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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
mit dem Instrumente beobachteten Winkeln diese Größe 0° 30'
subtrahiren, um den wahren Winkel zu erhalten. Man wird
ihn addiren, wenn die Alhidade auf der andern Seite zwischen O
und B stünde. Kann man aber bei dieser Untersuchung die beiden
Bilder desselben Gegenstandes nicht zu einer genauen Bedeckung
bringen, sondern gleiten sie, wenn man die Alhidade bewegt, neben
einander hin, so ist dieß ein Zeichen, daß der kleine Spiegel nicht
senkrecht auf der Ebene des Sextanten steht. In diesem Falle
wird man dann dem kleinen Spiegel durch die unter ihm, auf
der binteren Fläche des Sextanten, hervorstehende Schraube die
gebörige Neigung gegen diese Fläche geben, damit er darauf senk-
recht steht, d. h. damit die beiden Bilder in der That zur Bedeckung
gebracht werden können.

Besser ist es noch, zur Bestimmung jenes Collimationsfehlers
nicht ein terrestrisches Object, sondern die Sonne zu nehmen.
Bringt man dann die beiden Bilder derselben an ihrem sehr scharf
begränzten Rande an den entgegengesetzten Seiten dieses Randes zur
Bedeckung, und liest für beide Bedeckungen den Stand der Alhidade
ab, so ist die halbe Differenz der beiden Lesungen der Collimations-
fehler des Instruments, und die halbe Summe derselben ist gleich
dem Durchmesser der Sonne, wodurch man, da dieser Durchmes-
ser aus den astronomischen Ephemeriden bereits bekannt ist, zugleich
ein Prüfungsmittel hat, ob die beiden Beobachtungen in der That
gut und verläßlich sind.

§. 48. (Vernier.) Dieß sind die vorzüglichsten Instrumente
der neueren beobachtenden Astronomie, deren nähere Kenntniß den
Lesern, wie wir glauben, interessant und nützlich zugleich seyn
wird, wenn sie sich einen richtigen Begriff von den astronomischen
Beobachtungen machen wollen. Wir haben bei der Beschreibung
derselben des Verniers öfter erwähnt, daher wir auch diesen
hier näher angeben müssen.

Wenn dasjenige Ende der Alhidade, welches an dem getheil-
ten Rande des Instruments auf und ab bewegt wird, bloß eine
einzige gerade Linie, die wir oben (S. 318) den Index nannten,
enthielte, so würde man mit einem solchen Instrumente keine
kleineren Winkel messen können als unmittelbar durch die Theil-
striche auf dem Rande desselben angegeben sind. Wenn man da-

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
mit dem Inſtrumente beobachteten Winkeln dieſe Größe 0° 30′
ſubtrahiren, um den wahren Winkel zu erhalten. Man wird
ihn addiren, wenn die Alhidade auf der andern Seite zwiſchen O
und B ſtünde. Kann man aber bei dieſer Unterſuchung die beiden
Bilder deſſelben Gegenſtandes nicht zu einer genauen Bedeckung
bringen, ſondern gleiten ſie, wenn man die Alhidade bewegt, neben
einander hin, ſo iſt dieß ein Zeichen, daß der kleine Spiegel nicht
ſenkrecht auf der Ebene des Sextanten ſteht. In dieſem Falle
wird man dann dem kleinen Spiegel durch die unter ihm, auf
der binteren Fläche des Sextanten, hervorſtehende Schraube die
gebörige Neigung gegen dieſe Fläche geben, damit er darauf ſenk-
recht ſteht, d. h. damit die beiden Bilder in der That zur Bedeckung
gebracht werden können.

Beſſer iſt es noch, zur Beſtimmung jenes Collimationsfehlers
nicht ein terreſtriſches Object, ſondern die Sonne zu nehmen.
Bringt man dann die beiden Bilder derſelben an ihrem ſehr ſcharf
begränzten Rande an den entgegengeſetzten Seiten dieſes Randes zur
Bedeckung, und liest für beide Bedeckungen den Stand der Alhidade
ab, ſo iſt die halbe Differenz der beiden Leſungen der Collimations-
fehler des Inſtruments, und die halbe Summe derſelben iſt gleich
dem Durchmeſſer der Sonne, wodurch man, da dieſer Durchmeſ-
ſer aus den aſtronomiſchen Ephemeriden bereits bekannt iſt, zugleich
ein Prüfungsmittel hat, ob die beiden Beobachtungen in der That
gut und verläßlich ſind.

§. 48. (Vernier.) Dieß ſind die vorzüglichſten Inſtrumente
der neueren beobachtenden Aſtronomie, deren nähere Kenntniß den
Leſern, wie wir glauben, intereſſant und nützlich zugleich ſeyn
wird, wenn ſie ſich einen richtigen Begriff von den aſtronomiſchen
Beobachtungen machen wollen. Wir haben bei der Beſchreibung
derſelben des Verniers öfter erwähnt, daher wir auch dieſen
hier näher angeben müſſen.

Wenn dasjenige Ende der Alhidade, welches an dem getheil-
ten Rande des Inſtruments auf und ab bewegt wird, bloß eine
einzige gerade Linie, die wir oben (S. 318) den Index nannten,
enthielte, ſo würde man mit einem ſolchen Inſtrumente keine
kleineren Winkel meſſen können als unmittelbar durch die Theil-
ſtriche auf dem Rande deſſelben angegeben ſind. Wenn man da-

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[366/0378] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. mit dem Inſtrumente beobachteten Winkeln dieſe Größe 0° 30′ ſubtrahiren, um den wahren Winkel zu erhalten. Man wird ihn addiren, wenn die Alhidade auf der andern Seite zwiſchen O und B ſtünde. Kann man aber bei dieſer Unterſuchung die beiden Bilder deſſelben Gegenſtandes nicht zu einer genauen Bedeckung bringen, ſondern gleiten ſie, wenn man die Alhidade bewegt, neben einander hin, ſo iſt dieß ein Zeichen, daß der kleine Spiegel nicht ſenkrecht auf der Ebene des Sextanten ſteht. In dieſem Falle wird man dann dem kleinen Spiegel durch die unter ihm, auf der binteren Fläche des Sextanten, hervorſtehende Schraube die gebörige Neigung gegen dieſe Fläche geben, damit er darauf ſenk- recht ſteht, d. h. damit die beiden Bilder in der That zur Bedeckung gebracht werden können. Beſſer iſt es noch, zur Beſtimmung jenes Collimationsfehlers nicht ein terreſtriſches Object, ſondern die Sonne zu nehmen. Bringt man dann die beiden Bilder derſelben an ihrem ſehr ſcharf begränzten Rande an den entgegengeſetzten Seiten dieſes Randes zur Bedeckung, und liest für beide Bedeckungen den Stand der Alhidade ab, ſo iſt die halbe Differenz der beiden Leſungen der Collimations- fehler des Inſtruments, und die halbe Summe derſelben iſt gleich dem Durchmeſſer der Sonne, wodurch man, da dieſer Durchmeſ- ſer aus den aſtronomiſchen Ephemeriden bereits bekannt iſt, zugleich ein Prüfungsmittel hat, ob die beiden Beobachtungen in der That gut und verläßlich ſind. §. 48. (Vernier.) Dieß ſind die vorzüglichſten Inſtrumente der neueren beobachtenden Aſtronomie, deren nähere Kenntniß den Leſern, wie wir glauben, intereſſant und nützlich zugleich ſeyn wird, wenn ſie ſich einen richtigen Begriff von den aſtronomiſchen Beobachtungen machen wollen. Wir haben bei der Beſchreibung derſelben des Verniers öfter erwähnt, daher wir auch dieſen hier näher angeben müſſen. Wenn dasjenige Ende der Alhidade, welches an dem getheil- ten Rande des Inſtruments auf und ab bewegt wird, bloß eine einzige gerade Linie, die wir oben (S. 318) den Index nannten, enthielte, ſo würde man mit einem ſolchen Inſtrumente keine kleineren Winkel meſſen können als unmittelbar durch die Theil- ſtriche auf dem Rande deſſelben angegeben ſind. Wenn man da-

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/378>, abgerufen am 28.04.2024.