Löhe, Wilhelm: Das Entgegenkommen zur Auferstehung der Todten. Nürnberg, 1857.Blut in ihren Adern ränne. Denn das Volk Israel ist nicht bloß in Rücksicht auf die Vergangenheit das auserwählte Volk Gottes und der Adel der Menschheit, sondern es hat auch hohe Verheißungen für die Zukunft, und die Gläubigen aus seiner Mitte werden am Ende der Tage und in Ewigkeit die Chorführer der erlösten Schaar und unter den Gesegneten des HErrn insonderheit gesegnet sein. Das weiß, das lehrt auch St. Paulus selbst, und es ist daher nicht zu verwundern, wenn er an die Spitze aller seiner Vorzüge, deren er sich rühmen konnte, seine reine israelitische Abstammung aus dem Geschlechte Benjamin setzt: er wird am Ende der Tage unter den Benjaminiten hervorragen, ob er gleich heißt Paulus d. i. der Kleine, höher, als der Benjaminite Saul, der König, der um die Höhe seines Hauptes über alle Häupter Israels wegsah. Bei dem hohen Werthe, welchen der heil. Paulus auf seine Abstammung und alles, was damit zusammenhieng, legte und legen muste, ist es nur zu verwundern, daß er in unserem Texte so gar gering davon redet. "Ich habe es für Schaden geachtet," sagt er im 7. Vers, "und ich achte alles noch für Schaden," sagt er im 8. Vers, ja, er setzt hinzu. "ich achte es für Dreck," d. i. für Auskehricht, den man auf die Schaufel nimmt und wegwirft. Warum redet er denn so gar gering von seinen hohen nationalen und doch auch sittlichen Vorzügen? Warum ist ihm denn so gar nichts, was ihm doch sonst so viel ist? Warum? Weil er's in Vergleich bringt mit Christo Jesu. Wenn seine Stammesgenoßen ihre Vorzüge mit Christo Jesu verglichen, so waren ihnen die Vorzüge groß, und Christus klein, und ihre Abstammung und die Beschneidung und der Eifer im Gesetz und die Unsträflichkeit darinnen waren so hoch geachtet, daß sie entweder den auf Golgatha darüber gar verwarfen oder doch ihre Vorzüge als lauter Stufen ansahen, als Stufen des Verdienstes, um zu ihm empor zu steigen. So war's aber bei dem heil. Paulus nicht. Er war ein begeisterter Jude; wenn ihm aber sein HErr und Heiland Jesus ins Auge trat, dann wurden ihm all seine Vorzüge zu eitel Schaden und Auskehricht, den man wegwerfen Blut in ihren Adern ränne. Denn das Volk Israel ist nicht bloß in Rücksicht auf die Vergangenheit das auserwählte Volk Gottes und der Adel der Menschheit, sondern es hat auch hohe Verheißungen für die Zukunft, und die Gläubigen aus seiner Mitte werden am Ende der Tage und in Ewigkeit die Chorführer der erlösten Schaar und unter den Gesegneten des HErrn insonderheit gesegnet sein. Das weiß, das lehrt auch St. Paulus selbst, und es ist daher nicht zu verwundern, wenn er an die Spitze aller seiner Vorzüge, deren er sich rühmen konnte, seine reine israelitische Abstammung aus dem Geschlechte Benjamin setzt: er wird am Ende der Tage unter den Benjaminiten hervorragen, ob er gleich heißt Paulus d. i. der Kleine, höher, als der Benjaminite Saul, der König, der um die Höhe seines Hauptes über alle Häupter Israels wegsah. Bei dem hohen Werthe, welchen der heil. Paulus auf seine Abstammung und alles, was damit zusammenhieng, legte und legen muste, ist es nur zu verwundern, daß er in unserem Texte so gar gering davon redet. „Ich habe es für Schaden geachtet,“ sagt er im 7. Vers, „und ich achte alles noch für Schaden,“ sagt er im 8. Vers, ja, er setzt hinzu. „ich achte es für Dreck,“ d. i. für Auskehricht, den man auf die Schaufel nimmt und wegwirft. Warum redet er denn so gar gering von seinen hohen nationalen und doch auch sittlichen Vorzügen? Warum ist ihm denn so gar nichts, was ihm doch sonst so viel ist? Warum? Weil er’s in Vergleich bringt mit Christo Jesu. Wenn seine Stammesgenoßen ihre Vorzüge mit Christo Jesu verglichen, so waren ihnen die Vorzüge groß, und Christus klein, und ihre Abstammung und die Beschneidung und der Eifer im Gesetz und die Unsträflichkeit darinnen waren so hoch geachtet, daß sie entweder den auf Golgatha darüber gar verwarfen oder doch ihre Vorzüge als lauter Stufen ansahen, als Stufen des Verdienstes, um zu ihm empor zu steigen. So war’s aber bei dem heil. Paulus nicht. Er war ein begeisterter Jude; wenn ihm aber sein HErr und Heiland Jesus ins Auge trat, dann wurden ihm all seine Vorzüge zu eitel Schaden und Auskehricht, den man wegwerfen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="12"/> Blut in ihren Adern ränne. 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Wenn seine Stammesgenoßen ihre Vorzüge mit Christo Jesu verglichen, so waren ihnen die Vorzüge groß, und Christus klein, und ihre Abstammung und die Beschneidung und der Eifer im Gesetz und die Unsträflichkeit darinnen waren so hoch geachtet, daß sie entweder den auf Golgatha darüber gar verwarfen oder doch ihre Vorzüge als lauter Stufen ansahen, als Stufen des Verdienstes, um zu ihm empor zu steigen. So war’s aber bei dem heil. Paulus nicht. Er war ein begeisterter Jude; wenn ihm aber sein HErr und Heiland Jesus ins Auge trat, dann wurden ihm all seine Vorzüge zu eitel Schaden und Auskehricht, den man wegwerfen </p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0012]
Blut in ihren Adern ränne. Denn das Volk Israel ist nicht bloß in Rücksicht auf die Vergangenheit das auserwählte Volk Gottes und der Adel der Menschheit, sondern es hat auch hohe Verheißungen für die Zukunft, und die Gläubigen aus seiner Mitte werden am Ende der Tage und in Ewigkeit die Chorführer der erlösten Schaar und unter den Gesegneten des HErrn insonderheit gesegnet sein. Das weiß, das lehrt auch St. Paulus selbst, und es ist daher nicht zu verwundern, wenn er an die Spitze aller seiner Vorzüge, deren er sich rühmen konnte, seine reine israelitische Abstammung aus dem Geschlechte Benjamin setzt: er wird am Ende der Tage unter den Benjaminiten hervorragen, ob er gleich heißt Paulus d. i. der Kleine, höher, als der Benjaminite Saul, der König, der um die Höhe seines Hauptes über alle Häupter Israels wegsah. Bei dem hohen Werthe, welchen der heil. Paulus auf seine Abstammung und alles, was damit zusammenhieng, legte und legen muste, ist es nur zu verwundern, daß er in unserem Texte so gar gering davon redet. „Ich habe es für Schaden geachtet,“ sagt er im 7. Vers, „und ich achte alles noch für Schaden,“ sagt er im 8. Vers, ja, er setzt hinzu. „ich achte es für Dreck,“ d. i. für Auskehricht, den man auf die Schaufel nimmt und wegwirft. Warum redet er denn so gar gering von seinen hohen nationalen und doch auch sittlichen Vorzügen? Warum ist ihm denn so gar nichts, was ihm doch sonst so viel ist? Warum? Weil er’s in Vergleich bringt mit Christo Jesu. Wenn seine Stammesgenoßen ihre Vorzüge mit Christo Jesu verglichen, so waren ihnen die Vorzüge groß, und Christus klein, und ihre Abstammung und die Beschneidung und der Eifer im Gesetz und die Unsträflichkeit darinnen waren so hoch geachtet, daß sie entweder den auf Golgatha darüber gar verwarfen oder doch ihre Vorzüge als lauter Stufen ansahen, als Stufen des Verdienstes, um zu ihm empor zu steigen. So war’s aber bei dem heil. Paulus nicht. Er war ein begeisterter Jude; wenn ihm aber sein HErr und Heiland Jesus ins Auge trat, dann wurden ihm all seine Vorzüge zu eitel Schaden und Auskehricht, den man wegwerfen
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