Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite
Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.

§. 20. (Andere Correctionen des Mittagsrohrs.) Allein es
gibt bei diesem Instrumente noch andere Fehler, auf die ein ge-
nauer Beobachter ebenfalls Rücksicht nehmen soll. Man sieht z. B.
ohne meine Erinnerung, daß der Künstler, welcher solche Instru-
mente verfertiget, die Endpunkte A und B der Drebungsaxe, mit
welchen diese Axe eigentlich auf ihren Lagern aufliegt, mit der
größten Sorgfalt ausarbeiten muß; diese Endtheile der Axe sind
Cylinder mit kreisförmiger Basis. Wenn nun diese Basis bei
dem einen oder dem anderen Endpunkte der Axe kein vollkomme-
ner Kreis, sondern z. B. eine Ellipse wäre, oder wenn sie auch
beide Kreise, aber von verschiedenem Durchmesser wären, oder wenn
beide Cylinder einander nicht genau gegenüberstünden u. s. w., so
würden diese Unvollkommenheiten der mechanischen Ausführung,
die doch der Künstler nicht wohl gänzlich vermeiden kann, ebenso
viele Fehlerquellen seyn, auf welche der Beobachter, da er sie
nicht wie jene drei wegschaffen oder doch so viel möglich vermin-
dern kann, bei den Berechnungen seiner Beobachtungen Rücksicht
nehmen muß. Schwerer noch ist es, diejenigen Fehler zu bestim-
men, die von der Wirkung der Schwere auf das Fernrohr in den
verschiedenen Lagen desselben gegen den Horizont kommen, so wie
jene, welche die Temperatur in den verschiedenen Theilen des In-
strumentes erzeugt. Um diese letzten Fehler wenigstens so viel
möglich zu vermeiden, hat man eigene Beschirmungen, welche bei
den Sonnenbeobachtungen nicht nur das Instrument, sondern auch
die beiden Pfeiler P und Q in Schatten stellen, so daß nur das
Objectiv D des Fernrohrs den Sonnenstrahlen bloß gegeben wird,
und man hat gefunden, daß der Mangel dieser Beschirmung des
Instruments oft sehr große Fehler erzeugt. Selbst der oben er-
wähnte Ring im Innern des Fernrohrs, welcher die Fäden trägt,
ist einer solchen Verstellung durch die Sonnenstrahlen ausgesetzt,
wenn dieselben vor der Beobachtung den westlichen, und nach der-
selben den östlichen Rand des Ringes bescheinen, daher man vor
diesen Ring einen zweiten anzubringen pflegt, welcher den ersten
vor der unmittelbaren Einwirkung der Sonnenstrahlen be-
schützen soll.

Noch muß erwähnt werden, daß man für diese, so wie über-
haupt für alle in dem Meridian aufgestellte Instrumente, in an-

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.

§. 20. (Andere Correctionen des Mittagsrohrs.) Allein es
gibt bei dieſem Inſtrumente noch andere Fehler, auf die ein ge-
nauer Beobachter ebenfalls Rückſicht nehmen ſoll. Man ſieht z. B.
ohne meine Erinnerung, daß der Künſtler, welcher ſolche Inſtru-
mente verfertiget, die Endpunkte A und B der Drebungsaxe, mit
welchen dieſe Axe eigentlich auf ihren Lagern aufliegt, mit der
größten Sorgfalt ausarbeiten muß; dieſe Endtheile der Axe ſind
Cylinder mit kreisförmiger Baſis. Wenn nun dieſe Baſis bei
dem einen oder dem anderen Endpunkte der Axe kein vollkomme-
ner Kreis, ſondern z. B. eine Ellipſe wäre, oder wenn ſie auch
beide Kreiſe, aber von verſchiedenem Durchmeſſer wären, oder wenn
beide Cylinder einander nicht genau gegenüberſtünden u. ſ. w., ſo
würden dieſe Unvollkommenheiten der mechaniſchen Ausführung,
die doch der Künſtler nicht wohl gänzlich vermeiden kann, ebenſo
viele Fehlerquellen ſeyn, auf welche der Beobachter, da er ſie
nicht wie jene drei wegſchaffen oder doch ſo viel möglich vermin-
dern kann, bei den Berechnungen ſeiner Beobachtungen Rückſicht
nehmen muß. Schwerer noch iſt es, diejenigen Fehler zu beſtim-
men, die von der Wirkung der Schwere auf das Fernrohr in den
verſchiedenen Lagen deſſelben gegen den Horizont kommen, ſo wie
jene, welche die Temperatur in den verſchiedenen Theilen des In-
ſtrumentes erzeugt. Um dieſe letzten Fehler wenigſtens ſo viel
möglich zu vermeiden, hat man eigene Beſchirmungen, welche bei
den Sonnenbeobachtungen nicht nur das Inſtrument, ſondern auch
die beiden Pfeiler P und Q in Schatten ſtellen, ſo daß nur das
Objectiv D des Fernrohrs den Sonnenſtrahlen bloß gegeben wird,
und man hat gefunden, daß der Mangel dieſer Beſchirmung des
Inſtruments oft ſehr große Fehler erzeugt. Selbſt der oben er-
wähnte Ring im Innern des Fernrohrs, welcher die Fäden trägt,
iſt einer ſolchen Verſtellung durch die Sonnenſtrahlen ausgeſetzt,
wenn dieſelben vor der Beobachtung den weſtlichen, und nach der-
ſelben den öſtlichen Rand des Ringes beſcheinen, daher man vor
dieſen Ring einen zweiten anzubringen pflegt, welcher den erſten
vor der unmittelbaren Einwirkung der Sonnenſtrahlen be-
ſchützen ſoll.

Noch muß erwähnt werden, daß man für dieſe, ſo wie über-
haupt für alle in dem Meridian aufgeſtellte Inſtrumente, in an-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0304" n="292"/>
            <fw place="top" type="header">Be&#x017F;chreibung und Gebrauch der a&#x017F;tronom. In&#x017F;trumente.</fw><lb/>
            <p>§. 20. (Andere Correctionen des Mittagsrohrs.) Allein es<lb/>
gibt bei die&#x017F;em In&#x017F;trumente noch andere Fehler, auf die ein ge-<lb/>
nauer Beobachter ebenfalls Rück&#x017F;icht nehmen &#x017F;oll. Man &#x017F;ieht z. B.<lb/>
ohne meine Erinnerung, daß der Kün&#x017F;tler, welcher &#x017F;olche In&#x017F;tru-<lb/>
mente verfertiget, die Endpunkte <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> der Drebungsaxe, mit<lb/>
welchen die&#x017F;e Axe eigentlich auf ihren Lagern aufliegt, mit der<lb/>
größten Sorgfalt ausarbeiten muß; die&#x017F;e Endtheile der Axe &#x017F;ind<lb/>
Cylinder mit kreisförmiger Ba&#x017F;is. Wenn nun die&#x017F;e Ba&#x017F;is bei<lb/>
dem einen oder dem anderen Endpunkte der Axe kein vollkomme-<lb/>
ner Kreis, &#x017F;ondern z. B. eine Ellip&#x017F;e wäre, oder wenn &#x017F;ie auch<lb/>
beide Krei&#x017F;e, aber von ver&#x017F;chiedenem Durchme&#x017F;&#x017F;er wären, oder wenn<lb/>
beide Cylinder einander nicht genau gegenüber&#x017F;tünden u. &#x017F;. w., &#x017F;o<lb/>
würden die&#x017F;e Unvollkommenheiten der mechani&#x017F;chen Ausführung,<lb/>
die doch der Kün&#x017F;tler nicht wohl gänzlich vermeiden kann, eben&#x017F;o<lb/>
viele Fehlerquellen &#x017F;eyn, auf welche der Beobachter, da er &#x017F;ie<lb/>
nicht wie jene drei weg&#x017F;chaffen oder doch &#x017F;o viel möglich vermin-<lb/>
dern kann, bei den Berechnungen &#x017F;einer Beobachtungen Rück&#x017F;icht<lb/>
nehmen muß. Schwerer noch i&#x017F;t es, diejenigen Fehler zu be&#x017F;tim-<lb/>
men, die von der Wirkung der Schwere auf das Fernrohr in den<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Lagen de&#x017F;&#x017F;elben gegen den Horizont kommen, &#x017F;o wie<lb/>
jene, welche die Temperatur in den ver&#x017F;chiedenen Theilen des In-<lb/>
&#x017F;trumentes erzeugt. Um die&#x017F;e letzten Fehler wenig&#x017F;tens &#x017F;o viel<lb/>
möglich zu vermeiden, hat man eigene Be&#x017F;chirmungen, welche bei<lb/>
den Sonnenbeobachtungen nicht nur das In&#x017F;trument, &#x017F;ondern auch<lb/>
die beiden Pfeiler <hi rendition="#aq">P</hi> und <hi rendition="#aq">Q</hi> in Schatten &#x017F;tellen, &#x017F;o daß nur das<lb/>
Objectiv <hi rendition="#aq">D</hi> des Fernrohrs den Sonnen&#x017F;trahlen bloß gegeben wird,<lb/>
und man hat gefunden, daß der Mangel die&#x017F;er Be&#x017F;chirmung des<lb/>
In&#x017F;truments oft &#x017F;ehr große Fehler erzeugt. Selb&#x017F;t der oben er-<lb/>
wähnte Ring im Innern des Fernrohrs, welcher die Fäden trägt,<lb/>
i&#x017F;t einer &#x017F;olchen Ver&#x017F;tellung durch die Sonnen&#x017F;trahlen ausge&#x017F;etzt,<lb/>
wenn die&#x017F;elben vor der Beobachtung den we&#x017F;tlichen, und nach der-<lb/>
&#x017F;elben den ö&#x017F;tlichen Rand des Ringes be&#x017F;cheinen, daher man vor<lb/>
die&#x017F;en Ring einen zweiten anzubringen pflegt, welcher den er&#x017F;ten<lb/>
vor der unmittelbaren Einwirkung der Sonnen&#x017F;trahlen be-<lb/>
&#x017F;chützen &#x017F;oll.</p><lb/>
            <p>Noch muß erwähnt werden, daß man für die&#x017F;e, &#x017F;o wie über-<lb/>
haupt für alle in dem Meridian aufge&#x017F;tellte In&#x017F;trumente, in an-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0304] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. §. 20. (Andere Correctionen des Mittagsrohrs.) Allein es gibt bei dieſem Inſtrumente noch andere Fehler, auf die ein ge- nauer Beobachter ebenfalls Rückſicht nehmen ſoll. Man ſieht z. B. ohne meine Erinnerung, daß der Künſtler, welcher ſolche Inſtru- mente verfertiget, die Endpunkte A und B der Drebungsaxe, mit welchen dieſe Axe eigentlich auf ihren Lagern aufliegt, mit der größten Sorgfalt ausarbeiten muß; dieſe Endtheile der Axe ſind Cylinder mit kreisförmiger Baſis. Wenn nun dieſe Baſis bei dem einen oder dem anderen Endpunkte der Axe kein vollkomme- ner Kreis, ſondern z. B. eine Ellipſe wäre, oder wenn ſie auch beide Kreiſe, aber von verſchiedenem Durchmeſſer wären, oder wenn beide Cylinder einander nicht genau gegenüberſtünden u. ſ. w., ſo würden dieſe Unvollkommenheiten der mechaniſchen Ausführung, die doch der Künſtler nicht wohl gänzlich vermeiden kann, ebenſo viele Fehlerquellen ſeyn, auf welche der Beobachter, da er ſie nicht wie jene drei wegſchaffen oder doch ſo viel möglich vermin- dern kann, bei den Berechnungen ſeiner Beobachtungen Rückſicht nehmen muß. Schwerer noch iſt es, diejenigen Fehler zu beſtim- men, die von der Wirkung der Schwere auf das Fernrohr in den verſchiedenen Lagen deſſelben gegen den Horizont kommen, ſo wie jene, welche die Temperatur in den verſchiedenen Theilen des In- ſtrumentes erzeugt. Um dieſe letzten Fehler wenigſtens ſo viel möglich zu vermeiden, hat man eigene Beſchirmungen, welche bei den Sonnenbeobachtungen nicht nur das Inſtrument, ſondern auch die beiden Pfeiler P und Q in Schatten ſtellen, ſo daß nur das Objectiv D des Fernrohrs den Sonnenſtrahlen bloß gegeben wird, und man hat gefunden, daß der Mangel dieſer Beſchirmung des Inſtruments oft ſehr große Fehler erzeugt. Selbſt der oben er- wähnte Ring im Innern des Fernrohrs, welcher die Fäden trägt, iſt einer ſolchen Verſtellung durch die Sonnenſtrahlen ausgeſetzt, wenn dieſelben vor der Beobachtung den weſtlichen, und nach der- ſelben den öſtlichen Rand des Ringes beſcheinen, daher man vor dieſen Ring einen zweiten anzubringen pflegt, welcher den erſten vor der unmittelbaren Einwirkung der Sonnenſtrahlen be- ſchützen ſoll. Noch muß erwähnt werden, daß man für dieſe, ſo wie über- haupt für alle in dem Meridian aufgeſtellte Inſtrumente, in an-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/304
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/304>, abgerufen am 13.05.2024.