Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
oben, (S. 320) bei Gelegenheit des Meridiankreises angeführt, wo sie auch (Fig. 19) bei f h abgebildet ist.
Durch diese Mikrometer-Schrauben bewegt man nun das Fernrohr in verticaler und horizontaler Richtung ganz leise so, daß der bereits im Felde des Fernrohrs stehende Stern in der Mitte des Feldes ganz genau auf den horizontalen Faden zu stehen komme. In diesem Augenblicke liest man die neben dem Instrumente stehende Uhr und dann auch den Stand der Verniere des inneren Kreises gegen den festen, eingetheilten äußeren Kreis ab, wodurch man die gesuchte Zenithdistanz des Sterns für eine gegebene Zeit erhält, vorausgesetzt, daß man den Collimations- fehler (S. 325) des Kreises bereits kennt, d. h., daß man bereits weiß, wie viel man von jeder Lesung am Kreise abziehen oder da- zu addiren muß, um die wahre Zenithdistanz der Beobachtung zu erhalten.
Diesen Collimationsfehler findet man aber entweder durch Um- wendung des Instruments oder durch einen Quecksilberhorizont ganz auf dieselbe Art, wie bereits oben (§. 31) bei dem Meridian- kreise gesagt worden ist, und man sieht von selbst, daß hier die er- ste Methode ganz besonders anwendbar ist, weil das Instrument, nach der Einrichtung seines Baues, sich so leicht und sicher um- wenden läßt, so daß einmal der Kreis auf der einen und dann auf der entgegengesetzten Seite der verticalen Säule F B zu ste- hen kömmt.
§. 37. (Multiplicirende Beobachtungen an diesem Instrumente.) Das so eben angezeigte Verfahren möchte wohl das sicherste und bequemste zugleich seyn. Die sehr zahlreichen und guten Beobach- tungen, welche auf diese Art an einem solchen Instrumente, dessen Kreise nur einen Durchmesser von 18 Zoll haben, auf der Stern- warte in Wien gemacht worden sind, lassen über die Vorzüglich- keit dieses Gebrauches keine Zweifel mehr übrig.
Man hat aber, in früheren Zeiten wenigstens, geglaubt, daß dieses Instrument wesentlich gewinnen würde, wenn man ihm eine Einrichtung geben könnte, durch welche man die Beobach- tungen desselben vervielfältigen und sie auf diese Weise von den meisten derjenigen Fehler unabhängig machen würde, denen jede einzelne, isolirte Beobachtung ihrer Natur nach, ausgesetzt
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
oben, (S. 320) bei Gelegenheit des Meridiankreiſes angeführt, wo ſie auch (Fig. 19) bei f h abgebildet iſt.
Durch dieſe Mikrometer-Schrauben bewegt man nun das Fernrohr in verticaler und horizontaler Richtung ganz leiſe ſo, daß der bereits im Felde des Fernrohrs ſtehende Stern in der Mitte des Feldes ganz genau auf den horizontalen Faden zu ſtehen komme. In dieſem Augenblicke liest man die neben dem Inſtrumente ſtehende Uhr und dann auch den Stand der Verniere des inneren Kreiſes gegen den feſten, eingetheilten äußeren Kreis ab, wodurch man die geſuchte Zenithdiſtanz des Sterns für eine gegebene Zeit erhält, vorausgeſetzt, daß man den Collimations- fehler (S. 325) des Kreiſes bereits kennt, d. h., daß man bereits weiß, wie viel man von jeder Leſung am Kreiſe abziehen oder da- zu addiren muß, um die wahre Zenithdiſtanz der Beobachtung zu erhalten.
Dieſen Collimationsfehler findet man aber entweder durch Um- wendung des Inſtruments oder durch einen Queckſilberhorizont ganz auf dieſelbe Art, wie bereits oben (§. 31) bei dem Meridian- kreiſe geſagt worden iſt, und man ſieht von ſelbſt, daß hier die er- ſte Methode ganz beſonders anwendbar iſt, weil das Inſtrument, nach der Einrichtung ſeines Baues, ſich ſo leicht und ſicher um- wenden läßt, ſo daß einmal der Kreis auf der einen und dann auf der entgegengeſetzten Seite der verticalen Säule F B zu ſte- hen kömmt.
§. 37. (Multiplicirende Beobachtungen an dieſem Inſtrumente.) Das ſo eben angezeigte Verfahren möchte wohl das ſicherſte und bequemſte zugleich ſeyn. Die ſehr zahlreichen und guten Beobach- tungen, welche auf dieſe Art an einem ſolchen Inſtrumente, deſſen Kreiſe nur einen Durchmeſſer von 18 Zoll haben, auf der Stern- warte in Wien gemacht worden ſind, laſſen über die Vorzüglich- keit dieſes Gebrauches keine Zweifel mehr übrig.
Man hat aber, in früheren Zeiten wenigſtens, geglaubt, daß dieſes Inſtrument weſentlich gewinnen würde, wenn man ihm eine Einrichtung geben könnte, durch welche man die Beobach- tungen deſſelben vervielfältigen und ſie auf dieſe Weiſe von den meiſten derjenigen Fehler unabhängig machen würde, denen jede einzelne, iſolirte Beobachtung ihrer Natur nach, ausgeſetzt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0350"n="338"/><fwplace="top"type="header">Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.</fw><lb/>
oben, (S. 320) bei Gelegenheit des Meridiankreiſes angeführt,<lb/>
wo ſie auch (Fig. 19) bei <hirendition="#aq">f h</hi> abgebildet iſt.</p><lb/><p>Durch dieſe Mikrometer-Schrauben bewegt man nun das<lb/>
Fernrohr in verticaler und horizontaler Richtung ganz leiſe ſo,<lb/>
daß der bereits im Felde des Fernrohrs ſtehende Stern in der<lb/>
Mitte des Feldes <hirendition="#g">ganz genau</hi> auf den horizontalen Faden zu<lb/>ſtehen komme. In dieſem Augenblicke liest man die neben dem<lb/>
Inſtrumente ſtehende Uhr und dann auch den Stand der Verniere<lb/>
des inneren Kreiſes gegen den feſten, eingetheilten äußeren Kreis<lb/>
ab, wodurch man die geſuchte Zenithdiſtanz des Sterns für eine<lb/>
gegebene Zeit erhält, vorausgeſetzt, daß man den Collimations-<lb/>
fehler (S. 325) des Kreiſes bereits kennt, d. h., daß man bereits<lb/>
weiß, wie viel man von jeder Leſung am Kreiſe abziehen oder da-<lb/>
zu addiren muß, um die wahre Zenithdiſtanz der Beobachtung zu<lb/>
erhalten.</p><lb/><p>Dieſen Collimationsfehler findet man aber entweder durch Um-<lb/>
wendung des Inſtruments oder durch einen Queckſilberhorizont<lb/>
ganz auf dieſelbe Art, wie bereits oben (§. 31) bei dem Meridian-<lb/>
kreiſe geſagt worden iſt, und man ſieht von ſelbſt, daß hier die er-<lb/>ſte Methode ganz beſonders anwendbar iſt, weil das Inſtrument,<lb/>
nach der Einrichtung ſeines Baues, ſich ſo leicht und ſicher um-<lb/>
wenden läßt, ſo daß einmal der Kreis auf der einen und dann<lb/>
auf der entgegengeſetzten Seite der verticalen Säule <hirendition="#aq">F B</hi> zu ſte-<lb/>
hen kömmt.</p><lb/><p>§. 37. (Multiplicirende Beobachtungen an dieſem Inſtrumente.)<lb/>
Das ſo eben angezeigte Verfahren möchte wohl das ſicherſte und<lb/>
bequemſte zugleich ſeyn. Die ſehr zahlreichen und guten Beobach-<lb/>
tungen, welche auf dieſe Art an einem ſolchen Inſtrumente, deſſen<lb/>
Kreiſe nur einen Durchmeſſer von 18 Zoll haben, auf der Stern-<lb/>
warte in Wien gemacht worden ſind, laſſen über die Vorzüglich-<lb/>
keit <hirendition="#g">dieſes</hi> Gebrauches keine Zweifel mehr übrig.</p><lb/><p>Man hat aber, in früheren Zeiten wenigſtens, geglaubt, daß<lb/>
dieſes Inſtrument weſentlich gewinnen würde, wenn man ihm<lb/>
eine Einrichtung geben könnte, durch welche man die Beobach-<lb/>
tungen deſſelben <hirendition="#g">vervielfältigen</hi> und ſie auf dieſe Weiſe von<lb/>
den meiſten derjenigen Fehler unabhängig machen würde, denen<lb/>
jede einzelne, iſolirte Beobachtung ihrer Natur nach, ausgeſetzt<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[338/0350]
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
oben, (S. 320) bei Gelegenheit des Meridiankreiſes angeführt,
wo ſie auch (Fig. 19) bei f h abgebildet iſt.
Durch dieſe Mikrometer-Schrauben bewegt man nun das
Fernrohr in verticaler und horizontaler Richtung ganz leiſe ſo,
daß der bereits im Felde des Fernrohrs ſtehende Stern in der
Mitte des Feldes ganz genau auf den horizontalen Faden zu
ſtehen komme. In dieſem Augenblicke liest man die neben dem
Inſtrumente ſtehende Uhr und dann auch den Stand der Verniere
des inneren Kreiſes gegen den feſten, eingetheilten äußeren Kreis
ab, wodurch man die geſuchte Zenithdiſtanz des Sterns für eine
gegebene Zeit erhält, vorausgeſetzt, daß man den Collimations-
fehler (S. 325) des Kreiſes bereits kennt, d. h., daß man bereits
weiß, wie viel man von jeder Leſung am Kreiſe abziehen oder da-
zu addiren muß, um die wahre Zenithdiſtanz der Beobachtung zu
erhalten.
Dieſen Collimationsfehler findet man aber entweder durch Um-
wendung des Inſtruments oder durch einen Queckſilberhorizont
ganz auf dieſelbe Art, wie bereits oben (§. 31) bei dem Meridian-
kreiſe geſagt worden iſt, und man ſieht von ſelbſt, daß hier die er-
ſte Methode ganz beſonders anwendbar iſt, weil das Inſtrument,
nach der Einrichtung ſeines Baues, ſich ſo leicht und ſicher um-
wenden läßt, ſo daß einmal der Kreis auf der einen und dann
auf der entgegengeſetzten Seite der verticalen Säule F B zu ſte-
hen kömmt.
§. 37. (Multiplicirende Beobachtungen an dieſem Inſtrumente.)
Das ſo eben angezeigte Verfahren möchte wohl das ſicherſte und
bequemſte zugleich ſeyn. Die ſehr zahlreichen und guten Beobach-
tungen, welche auf dieſe Art an einem ſolchen Inſtrumente, deſſen
Kreiſe nur einen Durchmeſſer von 18 Zoll haben, auf der Stern-
warte in Wien gemacht worden ſind, laſſen über die Vorzüglich-
keit dieſes Gebrauches keine Zweifel mehr übrig.
Man hat aber, in früheren Zeiten wenigſtens, geglaubt, daß
dieſes Inſtrument weſentlich gewinnen würde, wenn man ihm
eine Einrichtung geben könnte, durch welche man die Beobach-
tungen deſſelben vervielfältigen und ſie auf dieſe Weiſe von
den meiſten derjenigen Fehler unabhängig machen würde, denen
jede einzelne, iſolirte Beobachtung ihrer Natur nach, ausgeſetzt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/350>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.