Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

Syphilis und haben bisher immer Siegeskräfte davon gespürt und es leichter überwunden, als z. B. die Faulheit und Trägheit, welche die Magdalene so oftmals kennzeichnet. Mit alledem haben wir nichts angestrebt, als eine wahre Darstellung des hiesigen Magdaleniums, und wenn es etwa dabei so erschienen ist, daß es durch Art und Lage eigenthümliche Vortheile genieße, so ist eben auch das wahr, und wir gestehen, uns bei der Darstellung selber verwundert zu haben, daß wir so viel zu rühmen fanden, während uns doch so oftmals die Mängel und Schäden der ganzen Sache so drückend gewesen sind, daß wir manchmal versucht waren, sie für unerträglich zu halten. Wie oft habe ich den Diaconissenposten der Magdalenen-Oberschwester in vieler Beziehung für den schwierigsten unter allen erkannt und bekannt. Ich habe viele Aehnlichkeit zwischen ihm und dem Posten eines Pfarrers gefunden, aber immerhin habe ich ihn auch wie jenen größeren als preiswürdig und herrlich anerkannt, an und für sich, und ganz abgesehen von den vielen Erleichterungen, die eine Magdalenenschwester zufälliger Weise durch ihre ganze hiesige Stellung und Lage im Magdalenium genießt.

§. 7.
Wege und Hospitäler.

Längst schon, ja schon seit der Einweihung des Diaconissenhauses hatte man bei dem häufig eintretenden schlechten und zum Theil rauhen Wetter das Auge auf die Wege gerichtet, welche die Einwohner und Einwohnerinnen des Diaconissenhauses bei der großen Communication mit dem Dorfe zu passiren hatten. Was hatten die jungen, zum Theil schwachen Schülerinnen des Hauses und die Kranken für Noth, wenn sie nur wöchentlich zwei, drei oder vier Mal in die

Syphilis und haben bisher immer Siegeskräfte davon gespürt und es leichter überwunden, als z. B. die Faulheit und Trägheit, welche die Magdalene so oftmals kennzeichnet. Mit alledem haben wir nichts angestrebt, als eine wahre Darstellung des hiesigen Magdaleniums, und wenn es etwa dabei so erschienen ist, daß es durch Art und Lage eigenthümliche Vortheile genieße, so ist eben auch das wahr, und wir gestehen, uns bei der Darstellung selber verwundert zu haben, daß wir so viel zu rühmen fanden, während uns doch so oftmals die Mängel und Schäden der ganzen Sache so drückend gewesen sind, daß wir manchmal versucht waren, sie für unerträglich zu halten. Wie oft habe ich den Diaconissenposten der Magdalenen-Oberschwester in vieler Beziehung für den schwierigsten unter allen erkannt und bekannt. Ich habe viele Aehnlichkeit zwischen ihm und dem Posten eines Pfarrers gefunden, aber immerhin habe ich ihn auch wie jenen größeren als preiswürdig und herrlich anerkannt, an und für sich, und ganz abgesehen von den vielen Erleichterungen, die eine Magdalenenschwester zufälliger Weise durch ihre ganze hiesige Stellung und Lage im Magdalenium genießt.

§. 7.
Wege und Hospitäler.

Längst schon, ja schon seit der Einweihung des Diaconissenhauses hatte man bei dem häufig eintretenden schlechten und zum Theil rauhen Wetter das Auge auf die Wege gerichtet, welche die Einwohner und Einwohnerinnen des Diaconissenhauses bei der großen Communication mit dem Dorfe zu passiren hatten. Was hatten die jungen, zum Theil schwachen Schülerinnen des Hauses und die Kranken für Noth, wenn sie nur wöchentlich zwei, drei oder vier Mal in die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0112" n="112"/>
Syphilis und haben bisher immer Siegeskräfte davon gespürt und es leichter überwunden, als z. B. die Faulheit und Trägheit, welche die Magdalene so oftmals kennzeichnet. Mit alledem haben wir nichts angestrebt, als eine wahre Darstellung des hiesigen Magdaleniums, und wenn es etwa dabei so erschienen ist, daß es durch Art und Lage eigenthümliche Vortheile genieße, so ist eben auch das wahr, und wir gestehen, uns bei der Darstellung selber verwundert zu haben, daß wir so viel zu rühmen fanden, während uns doch so oftmals die Mängel und Schäden der ganzen Sache so drückend gewesen sind, daß wir manchmal versucht waren, sie für unerträglich zu halten. Wie oft habe ich den Diaconissenposten der Magdalenen-Oberschwester in vieler Beziehung für den schwierigsten unter allen erkannt und bekannt. Ich habe viele Aehnlichkeit zwischen ihm und dem Posten eines Pfarrers gefunden, aber immerhin habe ich ihn auch wie jenen größeren als preiswürdig und herrlich anerkannt, an und für sich, und ganz abgesehen von den vielen Erleichterungen, die eine Magdalenenschwester zufälliger Weise durch ihre ganze hiesige Stellung und Lage im Magdalenium genießt.</p>
      </div>
      <div n="1">
        <head>§. 7.<lb/><hi rendition="#b">Wege und Hospitäler.</hi></head><lb/>
        <p>Längst schon, ja schon seit der Einweihung des Diaconissenhauses hatte man bei dem häufig eintretenden schlechten und zum Theil rauhen Wetter das Auge auf die Wege gerichtet, welche die Einwohner und Einwohnerinnen des Diaconissenhauses bei der großen Communication mit dem Dorfe zu passiren hatten. Was hatten die jungen, zum Theil schwachen Schülerinnen des Hauses und die Kranken für Noth, wenn sie nur wöchentlich zwei, drei oder vier Mal in die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0112] Syphilis und haben bisher immer Siegeskräfte davon gespürt und es leichter überwunden, als z. B. die Faulheit und Trägheit, welche die Magdalene so oftmals kennzeichnet. Mit alledem haben wir nichts angestrebt, als eine wahre Darstellung des hiesigen Magdaleniums, und wenn es etwa dabei so erschienen ist, daß es durch Art und Lage eigenthümliche Vortheile genieße, so ist eben auch das wahr, und wir gestehen, uns bei der Darstellung selber verwundert zu haben, daß wir so viel zu rühmen fanden, während uns doch so oftmals die Mängel und Schäden der ganzen Sache so drückend gewesen sind, daß wir manchmal versucht waren, sie für unerträglich zu halten. Wie oft habe ich den Diaconissenposten der Magdalenen-Oberschwester in vieler Beziehung für den schwierigsten unter allen erkannt und bekannt. Ich habe viele Aehnlichkeit zwischen ihm und dem Posten eines Pfarrers gefunden, aber immerhin habe ich ihn auch wie jenen größeren als preiswürdig und herrlich anerkannt, an und für sich, und ganz abgesehen von den vielen Erleichterungen, die eine Magdalenenschwester zufälliger Weise durch ihre ganze hiesige Stellung und Lage im Magdalenium genießt. §. 7. Wege und Hospitäler. Längst schon, ja schon seit der Einweihung des Diaconissenhauses hatte man bei dem häufig eintretenden schlechten und zum Theil rauhen Wetter das Auge auf die Wege gerichtet, welche die Einwohner und Einwohnerinnen des Diaconissenhauses bei der großen Communication mit dem Dorfe zu passiren hatten. Was hatten die jungen, zum Theil schwachen Schülerinnen des Hauses und die Kranken für Noth, wenn sie nur wöchentlich zwei, drei oder vier Mal in die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-03T16:04:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-03T16:04:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-03T16:04:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/112
Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/112>, abgerufen am 21.11.2024.