Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
rohrs gleichsam in verschiedene Parthien eingetheilt wird. Diese Fäden dienen zur genauen Bestimmung der Lage der Gestirne, die man in dem Augenblicke beobachtet, wo sie von diesen Fäden bedeckt werden.
Bisher haben wir nur die einfachste Gattung dieses Faden- netztes kennen gelernt, nämlich drei oder mehrere senkrechte, unter sich parallele Fäden, die von einem horizontalen geschnitten wer- den, wo man dann z. B. bei dem Mittagsrohre an den vertica- len Fäden die Rectascension und bei dem Meridiankreise an dem horizontalen Faden die Höhe oder die Declination der Gestirne zu beobachten pflegt.
Eben so haben wir schon oben gesagt, daß das Hauptgeschäft des praktischen Astronomen eigentlich die genaue Bestimmung der größtmöglichen Anzahl von Fixsternen in allen Gegenden des Himmels ist. Zwar müssen wir, bei dem bisherigen Zustande der Wissenschaft, darauf Verzicht leisten, diese Fixsterne selbst, ihre Größe, Entfernung und dergl. kennen zu lernen, und uns begnü- gen, bloß den scheinbaren Ort, welchen sie am Himmel einnehmen, oder ihre Rectascension und Declination, durch unsere Beobach- tungen zu bestimmen. Allein auch diese bloße Ortskenntniß ist für die gesammte praktische Astronomie von dem größten und we- sentlichsten Nutzen; denn diese Orte dienen uns dann als fixe und wohlbekannte Punkte des Himmels, an welche wir alle un- sere übrigen Beobachtungen der Planeten und Kometen und der Sonne selbst gleichsam anreihen, und dadurch auch den scheinbaren Ort dieser letzten Himmelskörper bestimmen; um diese letzte aber ist es uns bisher allein zu thun, da sie es sind, die zu dem eigent- lichen Haushalte des Sonnensystems gehören, auf dessen nähere Kenntniß wir, wie jetzt die Sachen stehen und wahrscheinlich noch lange stehen werden, alle unsere astronomischen Untersuchungen beschränken müssen.
Nehmen wir nun an, wir hätten unserem oben erwähnten Fadennetze eine solche Einrichtung gegeben, daß man damit nicht bloß, wie bisher, die Appulse der Sterne an diese Fäden beobach- ten, sondern daß man damit auch wenigstens solche Intervalle am Himmel messen könnte, die das Gesichtsfeld des Fernrohrs also z. B. 5 bis 10 Minuten nicht übersteigen. Ein solches Netz
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
rohrs gleichſam in verſchiedene Parthien eingetheilt wird. Dieſe Fäden dienen zur genauen Beſtimmung der Lage der Geſtirne, die man in dem Augenblicke beobachtet, wo ſie von dieſen Fäden bedeckt werden.
Bisher haben wir nur die einfachſte Gattung dieſes Faden- netztes kennen gelernt, nämlich drei oder mehrere ſenkrechte, unter ſich parallele Fäden, die von einem horizontalen geſchnitten wer- den, wo man dann z. B. bei dem Mittagsrohre an den vertica- len Fäden die Rectaſcenſion und bei dem Meridiankreiſe an dem horizontalen Faden die Höhe oder die Declination der Geſtirne zu beobachten pflegt.
Eben ſo haben wir ſchon oben geſagt, daß das Hauptgeſchäft des praktiſchen Aſtronomen eigentlich die genaue Beſtimmung der größtmöglichen Anzahl von Fixſternen in allen Gegenden des Himmels iſt. Zwar müſſen wir, bei dem bisherigen Zuſtande der Wiſſenſchaft, darauf Verzicht leiſten, dieſe Fixſterne ſelbſt, ihre Größe, Entfernung und dergl. kennen zu lernen, und uns begnü- gen, bloß den ſcheinbaren Ort, welchen ſie am Himmel einnehmen, oder ihre Rectaſcenſion und Declination, durch unſere Beobach- tungen zu beſtimmen. Allein auch dieſe bloße Ortskenntniß iſt für die geſammte praktiſche Aſtronomie von dem größten und we- ſentlichſten Nutzen; denn dieſe Orte dienen uns dann als fixe und wohlbekannte Punkte des Himmels, an welche wir alle un- ſere übrigen Beobachtungen der Planeten und Kometen und der Sonne ſelbſt gleichſam anreihen, und dadurch auch den ſcheinbaren Ort dieſer letzten Himmelskörper beſtimmen; um dieſe letzte aber iſt es uns bisher allein zu thun, da ſie es ſind, die zu dem eigent- lichen Haushalte des Sonnenſyſtems gehören, auf deſſen nähere Kenntniß wir, wie jetzt die Sachen ſtehen und wahrſcheinlich noch lange ſtehen werden, alle unſere aſtronomiſchen Unterſuchungen beſchränken müſſen.
Nehmen wir nun an, wir hätten unſerem oben erwähnten Fadennetze eine ſolche Einrichtung gegeben, daß man damit nicht bloß, wie bisher, die Appulſe der Sterne an dieſe Fäden beobach- ten, ſondern daß man damit auch wenigſtens ſolche Intervalle am Himmel meſſen könnte, die das Geſichtsfeld des Fernrohrs alſo z. B. 5 bis 10 Minuten nicht überſteigen. Ein ſolches Netz
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Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
rohrs gleichſam in verſchiedene Parthien eingetheilt wird. Dieſe
Fäden dienen zur genauen Beſtimmung der Lage der Geſtirne,
die man in dem Augenblicke beobachtet, wo ſie von dieſen Fäden
bedeckt werden.
Bisher haben wir nur die einfachſte Gattung dieſes Faden-
netztes kennen gelernt, nämlich drei oder mehrere ſenkrechte, unter
ſich parallele Fäden, die von einem horizontalen geſchnitten wer-
den, wo man dann z. B. bei dem Mittagsrohre an den vertica-
len Fäden die Rectaſcenſion und bei dem Meridiankreiſe an dem
horizontalen Faden die Höhe oder die Declination der Geſtirne zu
beobachten pflegt.
Eben ſo haben wir ſchon oben geſagt, daß das Hauptgeſchäft
des praktiſchen Aſtronomen eigentlich die genaue Beſtimmung der
größtmöglichen Anzahl von Fixſternen in allen Gegenden des
Himmels iſt. Zwar müſſen wir, bei dem bisherigen Zuſtande
der Wiſſenſchaft, darauf Verzicht leiſten, dieſe Fixſterne ſelbſt, ihre
Größe, Entfernung und dergl. kennen zu lernen, und uns begnü-
gen, bloß den ſcheinbaren Ort, welchen ſie am Himmel einnehmen,
oder ihre Rectaſcenſion und Declination, durch unſere Beobach-
tungen zu beſtimmen. Allein auch dieſe bloße Ortskenntniß iſt
für die geſammte praktiſche Aſtronomie von dem größten und we-
ſentlichſten Nutzen; denn dieſe Orte dienen uns dann als fixe
und wohlbekannte Punkte des Himmels, an welche wir alle un-
ſere übrigen Beobachtungen der Planeten und Kometen und der
Sonne ſelbſt gleichſam anreihen, und dadurch auch den ſcheinbaren
Ort dieſer letzten Himmelskörper beſtimmen; um dieſe letzte aber
iſt es uns bisher allein zu thun, da ſie es ſind, die zu dem eigent-
lichen Haushalte des Sonnenſyſtems gehören, auf deſſen nähere
Kenntniß wir, wie jetzt die Sachen ſtehen und wahrſcheinlich noch
lange ſtehen werden, alle unſere aſtronomiſchen Unterſuchungen
beſchränken müſſen.
Nehmen wir nun an, wir hätten unſerem oben erwähnten
Fadennetze eine ſolche Einrichtung gegeben, daß man damit nicht
bloß, wie bisher, die Appulſe der Sterne an dieſe Fäden beobach-
ten, ſondern daß man damit auch wenigſtens ſolche Intervalle
am Himmel meſſen könnte, die das Geſichtsfeld des Fernrohrs
alſo z. B. 5 bis 10 Minuten nicht überſteigen. Ein ſolches Netz
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/382>, abgerufen am 27.11.2024.
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