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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.

Den beiden letzten Forderungen wird man am besten auf fol-
gende Art entsprechen. -- Es wurde bereits oben (S. 349) gesagt
daß das Aequatorial nichts anderes als ein Höhenkreis (Fig. 20)
ist, dessen verticale Axe F E man schief gegen den Horizont und
zwar mit der Weltaxe parallel legt. Nun wird man sich leicht
eine einfache Vorrichtung, etwa nur von Holz verschaffen, durch
welche man das Aequatorial so aufstellt, daß seine Drehungsaxe
F E (Fig. 22) wieder in seine ursprüngliche oder verticale Lage
zurückkömmt. Dann wird man also wieder einen Höhenkreis
haben und an ihm jene beiden Fehler 4 und 5 ganz ebenso berich-
tigen, wie dieß oben (S. 342) bei dem in Fig. 20 dargestellten
Höhenkreis gesagt worden ist. Man wird nämlich dann, nachdem
man die Axe E F durch das oben (S. 342) angezeigte Verfahren
auf den Horizont genau senkrecht gestellt hat, den Kreis B B'
mit seiner vertical stehenden Axe E F (Fig. 22) parallel machen,
wenn man (wie S. 343) die Hänglibelle in zwei einander ent-
gegengesetzten Lagen an die Axe F G dieses Kreises B B' anhängt
und dadurch diese Axe F G horizontal, d. h. den Kreis B B' selbst
vertical oder mit der bereits vertical stehenden großen Drehungs-
axe F E parallel stellt. Und eben so wird man die optische Axe
des Fernrohrs mit der Ebene des Kreises B B' parallel stellen,
wenn man (wie S. 343) das Fernrohr in zwei einander entge-
gen gesetzten Lagen auf dasselbe terrestrische Object stellt. Dieses
Verfahren hat noch den Vortheil, daß man, wenn durch das so
aufgestellte Aequatorial die Zenithdistanz irgend eines terrestrischen
Objectes mit umgewendetem Kreise zweimal beobachtet, (wie
oben S. 326) den Zenithpunkt des Kreises B B' erhält. Wenn
diese Berichtigungen vorüber sind, so legt man die Rotationsaxe
E F wieder in ihre, der Weltaxe wenigstens beinahe parallele
Lage r r zurück und bringt den Kreis B B' mittelst einer an sei-
ner Axe F G aufgehängten Libelle in eine auf dem Horizonte senk-
rechte Stellung.

Um dann die Drehungsaxe E F ganz genau in die Ebene
des Meridians sowohl, als auch in die gehörige Neigung gegen
den Horizont zu bringen, wird man einen Stern, am besten den
Polarstern, einige Minuten vor seiner Culmination mit dem Fern-

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.

Den beiden letzten Forderungen wird man am beſten auf fol-
gende Art entſprechen. — Es wurde bereits oben (S. 349) geſagt
daß das Aequatorial nichts anderes als ein Höhenkreis (Fig. 20)
iſt, deſſen verticale Axe F E man ſchief gegen den Horizont und
zwar mit der Weltaxe parallel legt. Nun wird man ſich leicht
eine einfache Vorrichtung, etwa nur von Holz verſchaffen, durch
welche man das Aequatorial ſo aufſtellt, daß ſeine Drehungsaxe
F E (Fig. 22) wieder in ſeine urſprüngliche oder verticale Lage
zurückkömmt. Dann wird man alſo wieder einen Höhenkreis
haben und an ihm jene beiden Fehler 4 und 5 ganz ebenſo berich-
tigen, wie dieß oben (S. 342) bei dem in Fig. 20 dargeſtellten
Höhenkreis geſagt worden iſt. Man wird nämlich dann, nachdem
man die Axe E F durch das oben (S. 342) angezeigte Verfahren
auf den Horizont genau ſenkrecht geſtellt hat, den Kreis B B'
mit ſeiner vertical ſtehenden Axe E F (Fig. 22) parallel machen,
wenn man (wie S. 343) die Hänglibelle in zwei einander ent-
gegengeſetzten Lagen an die Axe F G dieſes Kreiſes B B' anhängt
und dadurch dieſe Axe F G horizontal, d. h. den Kreis B B' ſelbſt
vertical oder mit der bereits vertical ſtehenden großen Drehungs-
axe F E parallel ſtellt. Und eben ſo wird man die optiſche Axe
des Fernrohrs mit der Ebene des Kreiſes B B' parallel ſtellen,
wenn man (wie S. 343) das Fernrohr in zwei einander entge-
gen geſetzten Lagen auf daſſelbe terreſtriſche Object ſtellt. Dieſes
Verfahren hat noch den Vortheil, daß man, wenn durch das ſo
aufgeſtellte Aequatorial die Zenithdiſtanz irgend eines terreſtriſchen
Objectes mit umgewendetem Kreiſe zweimal beobachtet, (wie
oben S. 326) den Zenithpunkt des Kreiſes B B' erhält. Wenn
dieſe Berichtigungen vorüber ſind, ſo legt man die Rotationsaxe
E F wieder in ihre, der Weltaxe wenigſtens beinahe parallele
Lage r r zurück und bringt den Kreis B B' mittelſt einer an ſei-
ner Axe F G aufgehängten Libelle in eine auf dem Horizonte ſenk-
rechte Stellung.

Um dann die Drehungsaxe E F ganz genau in die Ebene
des Meridians ſowohl, als auch in die gehörige Neigung gegen
den Horizont zu bringen, wird man einen Stern, am beſten den
Polarſtern, einige Minuten vor ſeiner Culmination mit dem Fern-

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[356/0368] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. Den beiden letzten Forderungen wird man am beſten auf fol- gende Art entſprechen. — Es wurde bereits oben (S. 349) geſagt daß das Aequatorial nichts anderes als ein Höhenkreis (Fig. 20) iſt, deſſen verticale Axe F E man ſchief gegen den Horizont und zwar mit der Weltaxe parallel legt. Nun wird man ſich leicht eine einfache Vorrichtung, etwa nur von Holz verſchaffen, durch welche man das Aequatorial ſo aufſtellt, daß ſeine Drehungsaxe F E (Fig. 22) wieder in ſeine urſprüngliche oder verticale Lage zurückkömmt. Dann wird man alſo wieder einen Höhenkreis haben und an ihm jene beiden Fehler 4 und 5 ganz ebenſo berich- tigen, wie dieß oben (S. 342) bei dem in Fig. 20 dargeſtellten Höhenkreis geſagt worden iſt. Man wird nämlich dann, nachdem man die Axe E F durch das oben (S. 342) angezeigte Verfahren auf den Horizont genau ſenkrecht geſtellt hat, den Kreis B B' mit ſeiner vertical ſtehenden Axe E F (Fig. 22) parallel machen, wenn man (wie S. 343) die Hänglibelle in zwei einander ent- gegengeſetzten Lagen an die Axe F G dieſes Kreiſes B B' anhängt und dadurch dieſe Axe F G horizontal, d. h. den Kreis B B' ſelbſt vertical oder mit der bereits vertical ſtehenden großen Drehungs- axe F E parallel ſtellt. Und eben ſo wird man die optiſche Axe des Fernrohrs mit der Ebene des Kreiſes B B' parallel ſtellen, wenn man (wie S. 343) das Fernrohr in zwei einander entge- gen geſetzten Lagen auf daſſelbe terreſtriſche Object ſtellt. Dieſes Verfahren hat noch den Vortheil, daß man, wenn durch das ſo aufgeſtellte Aequatorial die Zenithdiſtanz irgend eines terreſtriſchen Objectes mit umgewendetem Kreiſe zweimal beobachtet, (wie oben S. 326) den Zenithpunkt des Kreiſes B B' erhält. Wenn dieſe Berichtigungen vorüber ſind, ſo legt man die Rotationsaxe E F wieder in ihre, der Weltaxe wenigſtens beinahe parallele Lage r r zurück und bringt den Kreis B B' mittelſt einer an ſei- ner Axe F G aufgehängten Libelle in eine auf dem Horizonte ſenk- rechte Stellung. Um dann die Drehungsaxe E F ganz genau in die Ebene des Meridians ſowohl, als auch in die gehörige Neigung gegen den Horizont zu bringen, wird man einen Stern, am beſten den Polarſtern, einige Minuten vor ſeiner Culmination mit dem Fern-

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/368>, abgerufen am 28.04.2024.