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Loeber, Christoph Heinrich: Eigentliche Beschreibung Des Entsetzlich-grossen Heuschrecken-Heers Welches [...] Bey und unweit Jena [...] erschienen. Jena, [1693].

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deuten und nach sich ziehen möchten/ das liebe Ge-
bet sey; daß man sich mit demselben zu dem keh-
re/ der uns schläget/ und nach dem
HErren Zebaoth frage
/ Es. 9. v. I3.

§. 73. Es muß demnach das Gebet nicht bloß
mit dem Munde geschehen/ wie die Plapperer und
Heuchler zu beten pflegen/ sondern von Grund der
Seelen/ da ein reuiges/ zerschlagenes und demüthi-
ges Hertze/ auf seinen GOtt und seinen einigen Mitt-
ler und Heyland JEsum Christum sein hertzliches
Vertrauen setzet/ und durch Wirckung des H. Gei-
stes/ ümb Rettung und Hülffe zu seuffzen, nicht mü-
de wird.

§. 74. Und eben an diesem Mittel und dem
rechten Gebrauch desselben/ wil es uns Deutschen/
auch mitten in der Evangelischen Kirchen/ leider! all-
zu sehr mangeln. Denn es ist wohl vor diesen unter
Christen nicht erhöret worden/ wie es heutiges Ta-
ges zugehet. Es ist ja bey vielen grossen Herren und
Welt-Leuten/ ja auch bey vielen Gelehrten dahin
kommen/ daß sie die Religion nur vor eine politische
Invention, und was vom Glauben und guten Ge-
wissen geprediget wird; ja GOtt selbsten/ vor einen
Spott halten. Es bleibet solche verfluchte Atheiste-
rey nicht nur in ihren Hertzen/ sondern wird offter-
mahls/ ohne allen Scheu/ öffentlich ausgebreitet.
Der meiste Hauffe derer/ die sich eusserlich zur wah-
ren Religion bekennen/ ist voll erschrecklicher Sicher-
heit/ und haben das alte Lied in ihrem Hertzen:

Es
F

deuten und nach ſich ziehen moͤchten/ das liebe Ge-
bet ſey; daß man ſich mit demſelben zu dem keh-
re/ der uns ſchlaͤget/ und nach dem
HErren Zebaoth frage
/ Eſ. 9. v. I3.

§. 73. Es muß demnach das Gebet nicht bloß
mit dem Munde geſchehen/ wie die Plapperer und
Heuchler zu beten pflegen/ ſondern von Grund der
Seelen/ da ein reuiges/ zerſchlagenes und demuͤthi-
ges Hertze/ auf ſeinen GOtt und ſeinen einigen Mitt-
ler und Heyland JEſum Chriſtum ſein hertzliches
Vertrauen ſetzet/ und durch Wirckung des H. Gei-
ſtes/ uͤmb Rettung und Huͤlffe zu ſeuffzen, nicht muͤ-
de wird.

§. 74. Und eben an dieſem Mittel und dem
rechten Gebrauch deſſelben/ wil es uns Deutſchen/
auch mitten in der Evangeliſchen Kirchen/ leider! all-
zu ſehr mangeln. Denn es iſt wohl vor dieſen unter
Chriſten nicht erhoͤret worden/ wie es heutiges Ta-
ges zugehet. Es iſt ja bey vielen groſſen Herren und
Welt-Leuten/ ja auch bey vielen Gelehrten dahin
kommen/ daß ſie die Religion nur vor eine politiſche
Invention, und was vom Glauben und guten Ge-
wiſſen geprediget wird; ja GOtt ſelbſten/ vor einen
Spott halten. Es bleibet ſolche verfluchte Atheiſte-
rey nicht nur in ihren Hertzen/ ſondern wird offter-
mahls/ ohne allen Scheu/ oͤffentlich ausgebreitet.
Der meiſte Hauffe derer/ die ſich euſſerlich zur wah-
ren Religion bekennen/ iſt voll erſchrecklicher Sicher-
heit/ und haben das alte Lied in ihrem Hertzen:

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[41/0043] deuten und nach ſich ziehen moͤchten/ das liebe Ge- bet ſey; daß man ſich mit demſelben zu dem keh- re/ der uns ſchlaͤget/ und nach dem HErren Zebaoth frage/ Eſ. 9. v. I3. §. 73. Es muß demnach das Gebet nicht bloß mit dem Munde geſchehen/ wie die Plapperer und Heuchler zu beten pflegen/ ſondern von Grund der Seelen/ da ein reuiges/ zerſchlagenes und demuͤthi- ges Hertze/ auf ſeinen GOtt und ſeinen einigen Mitt- ler und Heyland JEſum Chriſtum ſein hertzliches Vertrauen ſetzet/ und durch Wirckung des H. Gei- ſtes/ uͤmb Rettung und Huͤlffe zu ſeuffzen, nicht muͤ- de wird. §. 74. Und eben an dieſem Mittel und dem rechten Gebrauch deſſelben/ wil es uns Deutſchen/ auch mitten in der Evangeliſchen Kirchen/ leider! all- zu ſehr mangeln. Denn es iſt wohl vor dieſen unter Chriſten nicht erhoͤret worden/ wie es heutiges Ta- ges zugehet. Es iſt ja bey vielen groſſen Herren und Welt-Leuten/ ja auch bey vielen Gelehrten dahin kommen/ daß ſie die Religion nur vor eine politiſche Invention, und was vom Glauben und guten Ge- wiſſen geprediget wird; ja GOtt ſelbſten/ vor einen Spott halten. Es bleibet ſolche verfluchte Atheiſte- rey nicht nur in ihren Hertzen/ ſondern wird offter- mahls/ ohne allen Scheu/ oͤffentlich ausgebreitet. Der meiſte Hauffe derer/ die ſich euſſerlich zur wah- ren Religion bekennen/ iſt voll erſchrecklicher Sicher- heit/ und haben das alte Lied in ihrem Hertzen: Es F

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Zitationshilfe: Loeber, Christoph Heinrich: Eigentliche Beschreibung Des Entsetzlich-grossen Heuschrecken-Heers Welches [...] Bey und unweit Jena [...] erschienen. Jena, [1693], S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loeber_heuschrecken_1693/43>, abgerufen am 24.11.2024.