kleinkinderschulen und Missionen in kirchlicher Weise sorgen. Die Zwecke Nr. 1–3 gehen wesentlich mit den Nr. 5 genannten zusammen; diese geben jenen bei der Ausführung die bestimmte Gestaltung, durch welche die gewünschten Anstalten nur desto anziehender und anerkennenswürdiger werden könnten.

6. Der Mittelpunkt für die Anstalten, von denen wir reden, müßen Spitäler sein. Ohne Spitäler findet die Lehre keine Praxis, und ohne Praxis ist eine Belehrung über den Liebesdienst der Frauen an der leidenden Menschheit kalt und unverständlich.

7. Wollte man nun eine Wirksamkeit, wie sie Nr. 1–5 genannt ist, beginnen; so könnte man suchen, in großen Spitälern, wie sie sich in unsern ersten Städten finden, den Krankendienst zu übernehmen. Allein ganz abgesehen von dem Geist, welcher in größeren Städten die Magistrate, Armenpflegschaftsräthe etc. häufig beseelt, würde man in ein Gewebe von Rücksichten eintreten, welches die noch jugendlichen Bemühungen einschnüren und ein eigenthümliches und naturgemäßes Wachsthum der Sache nicht leicht zulaßen würde. Der Dienst an größeren, schon vorhandenen Spitälern muß wohl Ziel sein, zum Ausgangs- und Anfangspunkt wird er sich kaum eignen.

8. Man könnte auf die kleinen Spitäler in unseren Landstädten das Auge richten. Sie sind meist verkommen und Carricaturen dessen, was sie sein sollten. Die Bevölkerung der größeren Städte ist mit Fürsorge für die Kranken weit beßer versehen, als die der kleinen Städte und des sie umgebenden platten Landes. Es wäre vielleicht die größere Wohlthat, den Dienst in kleinen Spitälern zu übernehmen, neuzugebären, zu organisieren etc. Allein man würde in den kleinen, heruntergekommenen, von ihrem Zwecke ganz abgefallenen Spitälern mit nicht geringeren und wenigeren Hindernissen zu kämpfen haben. Auch würde sich aus einer Anstalt, die ihrem ursprünglichen Zweck gemäß eng und klein angelegt werden mußte,

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[24/0024] sein. Die Nr. 1–3 angegebenen Zwecke sind gewiß beifallswerth; aber die eben Nr. 5 angegebenen sind nicht minder in’s Auge zu faßen. Wenn wir nicht von den römischen barmherzigen Schwestern überflügelt werden wollen, und wenn wir mit dem auf diesem Felde reich begabten und reich gesegneten Fliedner doch nicht gehen können, weil seine Thätigkeit uniert ist; so bleibt uns nichts übrig, als uns zum Eifer reizen zu laßen und Anstalten zu gründen, in denen wir für die unabweisbaren Bedürfnisse unserer bisher so vielen Miethlingen preisgegebenen Spitäler, unserer Irrenhäuser, Kleinkinderschulen und Missionen in kirchlicher Weise sorgen. Die Zwecke Nr. 1–3 gehen wesentlich mit den Nr. 5 genannten zusammen; diese geben jenen bei der Ausführung die bestimmte Gestaltung, durch welche die gewünschten Anstalten nur desto anziehender und anerkennenswürdiger werden könnten. 6. Der Mittelpunkt für die Anstalten, von denen wir reden, müßen Spitäler sein. Ohne Spitäler findet die Lehre keine Praxis, und ohne Praxis ist eine Belehrung über den Liebesdienst der Frauen an der leidenden Menschheit kalt und unverständlich. 7. Wollte man nun eine Wirksamkeit, wie sie Nr. 1–5 genannt ist, beginnen; so könnte man suchen, in großen Spitälern, wie sie sich in unsern ersten Städten finden, den Krankendienst zu übernehmen. Allein ganz abgesehen von dem Geist, welcher in größeren Städten die Magistrate, Armenpflegschaftsräthe etc. häufig beseelt, würde man in ein Gewebe von Rücksichten eintreten, welches die noch jugendlichen Bemühungen einschnüren und ein eigenthümliches und naturgemäßes Wachsthum der Sache nicht leicht zulaßen würde. Der Dienst an größeren, schon vorhandenen Spitälern muß wohl Ziel sein, zum Ausgangs- und Anfangspunkt wird er sich kaum eignen. 8. Man könnte auf die kleinen Spitäler in unseren Landstädten das Auge richten. Sie sind meist verkommen und Carricaturen dessen, was sie sein sollten. Die Bevölkerung der größeren Städte ist mit Fürsorge für die Kranken weit beßer versehen, als die der kleinen Städte und des sie umgebenden platten Landes. Es wäre vielleicht die größere Wohlthat, den Dienst in kleinen Spitälern zu übernehmen, neuzugebären, zu organisieren etc. Allein man würde in den kleinen, heruntergekommenen, von ihrem Zwecke ganz abgefallenen Spitälern mit nicht geringeren und wenigeren Hindernissen zu kämpfen haben. Auch würde sich aus einer Anstalt, die ihrem ursprünglichen Zweck gemäß eng und klein angelegt werden mußte,

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/24>, abgerufen am 24.11.2024.