Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löhe, Wilhelm: Eine protestantische Missionspredigt von der Abendmahlszucht. Nürnberg, 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

die Rede des heiligen Apostel Paulus, die für sich allein schon ein göttliches Ansehen und eine göttliche Kraft besitzt, ist doch klar! Der Sauerteig, welcher ausgefegt werden soll, ist doch einmal im Text und seinem Zusammenhang nichts anders, als der offenbare, unbußfertige Sünder, der Blutschänder, von welchem die Rede ist: St. Paulus versteht einmal nichts anders darunter. Ja, ob einer auch darüber stritte, und Sauerteig wie Süßteig wie V. 8, so V. 6 u. 7. nur auf den Sinn der Gemeinde, auf ihre Herzens- und Lebensreinigung bei Gottes Tisch beziehen wollte: es wäre im Grunde doch auch das nichts anders, immerhin geht der Text auf Abendmahlszucht hinaus, und auf alle Fälle gibt der 13. Vers mit unverblümten Worten zu verstehen, was Paulus will, was am Ende doch auch mit dem Ausfegen des Sauerteigs gemeint ist. "Gott wird, sagt er, die draußen sind, richten; thut von euch selbst hinaus, wer böse ist." Was aber in seinem Sinn ein Böser ist, das liegt wieder ganz klar vor V. 11: "So jemand ist, spricht er, der sich läßt einen Bruder nennen, d. h. einen Christen, und ist ein Hurer, oder ein Geiziger, oder ein Abgöttischer, oder ein Lästerer, oder ein Trunkenbold, oder ein Räuber, mit demselbigen sollt ihr auch nicht eßen" - nicht das tägliche Brot, geschweige des HErrn Brot, und trinken Seinen Kelch.

Ich denke, meine lieben Brüder, aus dem allen ist leicht zu erkennen, daß der Apostel Paulus in der Gemeinde von Corinth Zucht geübt haben wollte, eben so wie sie Christus, der HErr, nach Matth. 18. in allen Gemeinden der Kirche in Uebung sehen will. Was für eine Thorheit wäre es, anzunehmen, daß Pauli Worte nur einen Specialbefehl für die Corinther enthielten, uns aber nichts angiengen! Und welche Stumpfheit, wo nicht gar absichtliche heuchlerische Verblendung wäre es, wenn man den innigen Zusammenhang zwischen dem Befehle Christi Matth. 18. und dem corinthischen Befehle Pauli leugnen oder verleugnen wollte!

die Rede des heiligen Apostel Paulus, die für sich allein schon ein göttliches Ansehen und eine göttliche Kraft besitzt, ist doch klar! Der Sauerteig, welcher ausgefegt werden soll, ist doch einmal im Text und seinem Zusammenhang nichts anders, als der offenbare, unbußfertige Sünder, der Blutschänder, von welchem die Rede ist: St. Paulus versteht einmal nichts anders darunter. Ja, ob einer auch darüber stritte, und Sauerteig wie Süßteig wie V. 8, so V. 6 u. 7. nur auf den Sinn der Gemeinde, auf ihre Herzens- und Lebensreinigung bei Gottes Tisch beziehen wollte: es wäre im Grunde doch auch das nichts anders, immerhin geht der Text auf Abendmahlszucht hinaus, und auf alle Fälle gibt der 13. Vers mit unverblümten Worten zu verstehen, was Paulus will, was am Ende doch auch mit dem Ausfegen des Sauerteigs gemeint ist. „Gott wird, sagt er, die draußen sind, richten; thut von euch selbst hinaus, wer böse ist.“ Was aber in seinem Sinn ein Böser ist, das liegt wieder ganz klar vor V. 11: „So jemand ist, spricht er, der sich läßt einen Bruder nennen, d. h. einen Christen, und ist ein Hurer, oder ein Geiziger, oder ein Abgöttischer, oder ein Lästerer, oder ein Trunkenbold, oder ein Räuber, mit demselbigen sollt ihr auch nicht eßen“ – nicht das tägliche Brot, geschweige des HErrn Brot, und trinken Seinen Kelch.

Ich denke, meine lieben Brüder, aus dem allen ist leicht zu erkennen, daß der Apostel Paulus in der Gemeinde von Corinth Zucht geübt haben wollte, eben so wie sie Christus, der HErr, nach Matth. 18. in allen Gemeinden der Kirche in Uebung sehen will. Was für eine Thorheit wäre es, anzunehmen, daß Pauli Worte nur einen Specialbefehl für die Corinther enthielten, uns aber nichts angiengen! Und welche Stumpfheit, wo nicht gar absichtliche heuchlerische Verblendung wäre es, wenn man den innigen Zusammenhang zwischen dem Befehle Christi Matth. 18. und dem corinthischen Befehle Pauli leugnen oder verleugnen wollte!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0010" n="10"/>
die Rede des heiligen Apostel Paulus, die für sich allein schon ein göttliches Ansehen und eine göttliche Kraft besitzt, ist doch klar! Der Sauerteig, welcher ausgefegt werden soll, ist doch einmal im Text und seinem Zusammenhang nichts anders, als der offenbare, unbußfertige Sünder, der Blutschänder, von welchem die Rede ist: St. Paulus versteht einmal nichts anders darunter. Ja, ob einer auch darüber stritte, und Sauerteig wie Süßteig wie V. 8, so V. 6 u. 7. nur auf den <hi rendition="#g">Sinn</hi> der Gemeinde, auf ihre Herzens- und Lebensreinigung bei Gottes Tisch beziehen wollte: es wäre im Grunde doch <hi rendition="#g">auch das nichts anders</hi>, immerhin geht der Text auf Abendmahlszucht hinaus, und auf alle Fälle gibt der 13. Vers mit unverblümten Worten zu verstehen, was Paulus will, was am Ende doch auch mit dem Ausfegen des Sauerteigs gemeint ist. &#x201E;<hi rendition="#g">Gott wird,</hi> sagt er, <hi rendition="#g">die draußen sind, richten</hi>; <hi rendition="#b">thut von euch selbst hinaus, wer böse ist.</hi>&#x201C; Was aber in seinem Sinn ein <hi rendition="#g">Böser</hi> ist, das liegt wieder ganz klar vor V. 11: &#x201E;So jemand ist, spricht er, der sich läßt einen Bruder nennen, d. h. einen Christen, und ist ein <hi rendition="#g">Hurer</hi>, oder ein <hi rendition="#g">Geiziger</hi>, oder ein <hi rendition="#g">Abgöttischer</hi>, oder ein <hi rendition="#g">Lästerer</hi>, oder ein <hi rendition="#g">Trunkenbold</hi>, oder ein <hi rendition="#g">Räuber</hi>, mit demselbigen sollt ihr auch nicht eßen&#x201C; &#x2013; nicht das tägliche Brot, geschweige des HErrn Brot, und trinken Seinen Kelch.</p>
        <p>Ich denke, meine lieben Brüder, aus dem allen ist leicht zu erkennen, daß der Apostel Paulus in der Gemeinde von Corinth Zucht geübt haben wollte, eben so wie sie Christus, der HErr, nach Matth. 18. in allen Gemeinden der Kirche in Uebung sehen will. Was für eine Thorheit wäre es, anzunehmen, daß Pauli Worte nur einen Specialbefehl für die Corinther enthielten, uns aber nichts angiengen! Und welche Stumpfheit, wo nicht gar absichtliche heuchlerische Verblendung wäre es, wenn man den innigen Zusammenhang zwischen dem Befehle Christi Matth. 18. und dem corinthischen Befehle Pauli leugnen oder verleugnen wollte!
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0010] die Rede des heiligen Apostel Paulus, die für sich allein schon ein göttliches Ansehen und eine göttliche Kraft besitzt, ist doch klar! Der Sauerteig, welcher ausgefegt werden soll, ist doch einmal im Text und seinem Zusammenhang nichts anders, als der offenbare, unbußfertige Sünder, der Blutschänder, von welchem die Rede ist: St. Paulus versteht einmal nichts anders darunter. Ja, ob einer auch darüber stritte, und Sauerteig wie Süßteig wie V. 8, so V. 6 u. 7. nur auf den Sinn der Gemeinde, auf ihre Herzens- und Lebensreinigung bei Gottes Tisch beziehen wollte: es wäre im Grunde doch auch das nichts anders, immerhin geht der Text auf Abendmahlszucht hinaus, und auf alle Fälle gibt der 13. Vers mit unverblümten Worten zu verstehen, was Paulus will, was am Ende doch auch mit dem Ausfegen des Sauerteigs gemeint ist. „Gott wird, sagt er, die draußen sind, richten; thut von euch selbst hinaus, wer böse ist.“ Was aber in seinem Sinn ein Böser ist, das liegt wieder ganz klar vor V. 11: „So jemand ist, spricht er, der sich läßt einen Bruder nennen, d. h. einen Christen, und ist ein Hurer, oder ein Geiziger, oder ein Abgöttischer, oder ein Lästerer, oder ein Trunkenbold, oder ein Räuber, mit demselbigen sollt ihr auch nicht eßen“ – nicht das tägliche Brot, geschweige des HErrn Brot, und trinken Seinen Kelch. Ich denke, meine lieben Brüder, aus dem allen ist leicht zu erkennen, daß der Apostel Paulus in der Gemeinde von Corinth Zucht geübt haben wollte, eben so wie sie Christus, der HErr, nach Matth. 18. in allen Gemeinden der Kirche in Uebung sehen will. Was für eine Thorheit wäre es, anzunehmen, daß Pauli Worte nur einen Specialbefehl für die Corinther enthielten, uns aber nichts angiengen! Und welche Stumpfheit, wo nicht gar absichtliche heuchlerische Verblendung wäre es, wenn man den innigen Zusammenhang zwischen dem Befehle Christi Matth. 18. und dem corinthischen Befehle Pauli leugnen oder verleugnen wollte!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-03T10:23:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-03T10:23:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-03T10:23:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_abendmahlszucht_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_abendmahlszucht_1853/10
Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Eine protestantische Missionspredigt von der Abendmahlszucht. Nürnberg, 1853, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_abendmahlszucht_1853/10>, abgerufen am 18.12.2024.