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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
ter Stellung, so daß jetzt das Axenende A auf das Lager B komme,
wieder in diese Lager zurückbringen. Wird jetzt das Fernrohr
wieder auf das terrestrische Object zurückgebracht, und weicht der
Faden etwas von demselben ab, so wird man die Hälfte des be-
merkten Fehlers durch die Schraube bei A verbessern, welche be-
stimmt ist, das Fadennetz in horizontaler Richtung zu bewegen.

§. 41. (Aequatorial.) Wenn man einen Höhenkreis, wie
z. B. den in Fig. 20 beschriebenen, so aufstellen wollte, daß die
früher verticale oder auf dem Horizonte senkrechte Drehungsaxe
F E jetzt auf dem Aequator senkrecht steht, d. h. daß diese Axe in
der Ebene des Meridians aufgestellt, mit dem Horizonte einen
Winkel bildet, der gleich der Polhöhe (I. S. 30) des Beobach-
tungsorts ist, so würde man ein Aequatorial haben, wie das-
selbe in Fig. 22 abgebildet erscheint. Dieses Instrument ist also
von einem Höhenkreise nur in der Aufstellung seiner Axe wesent-
lich verschieden. Bei dem Höhenkreise geht diese Drehungsaxe
nach dem Zenithe, bei dem Aequatorial aber nach dem Pole des
Aequators, oder dort steht die Axe senkrecht auf dem Horizonte,
während diese Axe E F (Fig. 22) hier der Weltaxe parallel liegt;
dort stellt also auch der auf diese Axe senkrechte Kreis M (Fig. 20)
den Horizont vor, während hier dieser Kreis A A' (Fig. 22) mit
dem Aequator parallel ist; dort endlich liegt der verticale Kreis
m n (Fig. 20) immer in der Ebene eines Höhenkreises (I. S. 27),
während hier dieser Kreis B B'' (Fig. 22), wie man ihn auch um
die ihm parallele Axe E F drehen mag, da seine Ebene stets durch
diese Axe gehend angenommen wird, immer in dem Declinations-
kreise (I. S. 28) derjenigen Sterne liegt, durch welche seine Ebene
geht. So wie daher bei dem Höhenkreise (Fig. 20) der Kreis
M die Azimuthe und der Kreis m n die Zenithdistanzen der Ge-
stirne zu geben bestimmt ist, so wird bei dem Aequatorial (Fig. 22)
der auf die Drehungsaxe E F senkrechte Kreis A A die Stun-
denwinkel
(I. S. 30), und der mit dieser Axe parallele Kreis
B B'' die Poldistanzen der Sterne, die man eben durch das
Fernrohr C D beobachtet, zu geben bestimmt seyn.

Man stelle sich also eine senkrechte, auf dem Tische oder in
dem Boden befestigte Säule P vor, an dessen oberem Ende eine
andere cylindrische Säule E F so aufliegt, daß sie der Weltaxe

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
ter Stellung, ſo daß jetzt das Axenende A auf das Lager B komme,
wieder in dieſe Lager zurückbringen. Wird jetzt das Fernrohr
wieder auf das terreſtriſche Object zurückgebracht, und weicht der
Faden etwas von demſelben ab, ſo wird man die Hälfte des be-
merkten Fehlers durch die Schraube bei A verbeſſern, welche be-
ſtimmt iſt, das Fadennetz in horizontaler Richtung zu bewegen.

§. 41. (Aequatorial.) Wenn man einen Höhenkreis, wie
z. B. den in Fig. 20 beſchriebenen, ſo aufſtellen wollte, daß die
früher verticale oder auf dem Horizonte ſenkrechte Drehungsaxe
F E jetzt auf dem Aequator ſenkrecht ſteht, d. h. daß dieſe Axe in
der Ebene des Meridians aufgeſtellt, mit dem Horizonte einen
Winkel bildet, der gleich der Polhöhe (I. S. 30) des Beobach-
tungsorts iſt, ſo würde man ein Aequatorial haben, wie daſ-
ſelbe in Fig. 22 abgebildet erſcheint. Dieſes Inſtrument iſt alſo
von einem Höhenkreiſe nur in der Aufſtellung ſeiner Axe weſent-
lich verſchieden. Bei dem Höhenkreiſe geht dieſe Drehungsaxe
nach dem Zenithe, bei dem Aequatorial aber nach dem Pole des
Aequators, oder dort ſteht die Axe ſenkrecht auf dem Horizonte,
während dieſe Axe E F (Fig. 22) hier der Weltaxe parallel liegt;
dort ſtellt alſo auch der auf dieſe Axe ſenkrechte Kreis M (Fig. 20)
den Horizont vor, während hier dieſer Kreis A A' (Fig. 22) mit
dem Aequator parallel iſt; dort endlich liegt der verticale Kreis
m n (Fig. 20) immer in der Ebene eines Höhenkreiſes (I. S. 27),
während hier dieſer Kreis B B'' (Fig. 22), wie man ihn auch um
die ihm parallele Axe E F drehen mag, da ſeine Ebene ſtets durch
dieſe Axe gehend angenommen wird, immer in dem Declinations-
kreiſe (I. S. 28) derjenigen Sterne liegt, durch welche ſeine Ebene
geht. So wie daher bei dem Höhenkreiſe (Fig. 20) der Kreis
M die Azimuthe und der Kreis m n die Zenithdiſtanzen der Ge-
ſtirne zu geben beſtimmt iſt, ſo wird bei dem Aequatorial (Fig. 22)
der auf die Drehungsaxe E F ſenkrechte Kreis A A die Stun-
denwinkel
(I. S. 30), und der mit dieſer Axe parallele Kreis
B B'' die Poldiſtanzen der Sterne, die man eben durch das
Fernrohr C D beobachtet, zu geben beſtimmt ſeyn.

Man ſtelle ſich alſo eine ſenkrechte, auf dem Tiſche oder in
dem Boden befeſtigte Säule P vor, an deſſen oberem Ende eine
andere cylindriſche Säule E F ſo aufliegt, daß ſie der Weltaxe

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[349/0361] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. ter Stellung, ſo daß jetzt das Axenende A auf das Lager B komme, wieder in dieſe Lager zurückbringen. Wird jetzt das Fernrohr wieder auf das terreſtriſche Object zurückgebracht, und weicht der Faden etwas von demſelben ab, ſo wird man die Hälfte des be- merkten Fehlers durch die Schraube bei A verbeſſern, welche be- ſtimmt iſt, das Fadennetz in horizontaler Richtung zu bewegen. §. 41. (Aequatorial.) Wenn man einen Höhenkreis, wie z. B. den in Fig. 20 beſchriebenen, ſo aufſtellen wollte, daß die früher verticale oder auf dem Horizonte ſenkrechte Drehungsaxe F E jetzt auf dem Aequator ſenkrecht ſteht, d. h. daß dieſe Axe in der Ebene des Meridians aufgeſtellt, mit dem Horizonte einen Winkel bildet, der gleich der Polhöhe (I. S. 30) des Beobach- tungsorts iſt, ſo würde man ein Aequatorial haben, wie daſ- ſelbe in Fig. 22 abgebildet erſcheint. Dieſes Inſtrument iſt alſo von einem Höhenkreiſe nur in der Aufſtellung ſeiner Axe weſent- lich verſchieden. Bei dem Höhenkreiſe geht dieſe Drehungsaxe nach dem Zenithe, bei dem Aequatorial aber nach dem Pole des Aequators, oder dort ſteht die Axe ſenkrecht auf dem Horizonte, während dieſe Axe E F (Fig. 22) hier der Weltaxe parallel liegt; dort ſtellt alſo auch der auf dieſe Axe ſenkrechte Kreis M (Fig. 20) den Horizont vor, während hier dieſer Kreis A A' (Fig. 22) mit dem Aequator parallel iſt; dort endlich liegt der verticale Kreis m n (Fig. 20) immer in der Ebene eines Höhenkreiſes (I. S. 27), während hier dieſer Kreis B B'' (Fig. 22), wie man ihn auch um die ihm parallele Axe E F drehen mag, da ſeine Ebene ſtets durch dieſe Axe gehend angenommen wird, immer in dem Declinations- kreiſe (I. S. 28) derjenigen Sterne liegt, durch welche ſeine Ebene geht. So wie daher bei dem Höhenkreiſe (Fig. 20) der Kreis M die Azimuthe und der Kreis m n die Zenithdiſtanzen der Ge- ſtirne zu geben beſtimmt iſt, ſo wird bei dem Aequatorial (Fig. 22) der auf die Drehungsaxe E F ſenkrechte Kreis A A die Stun- denwinkel (I. S. 30), und der mit dieſer Axe parallele Kreis B B'' die Poldiſtanzen der Sterne, die man eben durch das Fernrohr C D beobachtet, zu geben beſtimmt ſeyn. Man ſtelle ſich alſo eine ſenkrechte, auf dem Tiſche oder in dem Boden befeſtigte Säule P vor, an deſſen oberem Ende eine andere cylindriſche Säule E F ſo aufliegt, daß ſie der Weltaxe

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/361>, abgerufen am 28.04.2024.