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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Anhang. Astronomische Kunstwörter.
elliptischen Bewegung jedes Planeten hervor, die man die Per-
turbationen desselben nennt. Dieselben sind zweierlei Art, die
periodischen, welche nur auf den Ort des Planeten in seiner
Bahn Einfluß haben und nach bestimmten Perioden wiederkehren,
und die säculären, welche auf die Elemente (s. d. Art.) der
Bahn wirken. (M. s. III. S. 115 und 124.)
Planetensystem oder Weltsystem. Man hat in verschiedenen
Zeiten die Planeten unter sich und in Beziehung auf die Sonne
auf verschiedene Weise zu stellen gesucht. Eine solche Stellung
nennt man Planetensystem. So haben wir das Ptolemäische
System (I. S. 224), das Aegyptische (I. S. 227), das Co-
pernicanische (I. S. 238) und das Tychonische System (I. S. 260).
Von diesen ist das Copernicanische allgemein als das wahre an-
erkannt.
Planetentafeln sind eigene Verzeichnisse, durch welche man für
jede gegebene Zeit den Ort eines mittleren, und aus ihm den
Ort des wahren Planeten (s. d. Art. Mittl. Planet) auf eine
die Rechnung sehr erleichternde Weise finden kann. Ein Spe-
cimen solcher Tafeln, in ihrer einfachsten Gestalt, findet man
oben (I. S. 285).
Pol eines Kreises auf der Kugel, s. Kreis.
Polarkreis, ist derjenige Parallelkreis (s. d. Art.) des Himmels
oder auch der Erde, der 66° 32' von dem Aequator, also
23° 28' von dem Pole des Aequators entfernt ist. Der über
dem Aequator stehende Parallelkreis heißt der nördliche und der
andere der südliche. Die Bewohner der Erde, welche zwischen
dem Parallelkreis und dem Pole leben, sehen die Sonne einen
oder mehrere Tage im Jahre nicht auf- und ebenso nicht unter-
gehen.
Polarstern ist unter den größern Sternen des Himmels derjenige,
welcher dem Nordpole des Aequators zunächst steht. Man fin-
det ihn leicht am Himmel, da er mit den beiden Hinterrädern
des sogenannten Wagens (des Sternbilds des großen Bären)
nahe in einer geraden Linie steht. Er ist für die astronomischen
Beobachtungen sehr wichtig. Er war aber nicht immer dem
Pole so nahe, als jetzt und wird sich auch später wieder von
ihm entfernen (I. S. 357).
Poldistanz eines Sterns ist gleich 90 Graden weniger der
Declination (s. d. Art.) dieses Sterns, für Sterne unter dem
Aequator ist sie gleich 90 Graden mehr der Declination. Pol-
distanz ist also die Entfernung eines Sterns von dem Nordpole
des Aequators, in dem Declinationskreise (s. d. Art.) des
Sterns gemessen.
Polhöhe oder geographische Breite eines Orts auf der Oberfläche
der Erde, ist die Höhe (s. d. Art.), unter welcher dem Beobach-
ter in diesem Orte der Nordpol des Aequators über dem Hori-
zonte erscheint, oder auch, ist der senkrechte Winkelabstand des
Beobachters von dem irdischen Aequator. Für einen Beobachter
Anhang. Aſtronomiſche Kunſtwörter.
elliptiſchen Bewegung jedes Planeten hervor, die man die Per-
turbationen deſſelben nennt. Dieſelben ſind zweierlei Art, die
periodiſchen, welche nur auf den Ort des Planeten in ſeiner
Bahn Einfluß haben und nach beſtimmten Perioden wiederkehren,
und die ſäculären, welche auf die Elemente (ſ. d. Art.) der
Bahn wirken. (M. ſ. III. S. 115 und 124.)
Planetenſyſtem oder Weltſyſtem. Man hat in verſchiedenen
Zeiten die Planeten unter ſich und in Beziehung auf die Sonne
auf verſchiedene Weiſe zu ſtellen geſucht. Eine ſolche Stellung
nennt man Planetenſyſtem. So haben wir das Ptolemäiſche
Syſtem (I. S. 224), das Aegyptiſche (I. S. 227), das Co-
pernicaniſche (I. S. 238) und das Tychoniſche Syſtem (I. S. 260).
Von dieſen iſt das Copernicaniſche allgemein als das wahre an-
erkannt.
Planetentafeln ſind eigene Verzeichniſſe, durch welche man für
jede gegebene Zeit den Ort eines mittleren, und aus ihm den
Ort des wahren Planeten (ſ. d. Art. Mittl. Planet) auf eine
die Rechnung ſehr erleichternde Weiſe finden kann. Ein Spe-
cimen ſolcher Tafeln, in ihrer einfachſten Geſtalt, findet man
oben (I. S. 285).
Pol eines Kreiſes auf der Kugel, ſ. Kreis.
Polarkreis, iſt derjenige Parallelkreis (ſ. d. Art.) des Himmels
oder auch der Erde, der 66° 32′ von dem Aequator, alſo
23° 28′ von dem Pole des Aequators entfernt iſt. Der über
dem Aequator ſtehende Parallelkreis heißt der nördliche und der
andere der ſüdliche. Die Bewohner der Erde, welche zwiſchen
dem Parallelkreis und dem Pole leben, ſehen die Sonne einen
oder mehrere Tage im Jahre nicht auf- und ebenſo nicht unter-
gehen.
Polarſtern iſt unter den größern Sternen des Himmels derjenige,
welcher dem Nordpole des Aequators zunächſt ſteht. Man fin-
det ihn leicht am Himmel, da er mit den beiden Hinterrädern
des ſogenannten Wagens (des Sternbilds des großen Bären)
nahe in einer geraden Linie ſteht. Er iſt für die aſtronomiſchen
Beobachtungen ſehr wichtig. Er war aber nicht immer dem
Pole ſo nahe, als jetzt und wird ſich auch ſpäter wieder von
ihm entfernen (I. S. 357).
Poldiſtanz eines Sterns iſt gleich 90 Graden weniger der
Declination (ſ. d. Art.) dieſes Sterns, für Sterne unter dem
Aequator iſt ſie gleich 90 Graden mehr der Declination. Pol-
diſtanz iſt alſo die Entfernung eines Sterns von dem Nordpole
des Aequators, in dem Declinationskreiſe (ſ. d. Art.) des
Sterns gemeſſen.
Polhöhe oder geographiſche Breite eines Orts auf der Oberfläche
der Erde, iſt die Höhe (ſ. d. Art.), unter welcher dem Beobach-
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zonte erſcheint, oder auch, iſt der ſenkrechte Winkelabſtand des
Beobachters von dem irdiſchen Aequator. Für einen Beobachter
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[453/0465] Anhang. Aſtronomiſche Kunſtwörter. elliptiſchen Bewegung jedes Planeten hervor, die man die Per- turbationen deſſelben nennt. Dieſelben ſind zweierlei Art, die periodiſchen, welche nur auf den Ort des Planeten in ſeiner Bahn Einfluß haben und nach beſtimmten Perioden wiederkehren, und die ſäculären, welche auf die Elemente (ſ. d. Art.) der Bahn wirken. (M. ſ. III. S. 115 und 124.) Planetenſyſtem oder Weltſyſtem. Man hat in verſchiedenen Zeiten die Planeten unter ſich und in Beziehung auf die Sonne auf verſchiedene Weiſe zu ſtellen geſucht. Eine ſolche Stellung nennt man Planetenſyſtem. So haben wir das Ptolemäiſche Syſtem (I. S. 224), das Aegyptiſche (I. S. 227), das Co- pernicaniſche (I. S. 238) und das Tychoniſche Syſtem (I. S. 260). Von dieſen iſt das Copernicaniſche allgemein als das wahre an- erkannt. Planetentafeln ſind eigene Verzeichniſſe, durch welche man für jede gegebene Zeit den Ort eines mittleren, und aus ihm den Ort des wahren Planeten (ſ. d. Art. Mittl. Planet) auf eine die Rechnung ſehr erleichternde Weiſe finden kann. Ein Spe- cimen ſolcher Tafeln, in ihrer einfachſten Geſtalt, findet man oben (I. S. 285). Pol eines Kreiſes auf der Kugel, ſ. Kreis. Polarkreis, iſt derjenige Parallelkreis (ſ. d. Art.) des Himmels oder auch der Erde, der 66° 32′ von dem Aequator, alſo 23° 28′ von dem Pole des Aequators entfernt iſt. Der über dem Aequator ſtehende Parallelkreis heißt der nördliche und der andere der ſüdliche. Die Bewohner der Erde, welche zwiſchen dem Parallelkreis und dem Pole leben, ſehen die Sonne einen oder mehrere Tage im Jahre nicht auf- und ebenſo nicht unter- gehen. Polarſtern iſt unter den größern Sternen des Himmels derjenige, welcher dem Nordpole des Aequators zunächſt ſteht. Man fin- det ihn leicht am Himmel, da er mit den beiden Hinterrädern des ſogenannten Wagens (des Sternbilds des großen Bären) nahe in einer geraden Linie ſteht. Er iſt für die aſtronomiſchen Beobachtungen ſehr wichtig. Er war aber nicht immer dem Pole ſo nahe, als jetzt und wird ſich auch ſpäter wieder von ihm entfernen (I. S. 357). Poldiſtanz eines Sterns iſt gleich 90 Graden weniger der Declination (ſ. d. Art.) dieſes Sterns, für Sterne unter dem Aequator iſt ſie gleich 90 Graden mehr der Declination. Pol- diſtanz iſt alſo die Entfernung eines Sterns von dem Nordpole des Aequators, in dem Declinationskreiſe (ſ. d. Art.) des Sterns gemeſſen. Polhöhe oder geographiſche Breite eines Orts auf der Oberfläche der Erde, iſt die Höhe (ſ. d. Art.), unter welcher dem Beobach- ter in dieſem Orte der Nordpol des Aequators über dem Hori- zonte erſcheint, oder auch, iſt der ſenkrechte Winkelabſtand des Beobachters von dem irdiſchen Aequator. Für einen Beobachter

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/465>, abgerufen am 27.04.2024.